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Dr. Annemarie Tonn aus Essen besucht die Wirkungsstätten ihres Urgroßvaters Erinnerungen an Pastor Mühe kehren über 100 Jahre später nach Derben zurück

Von Sigrun Tausche 26.09.2012, 03:20

Am 24. Oktober jährt sich die Einweihung der neuen Derbener Kirche zum 100. Mal. Dies wird mit einem Festgottesdienst gefeiert. Das erste Konzert auf der restaurierten 100-jährigen Orgel fand schon am Sonnabend statt. Unter den Gästen war die Urenkelin von Pastor Mühe, der 20 Jahre lang noch in der alten Kirche wirkte.

Derben l Mitglieder des Heimatvereins "Elbaue" Derben/Neuderben, insbesondere Vorsitzende Anita Hempel und Christa Schmette, haben zum Kirchenjubiläum eine Festschrift erstellt und eine Ausstellung zusammengetragen, die am Tag des Konzerts bereits besichtigt werden konnte.

Mit einigen Erinnerungsstücken - Aufzeichnungen und Bildern - bereichert hat Dr. Annemarie Tonn diese Ausstellung. Sie ist die Urenkelin des Pastors Ernst August Adolf Mühe, der von 1869 bis 1889 in Derben wirkte. Diese Erinnerungen seien in der Familie von Generation zu Generation weitergegeben worden, erzählte die Ärztin im Ruhestand, die mit ihrem Mann aus Essen hergekommen war. Sie hatte in der zurückliegenden Zeit alles Material gesichtet und sortiert, um es den Kirchengemeinden der Orte zu überlassen, wo ihr Urgroßvater tätig war.

Bei ihrem Besuch in Derben hat sie auch eine besondere Erinnerung an ihre Großmutter Anna Mühe und deren Geschwister Olga, Ernst und Erika gefunden: Einen handschriftlichen Eintrag in die Altarbibel, die die vier Kinder Pastor Mühes in Erinnerung an ihren Vater zur Einweihung der neuen Derbener Kirche gestiftet hatten. Diese Bibel ist erhalten geblieben und liegt noch heute auf dem Altar.

In der von Christa Schmette und Anita Hempel zusammengestellten Festschrift sind von etwa 1550 angefangen bis heute 26 Pfarrer aufgelistet, die hier tätig waren, bis hin zu Pfarrer Andreas Breit, der nun das 100. Jubiläum der neuen Kirche mit der Gemeinde feiern kann. Pastor Mühe, heißt es hier, fertigte als erster eine Chronik von Derben an.

Mühe lebte von 1831 bis 1901. Er war zunächst lange Zeit in Quedlinburg tätig und wurde 1869 hierher versetzt, wovon er zunächst wenig begeistert war, wie überliefert wurde. In seiner Biografie fanden sich die Zeilen: "Welch ein Gegensatz von der alten schönen Stadt an des Harzes Rand in das armselige, entlegene Schiffer- und Fischerdorf an einem alten Arm der Elbe..."

Doch obwohl sich Pastor Mühe nicht wohl gefühlt habe in Derben, "versah er sein Amt in allen Ehren und förderte das christliche Leben in der Gemeinde", schreiben Anita Hempel und Christa Schmette in der Festschrift. "Es ist bemerkenswert, dass er ausgerechnet hier eine sehr kreative Zeit hatte. Er schrieb ein Buch, malte und fertigte aus den vorhandenen Aufzeichnungen für Derben eine Chronik an..."

Nach 20 Jahren in Derben bat er um Versetzung und bekam die Stelle des Dompredigers in Naumburg.