Linke Rothe bleibt Kreisvorsitzende
Die Bismarkerin Ruth Rothe bleibt Kreisvorsitzende der Linken im Altmarkkreis Salzwedel. Die Genossen wählten sie am Sonnabend in Kalbe.
Kalbe l Seit 24 Jahren ist sie die Kreisvorsitzende der Linken im Altmarkkreis Salzwedel – und sie bleibt es auch weiterhin. Ruth Rothe stellte sich am Sonnabend während der Mitgliederversammlung im Kalbenser Eiscafé Piccolo wieder zur Wahl. 25 von 41 anwesenden Mitgliedern stimmten wieder für sie. Als weiteren Kandidaten für den Vorsitz hatte Gudrun Gerecke von der Gardeleger Ortsgruppe Michael Rieke aus Kakerbeck vorgeschlagen. Er erhielt bei der Wahl um den Vorsitz elf Stimmen. Er sehe sich aber eigentlich gar nicht als Gegenkandidaten für die langjährige Vorsitzende, so Rieke bei seiner kurzen Vorstellungsrede: „Es ist nur, damit ihr eine Auswahl habt.“ Fünf Stimmen waren ungültig.
Ebenfalls in den Kreisvorstand der Linken gewählt wurden Thomas Klauß, Hans-Jörg Krause, Carola Sperling, Sabine Rönnefahrt, Michael Scholz, Michael Rieke sowie in Abwesenheit Nadja Lüttich. Auch Gudrun Gerecke wurde in den Kreisvorstand gewählt. Sie fährt zudem mit Jasper Florian als Delegierte zum Bundesparteitag 2018/2019. Schatzmeister und auch Kreisvorstandsmitglied bleibt Jürgen Brunsch aus Salzwedel. Er hatte zuvor in seinem Rück- und Überblick unter anderem über die zurückgehenden Mitgliederzahlen in den Ortsverbänden berichtet. Zudem sei das Durchschnittsalter sehr hoch: Es liegt derzeit bei über 66 Jahren. „Wir haben zu viele Alte“, bedauerte er. Daran müsse man unbedingt arbeiten.
Ruth Rothe hatte zuvor noch einmal an die vergangenen turbulenten Jahre für die Linke – gerade auf kommunaler Ebene erinnert. So seien praktisch alle vom Flüchtlingsstrom überrascht worden. Die Sprachbarriere sei das größte Problem gewesen: „Wer von uns konnte schon arabisch.“ Zudem habe es nur wenig Unterstützung vom Bund gegeben. „Das einzige, was kam, waren Forderungen.“ Doch auch wenn der Weg zur Integration lang sei und auch trotz allen Gegendrucks und einem deutlich spürbaren „Rechtsruck“ in der Altmark – sie sei sogar persönlich heftig angefeindet worden – habe sie ihren Standpunkt nicht geändert, versicherte Rothe. Neben ihrer Arbeit als neue Ortsbürgermeisterin von Bismark arbeite sie weiterhin ehrenamtlich in der Flüchtlingsbetreuung mit.
Rothe lobte am Sonnabend zudem ausdrücklich die Zusammenarbeit des Kreisverbandes mit der Kreistagsfraktion und die Präsenz der Linken in vielen Bürgerinitiativen der Region: „Wir sind bekannt, wenn wir auftauchen“, freute sie sich. Dennoch beklagte sie, dass Sorgen und Probleme aus der Basis oft nicht im Kreisverband ankommen. „Sagt uns, wo die Säge klemmt“, forderte sie die Genossen in Kalbe auf.
Einen Einblick in die nach der Wahl neue politische Rolle der Linken im Bundestag gab am Sonnabend schließlich der Bundestagsabgeordnete und langjährige Bundesgeschäftsführer Matthias Höhn den Genossen seines Wahlkreises. Zunächst einmal sehe er das Ergebnis der Linken, trotz der Verluste „für dieses schwierige Jahr“, immer noch als sehr bemerkenswert an, machte Höhn Mut. Denn es habe eben nicht nur Verluste gegeben. In einigen Schichten hätte die Linke durchaus auch Wähler hinzugewonnen. Allerdings werde es nach der Abgabe der Oppositionsführerrolle an die SPD wohl für die Linke nun zunehmend schwerer werden, noch öffentlich wahrnehmbar zu sein, machte er klar. Auch das hätte die Partei in vergangener Zeit zwar schon gemeistert, dennoch sei es jetzt wichtig, mit dem Oppositionsführer in wichtigen Fragen übereinzukommen: „Die Sozis und wir müssen darüber reden, was das für uns beide bedeutet.“ Es sollte auf keinen Fall auf einen Kampf innerhalb der Opposition hinauslaufen, mahnte er. Jetzt sei Einigkeit wichtig
Mit dem Hintergrund Einigkeit kam Höhn auch auf seinen ganz persönlichen Kampf zu sprechen. Der 42-Jährige war erst vor wenigen Tagen nach internen Konflikten in der Parteizentrale von seinem Posten als Bundesgeschäftsführer der Linken zurückgetreten, den er seit 2012 inne hatte. „Die Situation zwischen Partei und Spitze war nicht die einfachste“, erklärte Höhn schlicht. Nach seiner Entscheidung sehe er jetzt aber wieder die „Chance für die Partei, nach vorn zu kommen“, und er wünsche, „und zwar ganz ironiefrei“, seinem kommissarisch eingesetzten Nachfolger Harald Wolf für seine künftige Arbeit wirklich alles Gute, „denn das ist keine Kleinigkeit“.
Auf Einigkeit, aber vor allem darauf, alle politischen Probleme künftig auszudiskutieren, schwor schließlich der Landesvorsitzende der Linken, Andreas Höppner, die Genossen ein. Letzteres sei parteiintern ein großes Problem, betonte er. So hätte die Linke zum Beispiel kein einheitliches Bild zum Thema Flüchtlingspolitik oder auch zum Thema Grundeinkommen vermitteln können, kritisierte er. Zudem müsse sich die Partei noch stärker in Sachen Arbeits- und Rentenpolitik engagieren, forderte der Gewerkschafter. Mini-Jobs, Leiharbeitsverträge oder befristete Arbeitsverhältnisse seien nach wie vor Ursache dafür, dass viele schon jetzt oder auch später nicht von ihrer Rente leben könnten, sondern diese, „auch nach 45 Arbeitsjahren“, noch aufstocken lassen müssten, erinnerte Höppner, „daran müssen wir weiter arbeiten.“