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Günter Sander: Fasten tut gut, egal ob man Christ ist oder nicht / Kirchen mit Angeboten Am Aschermittwoch ist nicht alles vorbei: Genthin bereitet sich auf die Fastenzeit vor

Von Simone Pötschke 09.02.2013, 02:18

"Riskier was, Mensch!" - das ist das diesjährige Motto der 7 Wochen Ohne-Fastenaktion der evangelischen Kirche. Die Katholiken stellen die Fastenzeit unter die Überschrift "Wir haben den Hunger satt!

Genthin l Der bevorstehende Mittwoch markiert nicht nur das Ende der Karnevalszeit, sondern auch den Auftakt einer 40-tägigen Vorbereitungszeit auf das Osterfest, der Fastenzeit. Sie ist landläufig bekannt als eine gute Gelegenheit, guten Vorsätzen mal wieder eine Chance zu geben. Alltagssünden wie Süßigkeiten, fettes Essen, Zigaretten oder Alkohol können in der Fastenzeit abgeschworen werden. Besinnung wird in den Tagen bis zum Osterfest dem Alltagsstress entgegengesetzt.

Sanders Ziel: 40 Tage Rohkost-Fasten

Günter Sander, ein gläubiger Christ, hat sich bereits seinen persönlichen Fahrplan für die Fastenzeit zusammengestellt. Er riskiert den tagelangen, schweren Abschied von üppigem Essen: Er will Rohkost-Fasten, Gekochtes und Fleisch meiden. Durch die Arbeit als Krankenpfleger im Krankenhaus konnte er in den vergangenen Jahren das Fasten zwar nicht voll durchziehen, doch er will die bevorstehende Aktion auf jeden Fall ernsthaft angehen, auch seine Frau will sich daran zeitweise beteiligen.

Der Genthiner weiß aus Erfahrung, dass das Fasten eine wertvolle Erfahrung sein kann und empfiehlt es zur Nachahmung. "Durch das Fasten wird man sich der Dinge, die man tut, bewusster. Da ist es egal, ob man Christ ist oder nicht."

Die Fastenzeit, klärt Genthins Pfarrer Dr. Reinhard Simon von der Trinitatisgemeinde auf, sei keine organisierte Bewegung. Jeder könne die Zeit so gestalten, wie er möchte. Gleichwohl bieten die beiden großen Kirchen unterschiedliche Formate für die Fastenzeit an. So werden in der evangelischen Trinitatiskirche Passionsandachten veranstaltet und die katholische St. Mariengemeinde bietet Exerzitien im Alltag an.

Im Gegensatz zu dem populären Pilgern, dem sich inzwischen auch viele Menschen ohne christlichen Hintergrund zuwenden, ist Dr. Simon der Auffassung, dass das Fasten größtenteils von religiösen Menschen praktiziert wird. Aber, schränkt er auch ein, er wolle das Fasten den Nichtchristen auf keinem Fall absprechen. Auch wenn sich jemand dazu bekennt, in den 40 Tagen abnehmen zu wollen, bleibt das für Dr. Simon eine ernsthafte Angelegenheit.

Noch gibt es ein Gläschen Rotwein

Der Pfarrer lacht an dieser Stelle. Dass die Fastenzeit auch für ihn unmittelbar bevorstehe, und liebgewonnene Gewohnheiten nur noch wenige Tage ausgekostet werden dürfen, sei ihm bei einem Telefonat mit einem guten Freund, den er am Wochenende besucht, bewusst geworden. "Noch ist ja nicht Aschermittwoch und wir können eine gute Flasche Rotwein entkorken", gab ihm sein Freund mit auf den Weg.

Nichtsdestotrotz will es Dr. Simon bei der bevorstehenden Fastzeit nicht nur auf den Verzicht eines Glases Rotwein bewenden lassen. Für sich wird er die Fastenzeit damit verbinden, in der Bibel Texte aus dem Markus-Evangelium zu lesen. Für den Theologen ist das Bibel-Lesen eine Empfehlung wert: Dafür muss man nicht fromm sein, sagt er.

Der Name "Aschermittwoch" weist übrigens noch auf alte Bußübungen hin, nach denen man sich als Zeichen der Buße für begangene Sünden zu Beginn der Fastenzeit mit Asche bestreut hat.