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Insolvenz Endgültiges Aus für Gartencenter

Das Aus für den Grünbedarf Genthin ist besiegelt. Das Geschäft ist geschlossen.

Von Mike Fleske 02.11.2018, 00:01

Genthin l „Ich kann leider im Moment nicht mehr machen, als zu bestätigen, dass der Geschäftsbetrieb geschlossen wird“, teilte Insolvenzverwalter Prof. Mark Zeuner, Rechtsanwalt in Hamburg, der Volksstimme auf Nachfrage mit. „Dementsprechend sind die Mitarbeiter freigestellt und gekündigt worden.“

15 Beschäftigte hatte das Unternehmen im Sommer noch. In den vergangenen Wochen hatten sich die meisten von Ihnen bereits nach neuen Anstellungen umgesehen.

Als Ursache für die Insolvenz hatte Zeuner den trockenen Sommer und die fehlende Nachfrage nach Pflanzen ausgemacht. Auch wenn der Betrieb zunächst weitestgehend unverändert weiterlief, war der Niedergang nicht mehr aufzuhalten. Am 1. Oktober wurde das eigentliche Insolvenzverfahren eröffnet.

Der Schock über den Verlust des traditionsreichen Genthiner Unternehmens sitzt tief. Viele Kunden bedauerten in sozialen Netzwerken das Aus.

Eva Rohmann, Vorsitzende des Genthiner Kunstvereins, sieht die Stadt im Niedergang. „Wir haben früher gesagt, Genthin ist die Perle am Kanal, das ist sie meiner Meinung nach schon lange nicht mehr.“

Für sie seien der Wegfall des Krankenhauses, die Geschäftsschließungen in der Innenstadt und auch die Insolvenz des Grünbedarfs Zeichen für den Niedergang der Stadt. Rohmann hatte vor einigen Wochen eine Unterschriftenaktion für den Erhalt des Grünbedarfs gestartet und Listen in verschiedenen Geschäften der Stadt ausgelegt.

„Wir haben Unterschriften im dreistelligen Bereich zusammenbekommen“, erläuterte sie im Gespräch mit dem Genthiner Bürgermeister Matthias Günther und dem Stadtratsvorsitzenden Gerd Mangelsdorf (CDU). Sie forderte beide auf den Bürgern zu erläutern, ob die Politik Einfluss nehmen kann, wenn ein Traditionsunternehmen vor dem Ende steht.

„Wir haben als Stadt keine Möglichkeiten, wenn ein Unternehmen den Standort verlassen möchte“, erklärte Günther. Er bedauere die Folgen für das Unternehmen und die Mitarbeiter, aber bei einer Insolvenz handele es sich um ein klar geregeltes Verfahren in der Wirtschaft.

Er habe mit den Verantwortlichen im Kontakt gestanden und diese hätten ihm verdeutlicht, dass auf absehbare Zeit keine ausreichenden Umsatzerlöse im Verkaufsbereich zu erwarten seien, sodass sich der Betrieb wirtschaftlich rechne. „Pflanzenzucht lohnt in Deutschland nicht, da billige Pflanzen aus Südeuropa den Markt beherrschen.“ Dieses Standbein war einst der Umsatzbringer des Betriebes.

Auf den Einwurf Rohmanns, dass die Stadt möglicherweise Vergünstigungen für Unternehmen ermöglichen solle, reagierte Mangelsdorf unwirsch und nannte dies „blauäugig“. Einflussmöglichkeiten gäbe es nur der Bereitstellung von Flächen etwa bei Ansiedlungen. „Die Stadt hat eine Daseinsvorsorge für die Bürger etwa bei Energie und Wasser, Wirtschaftsförderung ist eine ganz andere Sache.“

Dort seien eher Landkreis und das Bundesland gefragt. Mangelsdorf verwies darauf, dass es weitere Anbieter für Blumen und Dekoration etwa Bau- und Fachmärkte in der Stadt gäbe und den Verbrauchern deshalb auch keine Versorgungslücke entstehen würde.

Die durchaus emotionale Debatte mit der Kunstvereinsvorsitzenden, die sich nicht als „blauäugig“ bezeichnen lassen wollte, verlief am Ende ohne Einigung. Rohmanns Einwand, dass der langjährige Eigentümer Günter Pauer den Betrieb nach der Wende bis zum Verkauf an seine Nachfolger wirtschaftlich erfolgreich betrieben habe, blieb unerwidert.

Dieser Tage läuft das Insolvenzverfahren weiter. Kunden, die aufgrund der Insolvenz auf Gutscheinen sitzen geblieben sind, müssen sich bis zum 14. November regen, so Rechtsanwalt Zeuner: „Die Gläubiger müssen ihre Ansprüche nunmehr bei mir anmelden.“ Danach gehen diese Forderungen in eine Liste ein. Vor dem Insolvenzgericht in Stendal werden am 5. Dezember die Forderungen geprüft.