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Laut ver.di ist das Einkommen hier bis zu 20 Prozent niedriger als bei Kliniken in Halle und Calbe AWO-Mitarbeiter in Jerichow fordern fairen Lohn

Von Sigrun Tausche 18.01.2013, 02:22

Heute werden in Magdeburg die Tarifverhandlungen zwischen ver.di und der AWO Krankenhausbetriebsgesellschaft Sachsen-Anhalt fortgesetzt. Mit Blick darauf haben Beschäftigte des AWO Fachkrankenhauses Jerichow gestern auf ihre Forderung nach gleichem Lohn in allen Kliniken aufmerksam gemacht.

Jerichow l Es war noch kein Streik, sondern eine "aktive Mittagspause", durch die die Mitarbeiter, unterstützt durch die Gewerkschaft, ihrer Position Nachdruck verleihen wollten. Wenn man allerdings bei den Verhandlungen heute keinen Schritt weiter komme, werde über weitere Maßnahmen zu entscheiden sein, sagte ver.di-Verhandlungsführer Thomas Mühlenberg.

In den Verhandlungen geht es um den nichtärztlichen Bereich. Etwa 230 Beschäftigte umfasse dieser hier im AWO Fachkrankenhaus Jerichow, sagte Betriebsratsvorsitzender Burkhard Schulz.

Die Tarifverhandlungen zwischen ver.di und der AWO Krankenhausbetriebsgesellschaft laufen schon das ganze vergangene Jahr. Übereinstimmend haben Thomas Mühlenberg von ver.di und Angelika Heiden, Pressesprecherin der AWO Krankenhausbetriebsgesellschaft, berichtet, dass schon in zwei Verhandlungspunkten Einigkeit erzielt wurde: Der Manteltarifvertrag, der bereits erhebliche Verbesserungen für die Mitarbeiter in Jerichow bringt, stehe, und es sei eine prozentuale Anhebung der Einkommen aller Beschäftigten der AWO-Kliniken vereinbart. Diese solle rückwirkend zum 1. August 2012 3,5 Prozent, zum 1. Mai 2013 1,4 Prozent und zum 1. Januar 2014 noch einmal 1, 4 Prozent betragen, sagte Mühlenberg.

Dessen ungeachtet werden aber die Jerichower Beschäftigten weiterhin bis zu 20 Prozent weniger Einkommen als ihre Kollegen in Halle und Calbe haben - für jeweils die gleiche Arbeit. "Wir begrüßen die Bereitschaft der Arbeitgeberseite, das Thema Angleichung nicht zu den Akten zu legen, lehnen es aber ab, hierüber erst ab 2014 zu verhandeln. Wir wollen das in diesen Verhandlungen geregelt haben. Unser Ziel ist eine Stufenanpassung mit einer Laufzeit bis 2015", heißt es von ver.di.

Die Gründe dieser Einkommensdifferenz liegen in der Geschichte der Kliniken. Jerichow ist bereits 1996 als erste in die Trägerschaft der AWO in Sachsen-Anhalt übertragen worden. Seit damals galt der Haustarifvertrag der AWO, bestätigte Angelika Heiden. "2005 ist das Lohnniveau noch abgesenkt worden, 2010 ein bisschen angehoben", sagte Thomas Mühlenberg.

Halle und Calbe kamen 2009 zur AWO. "Sie haben den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes mitgebracht. Der ist hier seit 2009 eingefroren", erklärte Angelika Heiden. Sie begründet die Bedenken der Arbeitgeberseite, die Verträge der Jerichower Mitarbeiter jetzt schon anzugleichen, damit, dass dies im Moment nicht gegenzurechnen sei. Insbesondere wisse man noch nicht, was das neue Abrechnungssystem bringe. Bisher erfolgte in psychiatrischen Krankenhäusern noch nicht grundsätzlich die Abrechnung nach sogenannten Fallpauschalen, die etliche andere Kliniken in die roten Zahlen brachten (Volksstimme berichtete), eine Umstellung auf pauschalisierte Abrechnung stehe jetzt aber an.

Aus ver.di-Sicht ist das aber kein Grund für eine derart geringere Entlohnung der Jerichower Mitarbeiter gegenüber ihren Kollegen in Halle und Calbe. Denn an diesem System seien sie nicht schuld. "Gleiches Geld für gleiche Arbeit", wurde deshalb auf Transparenten gefordert.

In die Verhandlungen heute geht Mühlenberg zuversichtlich: "Das Klima ist nicht schlecht, die Bereitschaft der Arbeitgeberseite ist da."