Ehemalige Tucheimer Schüler treffen sich nach 70 Jahren wieder Erinnerungen an die Einschulung mitten im Krieg
An ihre Einschulung mitten im Krieg erinnerten sich zwölf ehemalige Schüler der Grundschule Tucheim am vergangenen Wochenende. 70 Jahre nach ihrem ersten Schultag trafen sie sich im Gebäude des Heimatvereins, wo sich damals ihre Klasse befand.
Genthin l "Es war damals völlig anders", sagt Lothar Thiem aus Tucheim. Er ist einer von zwölf ehemaligen Schülern, die sich am vergangenen Wochenende mit ihren Partnern an der Tucheimer Kirche trafen. In den Räumen des heutigen Heimatvereinshauses war damals die Schule untergebracht.
Denn genau vor 70 Jahren wurden 27 Mädchen und Jungen in der damaligen Schule an der Kirche eingeschult. Mitten im Kriegsjahr 1942. "Die Einschulung war zu der Zeit kein Riesenfest", erinnert sich Thiem. Seine Mutter habe einen Kuchen gebacken, das sei es schon gewesen. Auch der Inhalt der Schultüte nahm sich eher bescheiden aus.
"1942 hat es nichts gegeben, da waren ein paar Äpfel, Schulhefte und Bleistifte drin, kein Vergleich zu heute", erläutern die älteren Herrschaften. Auch ein Foto der Einschulung gibt es nicht, weil während der Einschulung Fliegeralarm war. Auch in den ersten Schuljahren wurden die Schüler immer wieder von diesen Situationen überrascht.
"Dann beendete der Lehrer den Unterricht und wir mussten nach Hause laufen", nicken die ehemaligen Schüler. "Damals sind wir mit Holzpantoffeln zur Schule gegangen, auf dem großen Tritt am Eingang bin ich umgeknickt und habe mir den Knöchel gebrochen", erinnert sich Gerlinde Menz. Der Alltag der damaligen Zeit war hart. Auch in der Schule ging es streng zu. Über der Tafel habe damals ein Schild gehangen mit der Aufschrift "Hier herrscht Schuldisziplin". Auch sei das Rechnen gleich am ersten Tag mit dem 1 x 1 losgegangen. "Wenn der Lehrer eine Aufgabe gestellt hatte, nahm er einen Schüler dran und der musste aufstehen und die Antwort geben", ist in der Runde noch geläufig. Geschrieben wurde auf einer kleinen Tafel mit Griffel. "Am Schulranzen baumelte der kleine Schwamm für die Tafel", schmunzelt Anni Brandenburger. Manchmal brach dennoch der jugendliche Schalk durch die ernste Zeit. Die Runde lachte über die Erinnerung an einen Schüler, der den Hut eines Pädagogen in dessen Abwesenheit am Haken festnagelte. "Der Lehrer kam zurück, griff seinen Hut und hatte nur noch die Krempe in der Hand." Das gab natürlich Ärger. Von den ehemaligen Schülern leben heute noch sechs in Tucheim und zwei in Mützel und Lindau. Zwei haben zum Treffen die Reise aus Niedersachsen in die alte Heimat gemacht. Einer war aus Halberstadt vor Ort.
Allerdings sind bereits einige der ehemaligen Mitschüler verstorben. Zu Beginn der Zusammenkunft gedachten die Teilnehmer ihrer am 12. September 2011 verstorbenen Mitschülerin Gisela Schuh geb. Koch. Auch begab sich die Runde auf Besichtigungsreise durch die Region und schaute sich die Burg Ziesar an. In Tucheim stieß natürlich das Gebäude des Heimatvereins auf großes Interesse. Dort wurden sie von Ortsbürgermeister Joachim Böhl und dessen Frau erwartet. Mehrfach waren die Schüler in ihrer Schulzeit mit Unterbrechungen in dem Gebäude untergebracht.
Für alle war der Tag voller Erlebnisse und Erinnerungen. Ob es aufgrund der gesundheitlichen Probleme der 76-Jährigen noch einmal ein Treffen gibt, sei fraglich, meinten die Teilnehmer am Ende mit etwas Wehmut.