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Bürgerengagement Teilerfolg für Radfahr-Fans

Steimker BI „Pro Radweg“ überreicht an Landrat Unterschriftenliste für den Bau eines Radweges von Steimke bis zur Landesgrenze.

Von Markus Schulze 25.09.2019, 14:42

Steimke l So viele Fahrräder wie am Montagabend auf dem Schulplatz in Steimke sieht man ansonsten wohl nur bei der Tour de France. Dutzende Menschen waren dem Aufruf der Bürgerinitiative „Pro Radweg“ gefolgt, dem Treffen mit Landrat Michael Ziche beizuwohnen. „Dass ihr alle da seid, ist das Wichtigste“, unterstrich BI-Sprecher Frank Kraskowski. Er erinnerte daran, dass bereits vor 20 Jahren über den Bau von Radwegen gesprochen worden sei. „Es wird also langsam mal Zeit“, meinte er.

Die BI wünscht sich, dass entlang der Kreisstraße 1122 von Kunrau über Steimke nach Brome ein durchgehender Radweg entsteht. In Kunrau befinden sich unter anderem Kita, Grundschule, Bäcker und Freibad. Indes wartet Brome mit Supermärkten, Banken, Bäcker, Fleischer, Tankstelle, Ärzten, Apotheke, Freibad und weiteren Geschäften auf. Eine Radtour nach Kunrau oder Brome ist derzeit aber kein Zuckerschlecken. Denn die Straße muss man sich mit Autos und Lastwagen teilen. „Der Verkehr wird nicht weniger. Wir haben alle Kinder“, machte Kraskowski auf die Sorgen der Eltern aufmerksam. Wer kein Auto hat oder dieses nicht nutzen möchte, sei wegen der schlechten Busverbindungen aber auf das Fahrrad angewiesen.

Um den Wunsch nach einem Radweg zu bekräftigen, hat die BI in Steimke und Umgebung sechs Wochen lang Unterschriften gesammelt. Heraus kamen 751 Unterschriften. „Wenn man die Größe der Orte bedenkt, ist das eine wirklich annehmbare Zahl. Darauf können wir sehr stolz sein“, rief Kraskowski. Sein Dank gilt allen Mitstreitern. Die Mappe mit den Unterschriften, die er Ziche überreichte, war von den Hortkindern noch hübsch gestaltet worden.

Der Landrat, der in Begleitung von Kreisbauamtsleiter Andreas Freude nach Steimke gekommen war, zeigte sich von der großen Zahl der Menschen angenehm überrascht und bedankte sich für ihr Engagement. „Das ist heutzutage nicht mehr selbstverständlich“ und längst nicht jede Infrastrukturmaßnahme erfahre eine solche positive Resonanz. Ziche: „Wer sich kein Gehör verschafft, wird nicht wahrgenommen und vergessen.“ Genau das werde der BI nicht passieren, versprach er.

Mit dem Wunsch nach einem Radweg, so betonte Ziche, „rennen sie beim Landkreis offene Türen ein“. Gerade mit Blick auf die Klimadebatte handele es sich um ein aktuelles Thema, das der Kreis gerne befördere. „Wir müssen aber auch die Realitäten anerkennen“, sagte er. So sei die Chance auf einen Radweg von Kunrau über Steimke nach Brome vor 20 Jahren deutlich größer gewesen, weil es sich damals noch um eine Landesstraße gehandelt habe. 1999 sei die Strecke dann zur Kreisstraße umgewidmet worden. Der Altmarkkreis Salzwedel habe aktuell mehr als 500 Kilometer Kreisstraßen, aber weniger als 30 Kilometer straßenbegleitende Radwege. Jährlich stünden nur 2,2 Millionen Euro an investiven Mitteln zur Verfügung. Etwa 50 Prozent aller Kreisstraßen seien bereits grundhaft saniert worden, „die andere Hälfte haben wir noch vor uns“.

Trotz der „spärlichen“ Möglichkeiten versuche der Altmarkkreis alles, um Wünsche und Belange der Bürger zu berücksichtigen. 2017 sei für einen Radweg von Steimke bis zur Landesgrenze Richtung Brome ein Antrag auf Fördermittel gestellt worden. „Wir sind aber leider gescheitert.“ Das habe vor allem an den „unterdurchschnittlichen Verkehrszahlen“ und dem „kaum vorhandenen“ Schwerlastverkehr gelegen. Ab 2020, so kündigte er an, solle es vom Land neue Finanzierungsregeln geben. Dadurch stiegen die investiven Mittel von 2,2 auf 2,5 Millionen Euro, davon sollen acht Prozent, knapp 200.000 Euro, für den Bau von Radwegen verwendet werden. Der Radweg in Richtung Brome, etwa 850 Meter, koste rund 300 000 Euro. Blieben noch 100 000 Euro, die der Kreis aufzubringen hätte. „Darüber muss der Kreistag entscheiden“, erklärte der Landrat, sah für die Strecke nach Brome „mittelfristig“ aber ziemlich gute Chancen.

Anders sehe das in Bezug auf einen Radweg zwischen Steimke und Kunrau aus. Für die knapp vier Kilometer lange Verbindung wäre mit Kosten in Höhe von 1,2 bis 1,5 Millionen Euro zu rechnen. „Das ist viel Geld“, sagte Ziche und deutete an, dass diese Maßnahme eher unrealistisch ist, wobei: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Der Kreis wolle auf jeden Fall jede Option nutzen, um Fördermittel zu akquirieren.

Deutlich besser seien aber die Chancen auf den Radweg bis zur Landesgrenze Richtung Brome. „Der macht aber nur Sinn, wenn der Landkreis Gifhorn auch mitzieht“, wandte Henry Hartmann aus Neuferchau ein. Schließlich sind es von der Grenze bis zum Bromer Sportplatz, wohin 2014 ein Radweg gebaut wurde, noch rund 500 Meter. Daher wollte er wissen, ob es zwischen den beiden Kreisen eine Zusammenarbeit gebe. „Es gibt eine Übereinkunft“, bestätigte Ziche. „Wenn wir bauen, kommt auf der anderen Seite der Lückenschluss.“

Steimke sei immer einen Besuch wert, stellte der Landrat abschließend fest. Und im Überschwang: Er freue sich schon darauf, in zwei bis drei Jahren den Radweg nach Brome einzuweihen. Die BI „Pro Radweg“ hörte die Worte gern, wird ihr Engagement aber nicht einstellen. Wohl Ende Oktober, kündigte Frank Kraskowski an, sei eine Radtour geplant, über Steimke, Brome und Kunrau.