Förderverein Historische Region Lindstedt veranstaltete gestern das 1. Lindstedter Symposium/ Diskussion über den demografischen Wandel Verein lädt zu Gesprächen über die Herausforderungen der Zeit ein
Lindstedt (dly) l Auch wenn sich der Förderverein Historische Region Lindstedt den Erhalt des Gutshauses und des Gutshofes sowie die Rekonstruktion der frühmittelalterlichen Turmhügelburg auf die Fahne geschrieben hat, will er sich aktuellen gesellschaftlichen Fragen widmen. "Lindstedts neue Mitte" - wie der Förderverein seine Vorhaben überschrieben hat - soll "Ausgangspunkt dafür sein, über Herausforderung unserer Zeit zu sprechen", sagte der Vereinsvorsitzende Marcel Heins gestern Vormittag im Lindstedter Dorfgemeinschaftshaus. Dorthin hatte der Förderverein zum 1. Lindstedter Symposium eingeladen, das sich mit dem Thema "Die Entwicklung des ländlichen Lebens unter den Bedingungen des demografischen Wandels" beschäftigt hat. Gekommen waren neben den Bürgermeistern Konrad Fuchs aus Gardelegen und Norman Klebe aus Arendsee Vertreter aus Verwaltungen, von Vereinen, von der Landgesellschaft Sachsen-Anhalt, der Hochschule Anhalt, vom Management des Leader-Programmes sowie aus politischen Gremien. Die Moderation hatte Prof. Dr. Siegmar Brandt von der Hochschule Anhalt übernommen.
Er habe der Bitte gern zugestimmt, "weil in der Altmark etwas im Wachsen ist, was genau die Fragen der Zeit aufgreift". Darum freute sich Brandt sehr darüber, dass nicht nur Verwaltungsmitarbeiter zum Symposium gekommen waren, sondern auch Vertreter der Vereine, die vor Ort aktiv sind. Ihr Engagement sei Ausdruck "für das Verantwortungsgefühl der Bürger für ihre Region. Sie wissen, was sie an ihrer Region haben", sagte Siegmar Brandt.
Bürgermeister Konrad Fuchs hatte zwei Auftritte im Programm. Er sprach nicht nur über die "Lage und Möglichkeiten der Vernetzung von Verwaltungs- und Bürgerkompetenz zur Entwicklung des ländlichen Lebens am Beispiel der Hansestadt Gardelegen", sondern zu Beginn der Veranstaltung Begrüßungsworte.
"Es ist schon ein spannendes Thema", sagte Fuchs. Ein Thema, bei dem er gern etwas mehr Unterstützung aus der Landespolitik sehen würde: "Ich habe den Eindruck, für die Landespolitiker hört das Land am Mittellandkanal auf." Für das Städtenetzwerk Altmark aber sei der demografische Wandel von Anfang an ein Thema gewesen. "Er ist da und lässt sich nicht aufhalten", so Fuchs. Die einzige Antwort für ihn: "Wir müssen Arbeitsplätze schaffen." Seit der Wende sei in Gardelegen diesbezüglich schon viel passiert, "aber das reicht nicht".
Der demografische Wandel könnte in den kommenden Jahren ganz konkrete Auswirkungen haben, kündigte der Bürgermeister an und nannte die Dorfgemeinschaftshäuser. Pro Jahr gibt die Stadt 132000 Euro als Zuschuss. Den gut hergerichteten Gebäuden und Räumen stehen aber Kindereinrichtungen gegenüber, "die kaum noch zulässig sind". Auch im Brandschutz sind erhebliche Investitionen notwendig, "um den Ehrenamtlichen entsprechende Bedingungen zu bieten". Darum werden die Dorfgemeinschaftshäuser nicht in allen Orten zu halten sein, betonte Fuchs. In erste Linie werde es um die Pflichtaufgaben gehen. Dazu gehören auch die Grundschulen. Acht kommunale gibt es in der Stadt Gardelegen. Zwei davon werden wohl geschlossen werden müssen, kündigte Fuchs an.
Um dem demografischen Wandel entgegenzuwirken, um junge Leute in der Region zu halten, "müssen wir viel mehr als bisher das Positive in der Mittelpunkt stellen", forderte Fuchs, "wir müssen der Realität zwar schonungslos ins Auge sehen, aber optimistisch herangehen. Wir müssen Wege suchen, wie wir vernünftig mit der negativen Entwicklung umgehen."