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Kirchenmusik Praetorius-Mette erklingt in St.Marien

Eine Christmette, wie sie um 1620 stattgefunden haben könnte, erlebten Zuhörer am Sonntag in der Marienkirche. Über 100 Sänger der Kantoreien Gardelegen, Seehausen und Osterburg waren beteiligt.

Von Ilka Marten 18.12.2016, 20:00

Gardelegen l Es war nur eine kurze Bemerkung, doch sie sagte alles darüber aus, wie die Praetorius-Christmette am Sonntag in der Gardeleger Marienkirche bei den Zuhörern ankam. „Es war Musik aus dem Himmel“, sagte eine Frau zu Friedemann Lessing, Kreiskantor im Kirchenkreis Stendal, der für einen kurzen Moment auf einer Kirchenbank Platz genommen hatte.

Für Lessing, der die Gesamtleitung der Christmette nach Michael Praetorius inne hatte, „ist ein Traum in Erfüllung gegangen“. Einem, dem viel Arbeit voranging. Anfang des Jahres hatte sich Lessing in Leipzig dicke Praetorius-Bände ausgeliehen, um sich die Noten aus alten Partituren abzuschreiben. Zusammen mit den Kantorinnen Monika Wrobel (Gardelegen) und Sophie-Charlotte Tetzlaff (Seehausen) arbeitete Lessing das Material für die Chöre auf: „Es war eine Fleißarbeit.“

Mehr als 100 Sänger und gut 20 Instrumentalisten sorgten gestern Vormittag für ein beeindruckendes Klangerlebnis in der Marienkirche – eine Christmette wie sie vor 400 Jahren stattgefunden haben könnte. Auf der Orgelempore sangen ein Kammerchor und die Kantorei Osterburg – beide unter der Leitung von Friedemann Lessing. Dazu spielten dort die Blechbläser. Der Kammerchor setzte sich vor allem aus den Musikern des Ensembles Pedale Cantorum zusammen.

Vor dem Altar – unter dem Dirigat von Sophie-Charlotte Tetzlaff – sangen die Kantoreien Gardelegen und Seehausen – und an zahlreichen Passagen waren alle Zuhörer zum Mitsingen eingeladen. Seit September gab es regelmäßige Proben, im Oktober dann ein gemeinsames Probenwochenende der drei Kantoreien in Arendsee. Bekannte Lieder wechselten sich mit Liedbearbeitungen von Praetorius (1571-1621) ab.

Als Solostimme war unter anderem Kantorin Monika Wrobel im Hohen Chor zu hören. Ganz zum Schluss gab es ein furioses Finale mit Pauken und Trompeten und dem Gesang aller Chöre.

Nicht enden wollender Applaus – verbunden mit Jubelpfiffen – war der Lohn für die Akteure, dazu eine herzliche Umarmung von Gabriele Schulz für die Gardeleger Kantorin. Zwei weitere Aufführungen gab es am Sonnabend in Seehausen und gestern Abend in Osterburg. Fazit: Wer gestern Vormittag nicht in der Marienkirche war, hat eines der schönsten Weihnachtskonzerte in diesem Jahr verpasst.