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Projekt startet in die zweite Runde / Schülerbewerbungen sind ab sofort möglich Schulabschluss mit produktivem Lernen

Von Cornelia Ahlfeld 18.01.2013, 02:23

Das Projekt produktives Lernen geht nach seinem Start im vorigen Jahr in die zweite Runde. Ab sofort können sich Schüler dafür bewerben. Das Projekt bietet Schülern eine Möglichkeit, auf einem anderen Weg als üblich einen Schulabschluss zu erreichen. Die ersten Erfahrungen seien durchweg positiv.

Gardelegen l Schüler, die große Probleme mit dem Schulsystem haben, die bis zur Lernverweigerung gehen können, sind zwar noch die Ausnahme, aber es gibt sie. Die Kinder und Jugendlichen kommen mit der Schule, den Lern- und Unterrichtsmethoden nicht klar. Die Folge: Sie verlassen die Schule oftmals ohne einen richtigen Abschluss. Das wiederum hat Auswirkungen auf das gesamte Leben der betroffenen jungen Menschen. Für sie gibt es jetzt eine Alternative: das Projekt produktives Lernen, angesiedelt in der Rosa-Luxemburg-Schule. Dort werden im Dachgeschoss Räume für dieses Projekt genutzt. Begleitet wird das von den Lehrern Annette Schütze und Michael Bergmeier. Er hat eigens dafür eine zusätzliche Ausbildung absolviert, war in dieser Tätigkeit viele Jahre auf Rügen tätig, ging vor zwei Jahren dann nach Wolmirstedt, um dort dieses Projekt aufzubauen. Mit Beginn des Schuljahres 2012/2013 gibt es diese alternative Schulform auch in Gardelegen.

Das Schuljahr ist in Trimester eingeteilt. Und das erste ist nun abgeschlossen. "Die Rückmeldungen sind bisher positiv bis sehr positiv", sagte Michael Bergmeier. Zehn Schüler und eine Schülerin nutzen in der ersten Auflage diese Unterrichtsform, um trotz Schwierigkeiten mit dem theoretischen Lernen einen dem Hauptschulabschluss gleichenden Schulabschluss zu schaffen. Das Projekt läuft deutschlandweit zwar schon seit 1991. Novum in Gardelegen sei indes, dass nicht nur Sekundarschüler das Angebot nutzen, sondern erstmals auch Förderschüler der Rosa-Luxemburg-Schule. Die Schüler sind zwischen 14 und 18 Jahre alt. An zwei Tagen gibt es Regelunterricht in den Kernfächern, wie Mathe, Deutsch und Englisch. An den anderen drei Wochentagen sind die Jugendlichen in Betrieben und Einrichtungen tätig. "Ihren Praxislernort müssen sich die Schüler selbst suchen. Und das hat bisher auch gut geklappt", erläuterte Bergmeier. Unter anderem arbeiten die Schüler in Autohäusern, in der Landwirtschaft, in Kindergärten, Lebensmittelmärkten oder in Werbefirmen. Alle Vierteljahre müsse der Praxislernort gewechselt werden. Neben der Arbeit müssen die Schüler dort allerdings auch schulische Aufgaben lösen, die sie von den beiden Lehrern aufgetragen bekommen. Ein Schüler etwa habe seinen Praxislernort in einer Tischlerei gefunden. "Mit der Aufgabe, ein Fenster berechnen zu müssen, wird beispielsweise der Matheunterricht bedient. Beim Thema Holz kann man unter anderem die gesamte Regenwaldproblematik abarbeiten", erläuterte Bergmeier.

Bei der praktischen Arbeit werden die Schüler von Praxismentoren aus den jeweiligen Betrieben betreut.

Zensuren gibt es beim produktiven Lernen, das jeweils über zwei Schuljahre läuft, nicht. "Das nimmt den Druck von den Schülern", betonte Annette Schütze. Bewertet werde nach einem Punktesystem. Wer die entsprechenden Punkte erreicht hat, könne nach den zwei Jahren einen Hauptschulabschluss erreichen. Bei erfolgreichem Lernen könnte es auch ein qualifizierter Hauptschulabschluss oder auch ein Realschulabschluss sein.

Das Projekt werde vom Europäischen Sozialfonds gefördert.

Die Erfahrungen seien bisher durchweg positiv, so Bergmeier. Die Rückmeldungen aus den Betrieben seien gut. Es gebe sogar schon Angebote, dass Schüler nach Schulabschluss eine Lehre in den Praxisbetrieben anfangen könnten. "Und das ist auch das Ziel dieses Projektes, zum einen den Hauptschulabschluss zu schaffen und im Idealfall Ausbildungsplätze für die Schüler zu finden", sagte Bergmeier.

Mit Beginn des nächsten Schuljahres soll die zweite Runde des Projektes produktives Lernen starten. Ab sofort werden Bewerbungen angenommen. Die müssen zwar schriftlich, aber formlos erfolgen. Danach werden Aufnahmegespräche geführt. Zudem sollen im Vorfeld Informationsveranstaltungen für Schüler und Eltern stattfinden. Im April endet die Bewerbungsfrist. Nähere Informationen zum Projekt und den Voraussetzungen für eine Teilnahme gibt es zudem bei Michael Bergmeier unter (0160) 8045274.