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Paderborn hat seit fünf Jahren Erfahrungen mit Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen, die in Genthin diskutiert wird "Das Ordnungsamt guckt nicht nach, ob die Tiere kastriert sind"

Von Manuela Langner 08.05.2013, 03:14

Paderborn/Genthin l Schätzungsweise 40 000 Katzen lebten vor sechs, sieben Jahren in Paderborn (Nordrhein-Westfalen), als Tierhilfsorganisationen nachdrücklich auf das Problem der herrenlosen Tiere aufmerksam machten.

Zum Vergleich: In der Universitätsstadt sind rund 148 000 Menschen zuhause. Aufgefallen seien die Katzen vor allem nachts, wenn es die Bürger nicht gemerkt hätten, blickte Udo Olschewski, Leiter des Amtes für öffentliche Ordnung der Stadt Paderborn, auf Anfrage der Volksstimme zurück.

Man müsse davon ausgehen, dass zwischen 75 und 80 Prozent der herrenlosen Tiere erkrankt waren. Um das Problem in der Stadt in den Griff zu bekommen, wurden in Paderborn die verschiedensten Lösungen diskutiert.

Darunter auch eine Katzensteuer und Empfängnisverhütung für die Vierbeiner. Aber wer sollte die ihnen verabreichen? Letztlich wurde 2008 vom Stadtrat die Kastrationspflicht verabschiedet, die seit 2009 für alle Freigänger-Katzen gilt.

"Aggressiv" sei man mit dem Thema an die Presse gegangen, sagte Udo Olschewski im Gespräch mit der Volksstimme. Eine bewusste Öffentlichkeitsarbeit hatte auch der Genthiner Rechtsamtsleiter Paul Karle angeregt, als er die Kennzeichnungs-, Registrierungs- und Kastrationspflicht für freilaufende Katzen im gesamten Stadtgebiet Genthins im Wirtschafts- und Umweltausschuss erstmals vorgestellt hatte.

Die öffentliche Stimmung sei schnell pro Kastration gekippt, setzte der Paderborner Ordnungsamtsleiter hinzu. Dass Katzen aufgrund der Kastrationspflicht verstärkt ausgesetzt wurden, sei nicht der Fall gewesen. Allerdings sei 2010 die Zahl der beantragten Kastrationen bei Tierschutzorganisationen von 400 auf 1000 angestiegen. Auch in den Tierarztpraxen wurden mehr Katzen kastriert. Genaue Zahlen liegen dazu jedoch nicht vor.

"Selbst Betreiber landwirtschaftlicher Gehöfte haben sich für Kastrationen ihrer Katzen entschieden." Das ist für Udo Olschewski ein gutes Beispiel, dass es zu Bewusstseinsänderungen gekommen sei.

Trotzdem fällt es ihm schwer, nach den ersten, fast fünf Jahren ein Fazit zu ziehen. Für den Sommer kündigte der Paderborner ein "großes Brainstorming" (Überlegen) an, was die bisherigen Aktionen gebracht haben und was man vielleicht noch unternehmen könnte.

Wichtig sei, dass die Stadtverwaltung nicht allein aktiv geworden ist. Es gebe einen Arbeitskreis, in denen Tierhilfsorganisationen, Tierärzte, die Chefin des Tierheimes, Landkreis und das Ordnungsamt zusammenarbeiten.

Es sei auch nicht so, dass das Ordnungsamt rausgehe und nachgucke, ob eine Katze kastriert sei oder nicht. Es gehe Paderborn nicht um Bußgelder, sondern die Arbeit der Tierhilfsorganisationen zu unterstützen.

Die Futterstellen sind aus dem Stadtbild verschwunden. Die Problemlagen, beispielsweise an Spielplätzen oder Studentenwohnheimen, wo die Tiere etwas zu fressen gefunden hätten, haben sich entschärft.

Aktuelles Zahlenmaterial, wie hoch die Katzenpopulation in Paderborn noch ist, hat Udo Olschewski allerdings nicht vorliegen.