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Acht Feuerwehren der Stadt Jerichow aktiv dabei "Das Kloster brennt, 21 Touristen vermisst" - zum Glück nur Übung

Von Sigrun Tausche 09.10.2012, 09:59

Großalarm im Kloster Jerichow: Mehr als 50 Feuerwehrleute sind am Freitagabend im Einsatz - und jede Menge Statisten. Denn es war zum Glück nur eine Übung für alle acht Wehren der ehemaligen Verwaltungsgemeinschaft Jerichow, von weiteren kamen Kameraden zur Unterstützung und zum Beobachten.

Jerichow l Eigentlich soll so eine Übung für die Mehrzahl der Kameraden überraschend wie ein echter Einsatz starten. Doch langsam war es "durchgesickert". Als der Alarm am Freitag um 17.30 Uhr ausgelöst wurde, musste deshalb ausdrücklich betont werden: "Keine Übung! Ernstfall!" Tatsächlich war die Jerichower Feuerwehr kurz vor der Übung schon einmal ausgerückt, berichtete Stadtwehrleiter Ralf Braunschweig. Eine hilflose Person musste aus ihrer Wohnung befreit werden.

Die von Wehrleitung und Kloster langfristig geplante Übung fing deshalb etwas später an. Um 18.14 Uhr wurde der Alarm über die Leitstelle ausgelöst. Es wurde simuliert, dass die Brandmeldeanlage im Museum anspricht wegen Rauchentwicklung im oberen Bereich. Der Rauch kam allerdings aus dem noch nicht sanierten Westflügel: Im Aufenthaltsraum der extern Beschäftigten war ein "Feuer" ausgebrochen, und sechs Mitarbeiter wurden vermisst. Diese hatten sich in Räume, die nicht verraucht waren, geflüchtet, und mussten von den Feuerwehrleuten gesucht werden.

Auch die 21 Touristen mussten die Kameraden alle finden. Sie waren in verschiedenen Räumen im Erdgeschoss, auch in der Kirche. Dort musste zum Beispiel jemand mit "Herzinfarkt" gerettet werden.

Von der notwendigen Menschenrettung in einem solchen Umfang wusste auch Ralf Braunschweig vorher nichts. Die Idee stammte von den Mitarbeitern der Stiftung Kloster Jerichow. "Er hat zu uns gesagt: Lasst euch noch was einfallen! Und das haben wir gemacht", schmunzelt nach Abschluss der Übung Jan Wißgott, Leiter der Stiftungsverwaltung. Er ist sehr zufrieden mit dem Verlauf, ebenso wie Ralf Braunschweig.

Braunschweig gibt zum Ablauf noch einige Erläuterungen: Aktive Einsatzkräfte kamen von den Feuerwehren Jerichow (18), Klietznick (4), Kleinmangelsdorf (2), Redekin (6), Scharteucke (5), Nielebock (3), Großwulkow (2) und Kleinwulkow (8) sowie vom Gefahrstoffzug Jerichower Land (einer aus Kade, zwei aus Bergzow). Als Statisten waren drei von der FFw Brettin, drei aus Roßdorf und fünf aus Neuenklitsche dabei. Einsatzleiter war Ralf Braunschweig.

Drei Abschnitte wurden gebildet, geleitet von 1. Thomas Mewes (Jerichow) und Sven Kaminski (Klietznick, 2. Patrick Kohrt (Klietznick) und Patrick Hegewald (Jerichow) und 3. Tom Hannemann und Ralf Braunschweig (Jerichow). Abschnitt eins war für die Personenrettung im Erdgeschoss und die Rettung von Kulturgütern aus dem Museum zuständig, Anschnitt zwei für den Westflügel einschließlich Personenrettung und Abschnitt drei für den Bereitstellungsraum und die Wasserversorgung. Die Kommunikation erfolgte auf zweierlei Weise: Die Einsatzleitung hat mit Digitalfunk gearbeitet, alle anderen analog. "Es hat gut funktioniert", betonte Braunschweig. "Noch haben wir die analogen Geräte. Es wären sonst ohnehin nicht genug."

Etwas schwieriger als nötig gestaltete sich die Wasserversorgung: Weil der Zugang zum Anschluss im Klostergarten durch einen privaten Pkw blockiert war, mussten 200 Meter Schlauch zum Flachspiegelbrunnen auf dem neuen Parkplatz verlegt werden.

Im Anschluss gab es noch eine erste kurze Auswertung und einen Imbiss für alle im Jerichower Feuerwehrgerätehaus. Eine detaillierte Auswertung mit allen Wehren wird noch folgen.

Ralf Braunschweig äußerte sich sehr zufrieden. "Ich habe das Gefühl, dass die Wehren mehr zusammenwachsen", freut er sich. "Die Kameraden können bereits gut mit der Technik der anderen Wehren umgehen." Diese Zusammenarbeit zu stärken ist auch Anliegen solcher Übungen, denn das Problem, dass einzelne Wehren wochentags kaum noch einsatzfähig sind, verschärft sich immer mehr. Frühere gemeinsame Übungen waren längst nicht immer so gut verlaufen. Braunschweig ist froh, dass man nun auf einem guten Weg ist. "Es war super. Alle haben toll mitgemacht!"

Dankesworte gab es auch von den Beobachtern aus der Stadt: Bürgermeister Harald Bothe, Ortsbürgermeister Andreas Dertz und Ordnungsamtsleiterin Sabine Pansch.