Veranstaltung Der steinige Weg zum Ja für Genthin Kartoffelfest
Schwer tat sich der Stadtrat mit seinem Votum zum diesjährigen Kartoffelfest. Ein Problem dabei: Eine Entscheidung war an diesem Abend zunächst gar nicht vorgesehen.

Genthin - Es war ein zähes Ringen, bis sich der Stadtrat zu einem klaren „Ja“ zum diesjährigen Kartoffelfest bekennen durfte. Grundproblem war, dass eine Entscheidung zunächst gar nicht vorgesehen war. Da aber die Genthiner ein Faible für ihr Traditionsfest im September haben, hatte Thilo Voigt, Festkomiteechef der 850-Jahr-Feier, die zahlreichen Zuschauer auf seiner Seite, als er fragte: „Ich vermisse das Thema Kartoffelfest.
Warum steht es nicht auf der Tagesordnung? Denn eigentlich hatten nicht wenige erwartet, dass der Rat an diesem Abend eine Entscheidung trifft. Soll doch das diesjährige Kartoffelfest den Startpunkt für das Jubiläumsjahr 2022 markieren und als Auftakt für die kommenden Festivitäten genutzt werden.“
Zu spät für eine Änderung
Bei der Beantwortung der Frage begann es das erste Mal, kurios zu werden. Der Stadtratsvorsitzende Gerd Mangelsdorf (CDU) konnte nicht schlüssig erklären, warum es die Beschlussvorlage der Stadtverwaltung, das Kartoffelfest abzusagen, nicht auf die Tagesordnung geschafft hat. Als es auffiel, sei es zu spät für eine Änderung gewesen.
Erstaunlich war dieses Versäumnis zumindest deshalb, da bereits Fachgremien der Stadt mit einer Vorberatung betraut waren und sich der Hauptausschuss für die Durchführung unter Berücksichtigung von einer von vier Varianten entschieden hatte. Nun wurde mit der Begründung der „Dringlichkeit“ das Thema doch im Stadtrat behandelt.
Allerdings fraß sich die Diskussion am Umstand fest, welchen Umfang man der Veranstaltung in diesem Jahr einräumen wolle. Solle das Kartoffelfest im normalen Rahmen ohne die sogenannten Corona-AHA-Regeln stattfinden, also auch mit großem Bühnenprogramm und bis zu 3000 Besuchern? Mit diesen Regeln und dann auch weniger Besuchern oder als Feier mit Vergnügungspark und Kleinkunstbühne oder nur als Rummel ähnlich wie im vergangen Jahr?
Keine Varianten für den Rat, sondern für die Verwaltung
Während einige Stadträte auf eine klare Entscheidung drängten, wurde es zum zweiten Mal kurios. Denn an dieser Stelle schaltete sich Fachbereichsleiterin Alexandra Adel in die Diskussion ein und sagte: „Verabschieden Sie sich von den Varianten. Das sind keine Varianten, über die Sie entscheiden, sondern modifizierende Ausprägungen für die Verwaltung.“
Diese würde auf der Grundlage dieser Vorschläge nach der gültigen Eindämmungsverordnung schauen, in welcher Form das Kartoffelfest laut im September geltender Eindämmungsverordnung durchgeführt werden könne.
Da die Verwaltung diesen Hinweis nicht bereits zu Beginn der Beratungen gebracht hat, wurden Diskussionen zum Thema Kartoffelfest deutlich verlängert, in den Gremien, aber auch Stadtrat. Verwirrend: In den öffentlichen Unterlagen für die Räte war von Varianten die Rede, und diese waren dem Beschlusstext wie eine Entscheidungsaufforderung beigefügt.
Volksparkfest zusätzlich in Planung
Zudem schien die Stadt ohnehin nicht erwartet zu haben, dass sich die Räte für das Kartoffelfest entscheiden könnten. Denn analog zur Beratung über das städtische Kartoffelfest im Volkspark, ist auch ein sogenanntes Volksparkfest in der städtischen Planung, ein Veranstaltungswochenende mit Rummel, einer Sportmeile und kleinen kulturellen Angeboten im August.
Also genau vier Wochen vor dem Genthiner Traditionsfest und am 21. August auch gleichzeitig zur privat organisierten Extremsportveranstaltung „Matsch-Wolke“ auf dem Rodelberg.
Als Begründung für die enge Taktung der Veranstaltungen, teilte die Veranstaltungsplanerin der Stadtverwaltung, Marina Conradi auf Volksstimme-Anfrage mit, dass die Menschen derzeit auf Aktivitäten warteten. Sie sehe keine Kollision. Denn das Volksparkfest sei völlig anders ausgerichtet als das Kartoffelfest mit seinen bewährten Programmpunkten wie der Suppenverkostung oder Kartoffelwettschälen.