Population der Krähen in Kalbe in Stadtpark und am Friedhof angestiegen

Kalbe
Die Stadt Kalbe kann ihre „Leuchtturmposition“ bezüglich der Saatkrähenpopulation im Stadtgebiet, insbesondere im Stadtpark, auch in diesem Jahr halten, wie Bürgermeister Karsten Ruth mitteilt. Die Situation habe sich sogar verstärkt. Die Anzahl der Tiere sei gestiegen. So ergab die jüngste Zählung im April, dass es im gesamten Stadtgebiet 761 Krähennester gibt. Das bedeutet, dass in Kalbe 761 Brutpaare nisten. Mit dem hohen Aufkommen der als Singvögel deklarierten Tiere erreiche Kalbe eine gewisse Berühmtheit, so der Bürgermeister. So gebe es im Stadtpark die größte Saatkrähenkolonie in Sachsen-Anhalt.
Die Krähenzählung erfolgte durch die Mitarbeiter des Kalbenser Ordnungsamtes. „Wir unterliegen da einer Berichterstattungspflicht gegenüber der Oberen Naturschutzbehörde“, erklärt Ruth. 741 Nester beziehungsweise Brutpaare waren von den Stadtmitarbeitern im Vorjahr registriert worden.
Der Naturschutzbeauftragte Michael Arens zählt die Population der Saatkrähen in Kalbe bereits seit 2001. Allerdings erfolgt seine Zählung alljährlich bereits am 30. März. „Von der staatlichen Vogelschutzwarte ist der Zähltermin so angeraten“, erklärt er. Am 30. März dieses Jahres registrierte er noch 527 Nester. 2020 waren es 604 Brutplätze, 2019 waren es 437 und 2018 sogar nur 361. Ein hohes Aufkommen nach dieser Zählvariante war im Jahr 2001 mit 714 Nestern, so Arens.
Dreck und Lärmbelästigung
Das hohe Krähenaufkommen bringt Dreck und Lärmbelästigung für Anwohner des Stadtparks mit sich. Vergrämungsaktionen wären zwar formell zulässig, wie Karsten Ruth auf Anfrage informiert. „Der letzte Bescheid gibt uns dort Handlungsspielraum bis 2022.“ Doch würden diese Maßnahmen praktisch keinen Sinn machen, „da sie lokal stark eingeschränkt sind“, so der Bürgermeister. „Der Nutzen rechtfertigt hier nicht den Aufwand. Zudem schränken uns auch hier die aktuellen Corona-Bedingungen ein“, gibt er zu bedenken.
Vorgenommen wurden allerdings „kleinere Regulierungen durch den Bauhof im Bereich des aktiven Teils der Friedhofsanlage.“ Denn entlang der Wege sowie in einzelnen Bäumen auf dem Friedhof dürften die Tiere, die europaweit unter Schutz stehen, vertrieben werden. Die Obere Naturschutzbehörde habe dazu schon vor Jahren Auflagen erteilt. So gebe es im südlichen Teil des Stadtparks eine Schutzzone, in der die Tiere nicht vergrämt werden dürften. Das Vertreiben der Vögel in dem Bereich, in dem es erlaubt ist, bewirkt meist aber nur, dass sich die Saatkrähen in anderen Teilen des Parks zum Aufziehen ihrer Brut niederlassen.
Mit dem Ärger um ein hohes Aufkommen an Saatkrähen steht Kalbe allerdings nicht allein da. Auch in Wanzleben gab es in jüngster Vergangenheit Ärger wegen Kot, Dreck und Lärm auf dem Friedhof. In Osterburg haben die schwarzen Vögel ihre Niststätten angrenzend zu einer Kindertagesstätte bezogen. Die Stadt hat vor allem mit dem Verweis auf die „höheren hygienischen Anforderungen“ beim Landesverwaltungsamt (LVWA) eine Ausnahmegenehmigung für die Vertreibung der Vögel beantragt. Und auch in Stendal nisten Saatkrähen auf den Bäumen über dem Schulweg zum Winckelmann-Gymnasium und hinterlassen auch dort Dreck, Krach und Unmut bei der Bevölkerung (Volksstimme berichtete).
