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Entdeckung Spur des Grenzsteins führt ins Mittelalter

Überall in Ferchland hat Horst Wedau seine Spuren hinterlassen. Er machte eine sensationelle Entdeckung: ein Grenzstein.

Von Frank Bürger 17.02.2019, 23:01

Ferchland l Im November 2018 ist Horst Wedau mit seinem vierbeinigen Weggefährten Oskar am Elb-ufer in Ferchland unterwegs. Er kommt an eine Buhne unterhalb der Fähre der Einheitsgemeinde Elbe-Parey. Dort stößt er aufgrund des Niedrigwassers auf einen Stein, der dem erfahrenen Ortschronisten sofort ins Auge fällt.

Der grob behauene Sandstein ist 61 Zentimeter hoch, die unter Hälfte hat eine Kantenlänge von 20 mal 20 Zentimetern. Das obere feiner behauene Teil hat eine Kantenlänge von 19 mal 19 Zentimeter. Wedau macht beim Begutachten des Steins dann eine ganz besondere Entdeckung: Auf dem Steinkopf ist ein lateinisches Tatzenkreuz zu sehen. Zudem sind auf der Seite zwei Rillen eingeschlagen.

Jetzt beginnt eine interessante Recherche. Zu den zwei Rillen hat Wedau eine Erklärung: Zur Besiegelung der Grenzgültigkeit haben die beiden Landbesitzer wahrscheinlich mit dem Schwert die beiden Rillen symbolisch eingeschlagen.

Die erste Frage: Wie kommt der Stein an das Elbufer? Auch hier hat Wedau bereits eine Überlegung: Sein ursprünglicher Standort war vermutlich zwischen dem früheren Kirchengrundstück und der Leuchtenburg am Ufer der Elbe. „Der Grenzstein ist eines der ältesten Zeugnisse der Ferchländer Kirchengeschichte nach der Christianisierung im Jerichower Land“, stellt Wedau fest.

Mit Antonia Beran wurde auch die Leiterin des Genthiner Museums hinzugezogen. Der Fundbericht liegt nun im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Halle. Mit hinzugezogen wurden auch der erfahrene Jerichower Ortschronist Rolf Naumann und Wolfram Bleis, Vorsitzender des Rathenower Heimatbundes.

Auch die Technische Universität in Dresden wurde angeschrieben. Sie zeigte Interesse an dem Fund und will unterstützend wirken. Eine Probe des Grenzsteins wurde schon in Berlin zur Untersuchung abgegeben.

Bei dem besonderen Fund geht es ja um die Geschichte der Kirche in Ferchland. Auch hier hat sich Wedau intensiv mit beschäftigt. Sein großer Wunsch derzeit: Er möchte das Alter des Vorgängerbaus der Kirche feststellen, der an anderer Stelle verortet war. Dazu müssen Bohrungen im Glockenstuhl und Dachstuhl der neuen Kirche gemacht werden. „Denn viele Teile des Vorgängerbaus wurden ja für den Neubau verwendet“, stellt Wedau fest. Das bestätigt der Architekt Wolfram Bleis. Das sei natürlich auch mit Kosten verbunden. Er rechnet mit rund 400 Euro und hofft hier auf Unterstützung von Historienfreunden.

Den Standort der alten Kirche markiert dort eine Tafel.Historiker gehen davon aus, dass die alte Kirche im 12. oder 13. Jahrhundert von Mönchen des Klosters Jerichow im romanischen Stil errichtet wurde. Die Kirche sei in südlicher Richtung vor dem Dorf erbaut worden, weil der Elbhang dort höher gewesen sei. „Aber durch die Jahrhunderte wurde gerade dieser Hang von der Elbe abgetragen. Die Verlagerung des Flusses hatte hier eine entscheidende Auswirkung. Die Kirche war einsturzgefährdet und musste abgerissen werden.

Die Kirche in der heutigen Form wurde im Jahr 1729 vom Baumeister August Martini errichtet.

Alle seine Recherchen hält Wedau in Broschüren und anderen Publikationen fest. Sein letztes Werk beschäftigte sich mit der 150-jährigen Ferchländer Pegelgeschichte und trägt den Titel „Pegelstammbuch“. Die erste Ablesung am alten Holzpegel erfolgte 1869.

Auch hier hätten sich viele dafür interessiert. In der Ferchländer Chronik sei schon viel über die Elbe, das Hochwasser und die Entwicklung der Schifffahrt geschrieben worden. So beschäftigt er sich auch derzeit viel über die Pegel, die das Hoch- und Niedrigwasser anzeigen, damit die Schiffe sicherer ihre Kähne steuern konnten und können.

Wedau veröffentlichte im vergangenen Monat seine Broschüre zum historischen Pegel, nicht unweit der Fähr-Anlegestelle. Er vertraute hier auf die wenig bekannten Daten, Protokolle, Berichte und Zeichnungen. Das Thema beschäftigt ihn weiter sehr.

1874 wurde der jetzige Pegel bei Kilometer 374,85 am rechten Ufer der Elbe errichtet. Er lehnt sich an die stromabgelegene Böschung des Fährschutzdammes an. Bis in die 1970er Jahre soll er noch genutzt worden sein.

Der Pegel besteht aus drei Teilen und ist durch eine ein Meter breite gemauerte Treppe zu erreichen. Im vergangenen Jahr gab es auch dazu eine Infotafel.