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Weltpflanzentag Pflanzen und gärtnern mit allen Sinnen

Anlässlich des Weltpflanzentages am 13. April sprach die Volksstimme mit der Kalbenser Gartenexpertin Ruth Schwarzer.

Von Doreen Schulze 13.04.2020, 10:00

Kalbe l Der 13. April, in diesem Jahr der Ostermontag, gilt als Weltehrentag der Pflanzen. Initiiert wurde er von Marion Owen in den USA, um das Bewusstsein für die Bedeutung von Pflanzen im Alltag zu schärfen. Die Menschen begannen schon in frühester Zeit, Pflanzen zu nutzen. Sie wurden zum Verzehr gesammelt und angebaut, sind wichtiges Ausgangsmaterial zur Herstellung von Kleidung. Kräuter und Gewürze dienen dem Verfeinern der Speisen. Und dann gibt es da noch die Zierpflanzen, die zumeist einfach nur erfreuen und dem Betrachter gut tun.

Ruth Schwarzer weiß um die Bedeutung der Pflanzen. Für die Gartenbauingenieurin aus Kalbe sind diese ganz besondere Lebewesen. Sie bestimmt Pflanzen nicht nur anhand ihres Aussehens. „Pflanzen kann man riechen und anfassen. Die einen haben einen eckigen Stiel, andere einen runden. Wieder andere Pflanzen haben haarige oder raue Stiele“, berichtet sie. Sensibilisiert für die Düfte und die Beschaffenheit der Pflanzen wurde Schwarzer bereits in ihrer Kindheit. Ihr blinder Onkel Wilhelm führte sie so an Pflanzen heran.

Anlässlich des Weltpflanzentages gibt die Kalbenserin Tipps, wie Frühblüher gepflegt werden, damit sie auch im folgenden Jahr wieder mit ihren Blüten erfreuen. „Dabei wird oft einiges falsch gemacht“, weiß die Gartenbauingenieurin.Für kurze Zeit erfreuen die Frühblüher mit ihren intensiven Farben die Gartenbesitzer. Ist die Pracht verblüht, bleiben die Blätter oft noch eine Weile im Beet stehen. Wenn diese dann ganz blütenlos und nicht mehr ganz frisch aussehen, erscheinen sie für den Gartenfreund oft als unschön. Um das Beet ordentlich zu halten, werden die Blätter dann häufig entfernt. „Aber gerade das ist falsch. Mit Hilfe der Blätter assimilieren die Pflanzen“, so Schwarzer. Sie nehmen Nährstoffe auf und wandeln sie in körpereigene Stoffe um. Die Pflanze sammle quasi mit Hilfe der Blätter Kraft, um im nächsten Jahr wieder in voller Blüte erstrahlen zu können.

Dies gilt für Osterglocken und Narzissen genauso wie für Tulpen. „Tulpen werden ja gern mit Blättern in die Vase gestellt, weil es schön aussieht“, so Schwarzer. Sie appelliert an die Blumenfreunde, mindestens zwei Blätter der Pflanzen stehen zu lassen, wenn sie im Beet abgeschnitten werden. Aus dem Beet entfernt sollten die Blätter nach dem Abblühen erst werden, wenn sie „rascheltrocken“ sind. Pro Pflanze ein bis zwei Blätter stehen lassen, das empfiehlt Schwarzer übrigens auch beim Bärlauch. Damit auch dieser im Folgejahr wiederkehrt.

Damit das Beet nicht kahl und unschön erscheint, wenn die Frühblüher sich zurückziehen, empfiehlt die 70-Jährige, die Zwiebeln der Frühblüher nicht vorn ins Beet zu setzen, sondern etwa einen Meter hinter der Beetkante. Zudem können einjährige Blumen eingesät werden, die während der Sommermonate erblühen, wenn die Frühlingsboten sich längst in die Erde zurückgezogen haben. Als Beispiele nennt sie Portulakröschen, Kalifornischen Goldmohn oder das einjährige Steinkraut, das nicht nur herrlich blüht, sondern auch einen angenehmen Duft verströmt und sich zudem selbst wieder aussät. „Das sieht den ganzen Sommer über gut aus und braucht wenig Pflege“, so Schwarzer über das Steinkraut. Apropos säen: Eine Aussaat sollte nur erfolgen, wenn der Boden mindestens zehn Grad warm ist. Andernfalls könnte der Samen in der Erde faulen.

