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Engagement Kein Geld für Integrationstreff

Wie es im Integrations-treff Genthin weitergeht, ist ungewiss. Der ungeklärte Status wirft offene Fragen zur Arbeit auf.

Von Mike Fleske 30.04.2020, 01:01

Genthin l Keine Bewegung in Sachen „Integrationstreff“. Deren ehrenamtliche Helfer hatten Anfang des Jahres darauf aufmerksam gemacht, dass es nach dem Auslaufen von Fördergeldern keinen Träger der Einrichtung mehr gibt und die Ehrenamtlichen seitdem ohne Büroöffnungszeiten und Versicherungsschutz tätig waren. Hintergrund war der Umstand, dass die Netzwerkstelle „Ehrenamtliches Engagement in der Flüchtlingshilfe“, betrieben von der Rolandmühle in Burg, ihre Arbeit Ende 2019 eingestellt hat.

Ihren Hilferuf richteten die Ehrenamtlichen im Rathaus Genthin an Bürgermeister Matthias Günther und Vertreterinnen des Landkreises und des Kreissportbundes sowie an die Mitglieder des Bildungs- Kultur- und Sozialausschusses der Stadt - verbunden mit der Warnung, Ende März die Arbeit einzustellen. Dann kam Corona. Seit Mitte März ist der Integrationstreff wie alle Einrichtungen geschlossen. Der Status ungewiss. „Wie und ob es nach der Corona-Krise weiter geht, ist unklar“, sagt Heike Stork, Sprecherin der Ehrenamtlichen. „Leider gibt es keine Neuigkeiten, was den Integrationstreff angeht“, bedauert sie. Auch seitens des Sozial- und Integrationsministeriums habe es betreffs beantragter Projektgelder bisher keine Informationen gegeben.

Die hat Andreas Pinkert, Sprecher des Sozialministeriums: „Der bisherige Träger der Netzwerkstelle hatte für das Haushaltsjahr 2020 keinen erneuten Förderantrag eingereicht“, bestätigt der Sprecher. „Für die im Haushaltsjahr 2020 zur Verfügung stehenden Landeshaushaltsmittel zur Förderung von Integrationsmaßnahmen gab es eine Vielzahl eingereichter Projektanträge.“ Dadurch sei eine deutliche Überzeichnung eingetreten, die zur Verfügung stehenden Finanzmittel dadurch vollumfänglich verplant. „Eine erneute Förderung der Genthiner Netzwerkstelle „Ehrenamtliches Engagement in der Flüchtlingshilfe“ ist somit erst wieder 2021 möglich, vorausgesetzt, es findet sich ein Träger, der einen entsprechenden Förderantrag fristgerecht einreicht.“

Der Integrationstreff kann demnach nicht auf Fördergelder hoffen. Eine Möglichkeit wäre jetzt, dass ein Träger den Treff übergangsweise übernimmt und bei der Suche nach einem neuen Träger hilft, der für das kommende Jahr Finanzmittel beantragt. Ob es für das Ansinnen der Helfer von kommunaler Seite Unterstützung gibt, ist unklar.

Noch hat sich diesbezüglich wenig getan. „Eine Kontaktaufnahme seitens der Stadt Genthin ist bei uns im Haus nicht erfolgt“, sagt der Ministeriumssprecher. Man habe telefonischen Kontakt zu einem ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer gehabt sowie zur Integrationskoordinatorin des Landkreises Jerichower Land, Julia Held.

Der Integrationstreff hat in den vergangenen Jahren mehrere Umwandlungen durchgemacht. In den 90er Jahren war er als Betreuungsangebot für Spätaussiedler entwickelt worden. Auf dem Höhepunkt des Flüchtlingszuzuges vor fünf Jahren war der Treff ein Dreh- und Angelpunkt für die Koordinierung der Hilfe für Migranten. Bis Jahresende war Heike Stork mit einer 20-Stunden-Stelle über die Rolandmühle angestellt und als Ansprechpartnerin in der Einsteinstraße vor Ort.

Die Arbeit ging trotzdem weiter: Die Städtische Wohnungsbaugesellschaft stellt nach wie vor die Räumlichkeiten in der Einsteinstraße kostenfrei zur Verfügung, daher können 15 Ehrenamtliche die Arbeit im Integrationstreff betreuen. Nach wie vor werden im Integrationstreff ehrenamtliche Sprachkurse - insbesondere für Frauen etwa aus Syrien - gegeben. Aber es geht in den Kursen nicht nur um den Spracherwerb. „Was wir machen, ist eine Hilfestellung im Alltag“, erläutert Heike Stork. Schreiben vom Amt, Briefe von Strom – und Telefonanbietern - für die Vermittlung all dieser Dinge gebe es nach wie vor einen Bedarf, die Kurse seien gut belegt.

Insgesamt auf rund 50 bis 60 Besucher im Monat schätzen die Ehrenamtlichen das Aufkommen im Integrationstreff in gewöhnlichen Zeiten. Darunter sind auch viele Einheimische, die sich entweder in der Flüchtlingshilfe engagieren möchten oder Fragen zu Flüchtlingen haben.