Heike Kist erhält Antwort auf ihr Schreiben an den Stromversorger Eon vermutet Vogelflug als Ursache für vermehrte Stromausfälle in Genthin-Süd
Im Januar hatte der Genthiner Rundblick über die Probleme der Bewohner des Neubaugebietes in Genthin-Süd berichtet. Anwohnerin Heike Kist hatte die Probleme in einem Brief an den Stromversorger geschildert und kürzlich eine Antwort erhalten.
Genthin l Für Frauenärztin Heike Kist waren die Stromprobleme aus beruflichen Gründen unangenehm. Immer wieder kam es während der Öffnungszeiten ihrer Praxis zu kurzzeitigen Stromausfällen oder Stromschwankungen. Dadurch wurde der Betrieb empfindlich gestört.
Computer mussten neu gestartet, die Telefonanlage nach einigen Zwischenfällen sogar erneuert werden. "Auch im Februar und März kam es fünfmal für Sekunden zu Stromausfällen", erklärt Kist.
Aus diesem Grund hatte sie vor einigen Wochen ein Schreiben an den Stromversorger Eon-Avacon aufgesetzt, in dem sie die Probleme schilderte. Zusätzlich legte sie eine Unterschriftenliste in ihrer Praxis aus und stieß auf große Resonanz. "107 Anlieger haben unterschrieben", sagt Kist. Interessant für die Unterstützer dürfte die Begründung im Antwortschreiben des Betriebsmanagements des Stromkonzerns sein. Dort werden technische Mängel, Defekte oder Fehlschaltungen der Mitarbeiter ausgeschlossen.
Leitungen schlagen zusammen und es entstehen Kurzschlüsse
Die Ursache für die Kurzunterbrechungen sieht Eon vielmehr in atmosphärischen Einwirkungen oder Vogelflug. So heißt es in dem Schreiben wörtlich: "Wenn viele Vögel gleichzeitig von einem Freileitungsseil abfliegen oder bei Sturm können die Leitungsseile zum Schwingen gebracht werden. Dabei können diese Freileitungsseile im Bereich zwischen zwei Masten zusammenschlagen." Aus diesem Grund komme es zu den Kurzschlüssen. Die Schutzgeräte würden unter Umständen die Leitung ausschalten, um einen Lichtbogen zu vermeiden. Die kurze Zeit bis zum automatischen Wiedereinschalten, nähmen die Anschlussnehmer als Spannungsschwankung wahr, so Eon. Dass Vogelflug ursächlich für Kurzschlüsse in Freileitungen sein könnten, hält der Vogelexperte Dr. Markus Nipkow vom Nabu-Deutschland für unwahrscheinlich.
"Das ist mir in meiner 30-jährigen Tätigkeit noch nicht begegnet." Nur im Herbst träten derat gehäufte Vogelschwärme auf, nicht im Januar. Zumeist säßen Stare, Schwalben oder Krähen auf den Leitungen, die sich blitzschnell entfernen können. "Die haben gar nicht so ein großes Gewicht, dass sie beim Start einen solchen Rückstoß ausüben würden." Die Leitungsstränge lägen zudem weit auseinander. "Es wäre interessant, so etwas zu beobachten. Ich habe so etwas noch nie gesehen", meint Nipkow, der bereits Vorträge zum Thema Vogelschutz an Freileitungen gehalten hat. Eon-Avacon-Sprecherin Corinna Hinkel bestätigt auf Anfrage jedoch die Sichtweise ihrer Kollegen. "Das ist tatsächlich so", sagt sie. "Wenn die Vogelschwärme auf der Leitung sitzen und aufgeschreckt werden, fliegen sie zeitgleich los." Dann gerieten die Leitungen in Bewegung. Bei drei Störungen seien dagegen nachweislich Äste durch Sturm in die Leitung gekommen.
Ausbaumaßnahmen in diesem Jahr auch in Genthin-Süd
Der Stromversorger empfielt in seinem Antwortschreiben den Einbau einer unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV). Solche Anlagen finde man beispielsweise auch in Krankenhäusern für die Weiterversorgung bei einer Versorgungsunterbrechung.
Eine gute Nachricht hat Corinna Hinkel für die Anwohner ebenfalls. "Im Raum Genthin wird in diesem Jahr mit umfangreichen Ausbaumaßnahmen begonnen." Dabei würden die derzeit freien Mittelspannungsleitungen gegen Erdkabel ausgetauscht. Diese seien weniger störanfällig. Ein Teil der Maßnahmen werde auch die Verkabelung des Wohngebietes Genthin-Süd sein.