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Zum 75-jährigen Geburtstag von Wilhelm Pieck ist die Schule 1951 eingeweiht worden/ Kinder freuen sich über Trinkbrunnen Das Schuljubiläum verbindet drei Generationen

Von Sylvia Osterburg 28.06.2011, 04:35

60 Jahre bewegte Schulgeschichte sind eine Menge, auf die man zurückblicken kann. Aus diesem Anlass wurde am Sonnabend ein buntes Fest in Tucheim gefeiert. Doch die Schule feierte nicht nur sich selbst, sondern vor allem diejenigen, die sie in den vergangenen 60 Jahren mit Leben gefüllt hatten.

Tucheim. Schon eine Woche vor dem Jubiläum waren die Vorbereitungen in vollem Gange. So gab es für alle Schüler eine Projektwoche. Um sich auf die Schulgeschichte ihrer Heimat einzustimmen, ging es für die ersten bis vierten Klassen nach Genthin ins Kreismuseum zur Ausstellung "Von der Schiefertafel zum Polylux".

Eltern, Großeltern und Heimatverein stellten darüber hinaus für die Kinder viele Schätze aus ihrer Schulzeit zur Verfügung. Sie hatten gesucht und gefunden: alte Fotos, Schulhefte, Zeugnisse, Schulbücher und ähnliches. Mit großem Einsatz aller konnten so die Klassenräume der Tucheimer Grundschule mit Zeitdokumenten ausgestaltet werden.

Der Wunsch von Schulleiterin Cordula Schremmer und ihrem Lehrerteam, dass Vergangenheit und Gegenwart aufeinander treffen sollen, ging in Erfüllung.

Mit einem Festakt in der bis auf den letzten Platz gefüllten Tucheimer Dorfkirche begann das Schuljubiläum.

Nachdem alle Grundschüler in die Kirche eingezogen waren, eröffneten sie den Festakt musikalisch mit dem Lied "Lieder, die wie Brücken sind". Pastorin Annegret Lattke brachte in ihrer Ansprache die Verbundenheit zwischen Kirche und Schule zum Ausdruck. So verwies sie auf ehemalige Schulstandorte, wie beispielsweise das alte Küsterhaus im Jahre 1826.

Als dieses zu klein wurde, zog die Schule in ein Gebäude neben der Kirche, der heutigen Heimatstube, um und später schließlich in den Schulneubau in die Schulstraße 5. In ihrer Begrüßung fand Schulleiterin Cordula Schremmer dankende Worte für die vielen Helfer, die dieses Fest möglich gemacht haben.

"Schon in Vorbereitung des heutigen Tages hatte ich herzliche Gespräche mit ehemaligen Schülern und Lehrern. Und alle haben liebevoll von ihren Erinnerungen aus der Schulzeit erzählt. Viele werden sich in den Ausstellungen, Bildern und Geschichten, die in der Schule auf sie warten, wiederfinden", sagte Cordula Schremmer.

Klassenräume sind wunderschön gestaltet

Alle Teilnehmer des Schuljubiläums könnten sich auf Klassenräume mit Erinnerungen freuen. "Verschiedene Generationen werden miteinander ins Gespräch kommen und können entdecken, wann sie Schulgeschichte geschrieben haben."

Um gleich mit der Geschichte zu beginnen, bat Cordula Schremmer kurzerhand Anna Sauermilch, Schülerin der ersten Klasse, nach vorn sowie Verena Klemens, die als Gast gekommen war. Anna ist die Urenkelin des damaligen Bürgermeisters Gustav Sauermilch. Beide waren Erstklässler der Grundschule in Tucheim - nur liegen eben 60 Jahre dazwischen.

Ein Fußballtor und einen Trinkbrunnen, der noch installiert werden muss, brachte Genthins Bürgermeister Wolfgang Bernicke als Gastgeschenke nach Tucheim mit.

Ortsbürgermeister Joachim Böhl war auch als Vorsitzender des Tucheimer Heimatvereins gekommen. Auch für ihn war dieses Fest eine Reise in die Vergangenheit. "Zum 75. Geburtstag des damaligen Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck, wurde die neue Schule eingeweiht. Eine Schulzeitära ging an diesem Tag im Anbau neben der Kirche zu Ende."

Seit 2002 ist dort ein Heimathaus als "Minimuseum" für die geschichtliche Entwicklung Tucheims enthalten. "Am 5. Januar 1951 war in der Volksstimme zu lesen: ¿Das ganze Dorf war auf den Beinen, um dieses Ereignis zu feiern.\' Viele hatten damals am Bau der Schule mitgewirkt. So wurden zum Beispiel 8800 Handwerkerdienststunden geleistet, um das Projekt fertigzustellen." Genau wie damals seien Landrat und Ortschaftsräte vertreten gewesen.

Joachim Böhl verwies auch auf die wunderschön gestalteten Klassenräume und bedankte sich bei denen, die Ausstellungsstücke zur Verfügung gestellt hatten, die teilweise einmalig sind.

Bevor es zum farbenfrohen Festumzug ging, sangen alle gemeinsam das Lied "Die Heimat hat sich schön gemacht".

Tino Müller und Malte Haar führten den Umzug an und trugen symbolisch eine Schultafel von der alten zur neuen Schule.

Ausstellungen und Spielmöglichkeiten

Auf dem Schulgelände wartete ein abwechslungsreiches Programm auf die Gäste. Neben den Ausstellungen und Spielmöglichkeiten gab es viele Vorführungen.

Jede Klasse hatte ein Programm einstudiert, und die Sechs- bis Zehnjährigen waren mit Feuereifer und großer Begeisterung bei der Sache. Es gab Lieder, Gedichte, Tänze, Sketche und vieles mehr. Alle Programmpunkte wurden mit viel Beifall honoriert. Sehens-und hörenswert waren die Kinder der Musikschule Fröhlich.Hatte die Akkordeongruppe bereits in der Kirche ihr Können gezeigt, gab es nun eine große Premiere gemeinsam mit den Melodika-Kindern und Jeany Berndt am Keyboard.

Viele Begegnungen gab es auf dem Schulgelände. So war Falk H. Schmidt, ehemaliger Direktor der Schule, unter den Gästen. Hatte er aus Dretzel eher eine kurze Anreise, ging es Steffi Dieckmann da schon etwas anders. Auch sie lebte früher in Dretzel, nun ist sie jedoch schon seit 18 Jahren in Amerika. Diese Anreise-Kilometer zum Schuljubiläum waren nicht zu toppen. Sie hinterließ einen lieben Eintrag im Gästebuch der Schule.

Die Schule selbst glich einem riesigen Museum. Für alle war es spannend, sich umzuschauen.

So konnte man alte, vielleicht noch nie gesehene Schulvideos betrachten oder die altdeutsche Schrift an der Tafel in Raum vier bestaunen. Außerdem konnte man erfahren, welche Schulkleidung damals getragen wurde. Dass an diesem Tag Anekdoten wach wurden, versteht sich von selbst.

Wer wollte, konnte sich auch für ein Erinnerungsfoto hinter einer historischen Schulbank ablichten lassen.

Groß und Klein hatten die Möglichkeit, sich an Spielen aus früherer Zeit wie Murmeln oder Gummihopsen auszuprobieren.

Bärbel Gäbler zeigte den Kindern spontan, wie man mit Peitsche und Kreisel umging.

Beim Schuljubiläum war eine Schulgemeinschaft sichtbar, die durch das Miteinander und das Engagement von Eltern, Lehrern und Kindern geprägt war.