Stadt kann die Überreste der Skulptur erst beseitigen, wenn die Polizei zustimmt Ehrenmal in Genthin-Wald mit Künstlerin Ursula Schneider-Schulz neu gestalten
Als Vertreter des Geschichtskreises fährt Altbürgermeister Wolfgang Bernicke heute nach Magdeburg, um mit Bildhauerin Ursula Schneider-Schulz über die Neugestaltung des Ehrenmals in Genthin-Wald zu sprechen.
Genthin l Vor fast acht Wochen haben aller Wahrscheinlichkeit nach Metalldiebe die bronzene Frauenskulptur am Mahnmal des Außenlagers der Konzentrationslager Ravensbrück und Sachsenhausen in Genthin-Wald oberhalb der Knöchel abgetrennt und abtransportiert. Der verstörende Anblick der übrig gebliebenen Füße bietet sich Besuchern der Gedenkstätte immer noch. Die Entfernung der Relikte erfolge sofort nach Freigabe durch die Ermittlungsbehörde, teilte die Stadtverwaltung auf Nachfrage der Volksstimme mit.
Im selben Zeitraum schlugen die Diebe am Sowjetischen Ehrenmal zu, wo sie mit brachialer Gewalt sechs Bronzetafeln und Buchstaben des Gedenkschriftzuges aus dem Mauerwerk herausbrachen. Die Tafeln mit den Namen der 619 Soldaten sowie die Buchstaben sollen ersetzt werden. Die Namen sollen der Stadtverwaltung vorliegen. Das ebenfalls zum Sowjetischen Ehrenmal gehörige Relief wurde nicht beschädigt.
Eine Rekonstruktion der Skulptur an der Erinnerungsstätte in Genthin-Wald ist nicht möglich. Aber nach Auskunft von Wolfgang Bernicke könne sich Ursula Schneider-Schulz vorstellen, eine ähnliche Plastik zu schaffen. Allerdings aus Naturstein, um Metalldiebe gar nicht erst in Versuchung zu bringen.
Darüber waren sich die Mitglieder des Hauptausschusses einig. "Solange etwas zu Geld gemacht werden kann, wird es mitgenommen", äußerte Franz Schuster (LWG Fiener) seine Befürchtung. Harry Czeke (Die Linke) sah es kritisch, dass die Polizei den Diebstahl nicht als politisch motiviert eingestuft hat. "Wer ein Ehrenmal schändet - auch wenn es nur um den schnöden Gewinn geht - begeht eine politische Straftat." Heinrich Telmes (Pro Genthin) sprach sich für eine möglichst rasche Wiederherstellung aus.
Dass die Stadt für die Kosten am Mahnmal in Genthin-Wald aufzukommen hat, das hatte Wolfgang Bernicke noch im März als Bürgermeister vor dem Stadtrat mitgeteilt. Die Stiftung Gedenkstätten beteilige sich nicht an den Kosten. Diese liegen voraussichtlich im fünfstelligen Bereich. "Die Stadt hat eine Verpflichtung, das Mahnmal in einem würdigen Zustand wiederherzustellen", sagte der damalige Stadtchef.
Die Vorschläge der Bildhauerin werden zusammen mit der Kostenschätzung dem Stadtrat auf einer der nächsten Sitzungen vorgestellt.
Eine baldige Neugestaltung des Mahnmals in Genthin-Wald würde mit dem 70. Jahrestag der Fertigstellung des KZ-Außenlagers zusammenfallen. Laut Diplom-Historiker Klaus Börner, der das Außenlager umfangreich erforscht hat, wurden die Bauarbeiten im Juni 1943 abgeschlossen. Einen Monat später seien die ersten KZ-Häftlinge nach Genthin verlegt worden. "Im April 1945 waren 716 Frauen im Außenlager untergebracht."
Zum aktuellen Stand der Ermittlungen zum Diebstahl der Figur und Platten machte das Polizeirevier Jerichower Land gestern keine Angaben.