Ein Kindergarten schreibt Geschichte 170 Jahre Kindergarten Karow: Das feiern die „kleinen Strolche“ mit Projektwoche und Theaterstück
Seit 170 Jahren gibt es am Rand des Fiener Bruchs einen Kindergarten. Das wurde in der Kita „Zu den kleinen Strolchen“ mit einer Festwoche begangen, die am Freitag ihren Höhepunkt beim Theaterstück für Kinder und Eltern hatte.

Karow - Mit vielerlei Spielen, Unternehmungen und kleinen Programmen begingen Kinder, Erzieher und Eltern ihre außergewöhnliche Jubiläumswoche. Eigentlich war ein Dorffest geplant, das jedoch aufgrund der bekannten Einschränkungen ausfallen musste, doch die Erzieher um Diana Hubold machten aus der Not eine Tugend. „Wir wollten das Ereignis nicht ganz ohne Festlichkeit vorüberstreichen lassen und haben uns für eine kleinere, aber trotzdem schöne Variante entschieden“, so Kita-Leiterin Hubold.
Zum Abschluss traten die Kleinen mit Gedichten, Liedern und Tänzen bei der Seniorenvereinigung des Ortes im Dorfgemeinschaftshaus auf. Gedacht war die Veranstaltung wie auch das anschließende Theaterstück als Freilicht-Aufführung – doch daraus wurde nichts. Sturzbachartiger Regen verhinderte das Ansinnen und machte selbst die kurzen Wege zwischen Kita, Turnhalle und Dorfgemeinschaftshaus zu einer in Erinnerung bleibenden Herausforderung. „Schön, dass wir noch Alternativen haben und die schnell zu erreichen sind“, so das Erzieher-Team.
Als absoluter Höhepunkt der Woche wartete in der Turnhalle schon Marc Theis vom Theater aus dem Koffer als „Meister Ton“ auf die Mädchen und Jungen. Gemeinsam mit der „Liedfee“ Lena Biallawons unternahmen sie eine Reise nach Klingklang. Die Kinder waren so begeistert von dem großen ledernen Koffer, dem mitreißenden Tanzen und Singen der Liedfee und den Erklärungen des Reiseführers Meister Ton, der unbedingt von den Kindern begleitet werden wollte.
Stiftung wollte armen Waisenkindern helfen
Das 170-jährige Bestehen der Kita führen die Karower auf die Gründung des „Elisen-Stifts“ zur Betreuung der Gutsarbeiterkinder durch den Grafen von Wartensleben zurück. Der Karower Pfarrer Johann Friedrich Wilkens entwickelte 1817 Ideen, die in Vorschläge mündeten, wie eine Stiftungsgründung zu Ehren Luthers und des 300-jährigen Bestehens der evangelischen Kirche aussehen könnte. Seine Vorschläge unterbreitete er Ludwig von Wartensleben, dem Grafen und Rittergutsbesitzer von Karow. Diese Stiftung, so heißt es in der Chronik, wollte armen Waisenkindern des Ortes unterstützen. Doch die Dorfbewohner hatten selbst kaum etwas, um zu spenden. Also sprangen Pastor und Graf ein und stellten die benötigten Thaler zur Verfügung: Die Lutherstiftung wurde gegründet.
Daraus folgend entwickelte sich der Gedanke für die Gutsarbeiterkinder eine „Kinderbewahranstalt“ zu schaffen, damit folgten die Karower dem Zeitgeist. Denn 1840 rief Friedrich Fröbel im beschaulichen Bad Blankenburg in Thüringen den ersten Kindergarten ins Leben – und empfahl eine „Pädagogik vom Kinde her“. Sie sollte weniger auf Autorität als vielmehr auf systematische Hilfe zur Entfaltung setzen.
Fast alle Karower waren in diesem Kindergarten
Die Idee machte Schule und der Kindergarten gilt heute auch als unverfälschte Bezeichnung in der anglo-amerikanischen Sprachwelt. Am 1. Juli 1851 ging die „Kinderbewahranstalt“ in Betrieb. Die Räumlichkeiten zur Unterbringung wechselten seither mehrfach. Aufgenommen werden konnten anfangs bis zu 40 Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren, betreut wurden sie von einer sogenannten Hausmutter.
Seitdem durchliefen so gut wie alle Karower diesen Kindergarten, der sich von der „Kinderbewahranstalt“ hin zu einem modernen Kindergarten mit pädagogisch geschulten Mitarbeitern entwickelte. Aus einigen von ihnen wurden selbst Erzieher und eine übernahm dann sogar die Leitung: Diana Hubold.


