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Wiepke Noch kein Schutz gegen Schlamm und Hochwasser

Nach dem letzten Unwetter hatte die Stadt für Wiepke einen Maßnahmekatalog mit über 20 Punkten erstellt. Umgesetzt wurde noch nichts.

Von Cornelia Ahlfeld 09.04.2020, 04:00

Wiepke l Die Einwohner von Wiepke werden die Bilder vom 13. Mai 2017 noch nicht vergessen haben. Nach einem starken Unwetter mit Platzregen setzte sich von den Feldern an den Hellbergen westlich des Ortes die Erde in Bewegung. Eine schlammige, braune Brühe floss in großer Geschwindigkeit in den Ort. Innerhalb weniger Minuten stand fast ganz Wiepke unter Wasser. Die Alte Dorfstraße war zu einem Fluss geworden. Feuerwehr und viele Helfer waren im Einsatz. Mit Radladern wurde der Schlamm zusammengeschoben. Ein Szenario, dem die Stadt danach mit Hochwasserschutzmaßnahmen begegnen wollte. Planungsunterlagen wurden erstellt, eine Prioritätenliste mit mehr als 20 Punkten erarbeitet, die nach Wertigkeit und Wirksamkeit nach und nach abgearbeitet werden sollte. Die Ausgaben dafür lagen bei knapp 360.000 Euro.

Unter anderem ging es um eine Entwässerungsmulde am Acker an der B 71 südöstlich von Wiepke und um einen Damm zum Schutz der anliegenden Grundstücke. Auch der Bau einer gepflasterten Vertiefung, um das Wasser in den Wiepker Bach überzuleiten, stand auf der Liste. Fördergeld wurde beim Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Salzwedel zwar beantragt, aber der Topf war leer. Die Stadt entschloss sich, mit eigenen Mitteln anzufangen. Ein Regenwasserrückhaltebecken für 59 000 Euro sollte es sein. Das war der Stand im September 2018. Und was ist weiter passiert? Nicht viel, denn bisher hat sich in Sachen Regenwasserschutz in Wiepke in baulicher Hinsicht nichts getan.

„Um die Regenwassersituation bei Starkregen zukünftig mit weniger Problemen vorzufinden, ist bereits im Jahr 2018 eine Mehr-Punkte-Strategie entwickelt worden“, bestätigte denn auch Stadt-Bauamtsleiter Ottmar Wiesel. Das habe seinerzeit sein Vorgänger, Engelhard Behrends, der im vorigen Jahr in den Ruhestand gewechselt war, auf den Weg gebracht. „Beteiligt waren damals alle Zuständigen, die sich üblicherweise mit derartigen Problemen beschäftigen. Dazu gehörte auch der Landkreis“, so Wiesel. Es sei entschieden worden, als erste Maßnahme ein „Regenwasser-Auffang-Verdunstungs-Versickerungs-Rückhaltebecken“ zu bauen. Dieses Becken soll links am Ortseingang von Wiepke (aus Richtung Gardelegen) entstehen. Die Stadt hat das Grundstück auch bereits gekauft. Die Planung wurde im vorigen Jahr ausgeführt und zur Genehmigung beim Landkreis eingereicht. Der Kreis habe bisher jedoch noch keine Genehmigung erteilt. Ein Projektgespräch war aktuell mit dem Kreis geplant. Das fand aus verschiedenen Gründen nicht statt. „Die Anlage kann gegenwärtig also nicht gebaut werden“, stellte Wiesel klar.

„Der geplante Vor-Ort Termin in Wiepke wurde aufgrund der Corona-Beschränkungen abgesagt beziehungsweise ausgesetzt“, bestätigte auf Anfrage Kreissprecherin Birgit Eurich. Mit dem zuständigen Planer seien weitere Inhalte zu den Antragsunterlagen telefonisch besprochen worden. „Bisher sind beim Landkreis keine neuen beziehungsweise geänderten Unterlagen eingegangen“, betonte Eurich. Um welche Änderungen und Hintergründe es denn nun konkret geht, konnte die Kreissprecherin auf erneute Anfrage nicht sagen. „Es handelt sich um ein laufendes Verfahren, Inhalte werden daher nicht kommuniziert“, stellte Eurich klar.

Zu klein, nicht tief genug und die Versickerung würde im geplanten Regenwasserauffangbecken nicht richtig funktionieren. Dieser Ansicht sei zumindest die Untere Wasserbehörde, wurde Bauamtsleiter Ottmar Wiesel etwas deutlicher. Außerdem müsse die Entwässerung der Bundesstraße mit erfolgen. „Das ist aber nicht unser Problem“, so Wiesel. Die Stadt sehe es so, dass es hier noch Gesprächsbedarf mit dem Kreis gebe. Wann der Bedarf allerdings umgesetzt werden kann, ist derzeit noch völlig offen. Etwas erstaunt zeigte sich Wiepkes Ortsbürgermeister Michael Becker. „Die Planungen waren doch schlüssig“, meinte er dazu. Er sei davon ausgegangen, dass das alles durch sei. Einige kleinere Maßnahmen seien ja auch schon ausgeführt worden. Aber es sei nun natürlich auch wichtig weiterzumachen, denn das nächste Unwetter komme bestimmt.

Denn das Unwetter vom 13. Mai 2017 ist nicht das erste seiner Art mit Überflutungen in Wiepke gewesen. Doris Prießmeier, die von 1962 bis 2013 in Wiepke gewohnt hatte, hat langjährige Wetteraufzeichnungen für den Ort geführt (Auszug siehe Info-Kasten). Die Ursachen sollen vielschichtig sein. Aufgeführt werden geologische und geografische Gründe, aber auch die landwirtschaftliche Bewirtschaftung der Ackerflächen um Wiepke und der Klimawandel.