Auch Stauden können so gesetzt werden, dass sie zum einen die stehen gebliebenen Blätter überdecken beziehungsweise später das Beet verschönern. Unter Pfingstrosen stören verrottende Tulpenblätter nicht. „So hat man das ganze Jahr über schöne Blumen“, rät die Gartenexpertin. Übrigens: Unsere Vorfahren haben beispielsweise ihre Bauerngärten so angelegt, dass sich die verschiedenen Pflanzen in ihrer Blüte in den Beeten abwechselten. „Von den Vorfahren kann man auch heute noch lernen. Der Garten lebt von der Vielfalt.“

Die kleineren Frühblüher, wie beispielsweise Winterlinge, Krokusse, Schneeglöckchen, Märzenbecher oder Traubenhyazinthen, vermehren sich nicht durch Zwiebelteilung, sondern sie versäen sich, wie Schwarzer erklärt. Wenn die Samen auf dem Boden landen und dort anwachsen, erscheint es optisch oft so, als würden kleine Grasbüschel aus der Erde sprießen. Der fleißige Gärtner, der seinen Garten sauber halten möchte, entfernt diese meist, weil sie das Bild des gepflegten Gartens stören. Schwarzer rät, diese Pflanzen unter Sträucher, zum Beispiel Forsythien, zu setzen. Dort störe es weniger, wenn diese Büschel erscheinen. Und über die Jahre könne man sich über einen üppigen Blütenteppich freuen. Wer Krokusse, Schneeglöckchen und andere Frühblüher in den Rasen setzt, der sollte mit der Mahd warten, bis sich die Blätter zurückgezogen haben. Denn auch bei diesen Pflanzen sind sie für die Assimilation wichtig. Wer unbedingt seinen Rasen mähe möchte, sollte an den Stellen, an denen die Frühblüher noch zu sehen sind, kleine „Inseln“ stehen lassen.

Um die Zwiebeln der Frühblüher vor Wühlratten zu schützen, empfiehlt Schwarzer, Kükendraht zu nutzen und zu Kegeln zu formen, in die die Zwiebeln hineingelegt werden. So können die Tiere nicht an die Zwiebel in der Erde heran.

Und noch einen Hinweis hat die Pflanzenexpertin: „Die meisten Leute gießen total verkehrt.“ Gerade wenn die Pflanzen neu in die Erde gesetzt sind, werden sie sehr stark und sehr regelmäßig gegossen. Bei trockenen Perioden kommen die Pflanzen dann nicht gut mit weniger Wasser aus. „Man kann seine Pflanzen auch erziehen“, sagt die Kalbenserin. Wenn sie nur alle zehn bis zwölf Tage etwa 25 bis 30 Liter Wasser auf einen Quadratmeter bekommen, gehen die Wurzeln tiefer in die Erde und die Pflanze kommt auch mit trockeneren Perioden besser zurecht. Als Blumenerde sollte keine torfhaltige Erde verwendet werden, denn wenn diese einmal komplett austrocknet, könne Torf keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen. Das durchdringende Wässern empfiehlt Schwarzer auch für Balkon- und Topfpflanzen. Statt von oben mit der Kanne zu gießen, sollten die Topfballen komplett ins Wasser getaucht werde. So könne sich der Ballen vollsaugen. Balkonpflanzen in Kästen sollten ebenfalls nur alle paar Tage mit ausreichend Wasser versorgt werden, denn bei täglich kleinen Gaben bilden sie nur wenig Wurzeln aus.