Polizei ermittelt Ursache für Absturz einer Bundeswehr-Drohne bei Cröchern noch unklar - Telemetrie-und Video-Daten werden ausgewertet
Ende Mai startete ein Drohne des Typs "Luna" bei einer Übung auf dem Truppenübungsplatz Altmark. Plötzlich brach jedoch der Funkkontakt ab. Wenig später war klar: Die Drohne stürzte jenseits des Bundeswehrareals bei Cröchern im Landkreis Börde in einem Waldgebiet ab. Was war passiert?

Letzlingen/Cröchern - Eine Drohne der Bundeswehr stürzte am 28. Mai abseits des Truppenübungsplatzes Altmark bei Cröchern im Landkreis Börde ab. Wie Hauptmann Alexander Helle (Gefechtsübungszentrum Heer/Letzlingen) damals mitteilte, war während einer Übung der Funkkontakt zu dem unbemannten Fluggerät des Typs "Luna" plötzlich abgebrochen. Das etwa 40 Kilogramm schwere Gerät, ausgestattet mit Videokameras, kam allerdings doch relativ sanft in einem Waldgebiet zu Boden.
Denn, so erklärt der Pressesprecher des Gefechtsübungszentrum Letzlingen, habe der Landefallschirm der Drohne fehlerfrei funktioniert. "Die Drohne ist bei der Landung langsam zu Boden geglitten", berichtet Alexander Helle auf Volksstimme-Anfrage. Die Technik werde "auch bei einer planmäßigen Landung genutzt".

Erste Maßnahme der Bundeswehr damals: Alle Drohnen des genannten Typs durften deutschlandweit nicht mehr aufsteigen. Dieses Verbot ist mittlerweile aufgehoben. Weil der Landefallschirm funktioniert habe, "werden die Dohnen vom Typ Luna wieder zu
Übungszwecken über militärischem Gelände zum Einsatz gebracht", erklärt der Hauptmann.
Allerding ist die Absturzursache fast vier Wochen nach dem Vorfall noch nicht geklärt. So berichtet der Presseoffizier, dass sich die sogenannte Flugunfalluntersuchung derzeit noch im Stadium einer Voruntersuchung befinde. So werden aktuell unter anderem die Telemetrie- und Video-Daten der Drohne ausgewertet und Zeugen gehört. "Über die in den Medien veröffentlichten Aussagen hinaus können daher zum jetzigen Zeitpunkt noch keine weiteren Erkenntnisse mitgeteilt werden", erklärt Helle.
Polizei ermittelt
Für Aufsehen hatte der Fall außerdem gesorgt, weil eine Gruppe Männer die abgestürzte Drohne gefunden hatte und direkt am Telefon einen höheren Finderlohn bei der Bundeswehr einforderte. Die Polizei musste das Hightech-Fluggerät in Colbitz sicherstellen. Sogar Ermittlungen wegen Fundunterschlagung wurden aufgenommen. "Die Ermittlungen laufen auch noch", bestätigte Matthias Lütkemüller, Sprecher der Polizei in Haldensleben, am Mittwoch (23. Juni).
Auf dem Truppenübungsplatz Altmark in der Colbitz-Letzlinger-Heide gibt es 21 Übungsdurchgänge an bis zu 240 Tagen im Jahr, berichtet Alexander Helle. Daran sind Bundeswehrverbände aus ganz Deutschland beteiligt. Im Schnitt kommen allerdings nur bei zwei Übungsdurchgängen jährlich Drohnen wie die "Luna" zum Einsatz, erläutert der Hauptmann. Das Gefechtsübungszentrum verfügt selbst über keine Drohnen des genannten Typs. Diese werden üblicherweise von der übenden Truppe mitgeführt, so Helle.
UAV = Unmanned aerial vehicle
Insgesamt werden bei der Bundeswehr in Deutschland etwa 700 sogenannte UAV-Modelle genutzt. UAV steht für "unmanned aerial vehicle" - also ein unbemanntes Fluggerät. Diese unterscheiden sich noch in den Modellformen. Also Drohnen, die kleinen Flugzeugen ähneln, sogenannte Starrflügler, oder Multikopter auch Drehflügler genannt.
Zu einer detaillierteren Übersicht aller von der Bundeswehr genutzten UAV-Modelle kann Alexander Helle keine Angaben machen. "Typen, Modelle, Anzahl der Systeme und Anzahl der Lfz (Luftfahrzeuge, Anmerkung der Redaktion) unterliegen der militärischen Geheimhaltung", antwortete er auf eine Anfrage der Volksstimme.
Aktuell werden nach Angaben Helles alle Drohnen der Bundeswehr rein zu Aufklärungszwecken eingesetzt. "Sie sind für die Soldaten das 'Auge am Feind'", erklärt der Hauptmann.
Politisch wird bereits seit längerer Zeit darüber diskutiert, ob Bundeswehr-Drohnen auch mit Waffensystemen ausgestattet werden sollen.