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Mikroprojekt des Heimatvereines aus dem Programm "Stärken vor Ort" vorgestellt Was die Jävenitzer Häuser so alles erzählen

Von Donald Lyko 08.12.2011, 05:23

Mit dem Projekt "Was das Haus erzählt" nimmt der Heimatverein Jävenitz derzeit am Förderprogramm "Stärken vor Ort" teil. Am Dienstagnachmittag stellten die Beteiligten die bisherigen Arbeitsergebnisse vor.

Jävenitz l In den elf Jahren seines Bestehens hat der Heimatverein Jävenitz viele kleine und große Projekte realisiert. "Die Veranstaltung heute reiht sich würdig ein in die Reihe größerer Ereignisse", sagte die Vereinsvorsitzende Elisabeth Gille-Frank während der Begrüßung der Gäste, die ins Vereinshaus am Weidenhof gekommen waren. Die Veranstaltung selbst war aber nur ein Teil dieses "größeren Ereignisses" - der Teilnahme am Programm "Stärken vor Ort", gefördert vom Europäischen Sozialfond und dem Bundesfamilienministerium.

"Die Idee für das Projekt haben wir schon länger, aber die Finanzierung war immer das Problem", sagte die Vereinsvorsitzende. Konkreter wurde dann Vereinsmitglied Ingeborg Lamprecht. Sie erinnerte daran, dass Christa Strebe vor Jahren "erstmals in diese Richtung gedacht" hat. Dabei sei es aber noch um die Geschichte der ortsansässigen Firmen gegangen. Es folgten weitere Ereignisse, die die Idee für das Projekt "Was das Haus erzählt" immer konkreter werden ließen. Bei einem Besuch beim Partnerverein in Dobberkau lernten sie die Arbeit eines dortigen Heimatforschers kennen, in dessen Nachlass sich viele Aufzeichnungen über die Dobberkauer Gehöfte befinden. Im Jahr 2009 machten die Mitglieder des Jävenitzer Heimatvereins während einer Exkursion Station in Hitzacker. An vielen historischen Gebäuden dort hängen Tafeln mit Informationen zur Baugeschichte. "Da sprang der Funke über", sagte Ingeborg Lamprecht.

Letztendlich war es Vereinsschatzmeisterin Ivonne Henke, die die Umsetzung des Projektes in Gang brachte. "Zuerst hat sie uns einen Schock versetzt", berichtete Ingeborg Lamprecht über den Moment, in dem Ivonne Henke vorschlug, sich mit einem Mikroprojekt für "Stärken vor Ort" zu bewerben. Davon hatte sie in der Zeitung gelesen. Anfangs hielten viele der derzeit 15 Vereinsmitglieder den Vorschlag für "verrückt", hielten das Projekt für eine Nummer zu groß für den kleinen Verein. Doch die beharrliche Überzeugungsarbeit der Schatzmeisterin zeigte Wirkung. Der Verein bewarb sich mit Erfolg, bekam 10000 Euro als Fördergeld zugesprochen. Damit war es möglich, die Jävenitzerin Ellen Haushahn für den Projektzeitraum von 1. April bis 31. Dezember dieses Jahres zu beschäftigen. Mit dem Ziel, dass die Arbeit "eine Tür aufstößt zum ersten Arbeitsmarkt", sagte Ingeborg Lamprecht.

Mit dem Projekt "Was das Haus erzählt" hat der Heimatverein eine Dokumentation der Gebäude in Jävenitz erarbeitet. Sieben Ordner sind bisher mit den Ergebnissen gefüllt. Hinzu kommen Darstellungen zum Leben auf dem Lande von der Hausschlachterei bis zu den Anfängen der Hausmüllentsorgung, aber auch Interessantes über Traditionen in Jävenitz wie den Pfingstmeier oder die Schützenfeste.

Mit den Geschichten der alten und neuen Gebäude werden auch Familiengeschichten erzählt. "Die Dokumentation steht den Bürgern als Informationsquelle zur Verfügung, als Quelle für Publikationen und für Vorträge", sagte Ingeborg Lamprecht, "schon jetzt möchten einige etwas über die Geschichte der Häuser erfahren." In der kommenden Woche können sich Interessenten im Vereinshaus (ehemals Rathaus) von Montag bis Freitag jeweils von 10 bis 14 Uhr die Projektergebnisse anschauen.

In Jävenitz gibt es rund 330 Häuser. Von 202 Häusern liegen Daten vor. Unter anderem hat Ellen Haushahn in Archiven und im Grundbuchamt recherchiert. Viele Informationen gab es aber von den Eigentümern selbst. Für die Befragung war ein umfangreicher Erhebungsbogen erarbeitet worden, anhand dessen die Interviewer - unter anderem waren Vereinsmitglieder und Freunde des Vereines unterwegs - die Daten sammelten. Sie gehören ebenso zur Dokumentation wie zahlreiche Fotos, historische wie aktuelle. "Es ist erfreulich, dass der Großteil der Jävenitzer mitgemacht hat", sagte Ingeborg Lamprecht: "Ohne die Mitwirkung der Einwohner wäre das Projekt nicht möglich gewesen." Sie verschwieg aber auch nicht, dass einige Einwohner skeptisch waren, keinen Sinn im Projekt gesehen oder Datenschutz-Bedenken vorgebracht haben.

Alle Fakten wurden am Computer aufbereitet und können entsprechend präsentiert werden. "Die Datenbank ist das Herzstück des Projektes", erklärte Ingeborg Lamprecht. Dazu gibt es Aufsteller, auf denen Auszüge der Projektarbeit zu sehen sind, zum Beispiel einige auffällige Häuser, die Denkmale im Ort oder die Kirche als dorfbildprägendes Gebäude. Das geförderte Mikroprojekt läuft zum Jahresende aus, "aber die Arbeit wird vom Verein fortgesetzt", kündigte Ingeborg Lamprecht an. Der Datenbestand soll immer wieder um neue Erkenntnisse ergänzt werden.