gat-Ensemble probt viermal in der Woche das Weihnachtsmärchen "Rumpelkönig und Goldstilzchen" Aus Liebe zum Prinzen gibt die Müllerstochter alles
Genthin l Erst beschimpft sie ihn als "garstigen Zwerg", dann gibt die Müllerstochter (Annalena Buße) dem Rumpelstilzchen (Jan-Niklas Bäsler) doch ihre Halskette, damit er ihr hilft, aus Stroh Gold zu spinnen. "Ich will doch nur dem armen Prinzen helfen", beteuert sie, aber er glaubt ihr nicht.
Zwei Stühle sind im Studio des Genthiner Amateurtheaters (gat) in der Touristinformation die Requisite, in der von 18.30 bis 20 Uhr geprobt wird. Der eine Stuhl stellt die durchsichtige Wand dar, hinter der Rumpelstilzchen das Stroh zu Gold spinnen wird. Auf dem zweiten schläft derweil die Müllerstochter.
Weil das gat im vorigen Jahr mit "Tischlein deck dich" den Nerv des Publikums getroffen hat, bringen sie in ihrem 43. Jahr erneut ein Märchen der Brüder Grimm auf die Bühne. Allerdings in abgewandelter Form, wie der Name schon andeutet: "Rumpelkönig und Goldstilzchen". gat-Chef Eckhard Neumann hatte die Fassung von Hubertus Hess schon länger auf seinem Tisch zu liegen. Zwei Dinge hatten ihn bislang zurückgehalten. Zum einen gehört zu "Rumpelkönig" ein Chor, zum anderen Prinz und Prinzessin. "Die haben wir jetzt wieder." Den Chor stellen die Bediensteten und Hofschranzen dar.
Nach der Halskette muss die Müllerstochter nun ihren Ring anbieten, damit ihr Rumpelstilzchen erneut hilft. "Das Publikum muss spüren, dass es dir weh tut um den Ring, aber du hast nichts mehr", will Eckhard Neumann mehr Emotionen sehen. Dagegen soll sich Rumpelstilzchen "nicht in die Seele reingucken lassen". Also nicht anmerken lassen, wie sehr er das Schmuckstück besitzen will.
Nachdem Jan-Niklas Bäsler und Tobias Albrecht voriges Jahr gemeinsam den Goldesel spielten, im Kostüm aber nicht zu erkennen waren, schlüpfen sie in diesem Winter in die Rolle des Rumpelstilzchens. Für beide ist es die erste große Herausforderung auf der Bühne.
"Giftig sein", fordert Eckhard Neumann von Tobias Albrecht, der die Szenen jetzt mit Annalena Buße probt. Der gat-Chef macht vor, wie er die Müllerstochter "quälen" kann: zur Seite drehen und starr weggucken. "Schön!", ruft Eckhard Neumann, als die Stelle so klappt, wie er sich das vorgestellt hat. Wichtig sei, "das Publikum mitzunehmen".
Weil der richtige Rumpelkönig (Dominik Patté) an diesem Probenabend nicht dabei sein kann, übernimmt Eckhard Neumann seinen Part und freut sich riesig über seine mit Gold gefüllte Schatzkammer. Der von den Rumpelstilzchen ebenfalls provisorisch gelesene Chor fällt in die Freude mit ein und der Prinz (Janek Hinze) verkündet nicht weniger froh seine Verlobung mit der Müllerstochter.
Da macht aber der Rumpelkönig nicht mit. Schließlich ist die dritte Schatzkammer noch leer. Dass Hubertus Hess des Rumpelstilzchens Grausamkeit entschärfe, gehöre zum Charme dieser Fassung des Grimmschen Märchens, erklärt Eckhard Neumann. Prinz und Müllerstochter weinen zwar bitterlich, aber weil Rumpelstilzchen und der König eigentlich eine Person sind, geht von ihm nie wirklich Gefahr aus. Er will seinen Sohn und dessen Auserwählte auf die Probe stellen, ob sie sich wirklich mögen und wollen ...
Das Stück hält viele Überraschungen und witzige Details parat. Nicht zuletzt wird es die Besucher interessieren, wie das gat es schafft, Stroh zu Gold zu spinnen.