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Arbeiteraufstand in der DDR Förderverein sucht Material zum 17. Juni 1953 in Genthin

Die Ereignisse des Arbeiterprotestes am 17. Juni 1953 in der DDR sind in Genthin derzeit wieder präsent, da es in der Stadt- und Kreisbibliothek eine Ausstellung unter dem Titel „Menschen Recht Freiheit Protest. Der Aufstand vom 17. Juni in Sachsen-Anhalt“ gibt, die sich auch mit den Ereignissen dieses Tages in Genthin beschäftigt.

Von Mike Fleske 17.07.2025, 10:52
Christian Kühnel vom Förderverein Genthiner Stadtgeschichte in der Ausstellung zum 17. Juni 1953.
Christian Kühnel vom Förderverein Genthiner Stadtgeschichte in der Ausstellung zum 17. Juni 1953. Foto: Yvonne Hillmann

Genthin - Der Vorsitzende des Fördervereins Stadtgeschichte in Genthin, Christian Kühnel, empfiehl Interessierten, die Schau zu besuchen. „Die ausgezeichnete Ausstellung in der Bibliothek hatte mich zur Suche im Archiv veranlasst“, berichtet er. „Ich habe in der Sammlung Rohr eine Abhandlung über den 17. Juni in Genthin gefunden, nach Polizeiakten recherchiert.“

Leider gäbe es offiziell keine Fotos. „Wir wollen den Mut der Demonstranten von 1953 würdigen und die Geschehnisse in Genthin und im Landkreis nicht in Vergessenheit geraten lassen, darum möchte der Förderverein Material für eine neue Veröffentlichung zum Thema sammeln.“

In welchen Genthiner Betrieben wurde 1953 gestreikt?

Ein Ausgangspunkt könnten dabei alte Fotos aus den bestreikten Betrieben sein. „Auch Zeitzeugen würden wir gerne befragen.“ Wichtig seien auch die Lebensläufe der damals festgenommenen Streikenden. Was ist aus ihnen geworden? Wie ist es mit ihnen weitergegangen? „Eine weitere wichtige Frage: Was hat sich nach dem 17. Juni in Genthin verändert, also wie haben die Sicherheitsorgane reagiert und zukünftige Streiks verhindert?“ Neue Mitstreiter seien bei diesem Projekt im Förderverein willkommen. Auch könnten sich eventuell Zeitzeugen beim Förderverein oder im Kreismuseum melden.

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Yvonne Hillmann, Leiterin der Bibliothek, verweist darauf, dass Interessierte eine erste Anknüpfung an das Thema in der multimedial gestalteten Ausstellung finden. So gäbe es ein Roll-up mit einem Verweis auf eine interaktive Karte zum Aufstand vom 17. Juni 1953 in Sachsen-Anhalt, auf der auch die Stadt Genthin verzeichnet sei.

Fotograf hat Ereignisse am 17. Juni 1953 in Halle dokumentiert

Auch habe die Lesung mit Alexander Ammer im Juni einige Hinweise auf weitere Recherchemöglichkeiten ergeben. Ammer hatte in der Bibliothek das Buch „Alberts Bilder bleiben: Biografischer Roman 1916-1959“ vorgestellt, in dem er sich mit der Lebensgeschichte seines Vaters beschäftigt, der als Fotograf den 17. Juni in Halle dokumentierte. Das Buch ist im Buchhandel oder online erhältlich.

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Die Ausstellung ist bis zum 31. Juli im Veranstaltungsraum der Bibliothek in Genthin zu sehen. Sie zeichnet auf großformatigen Plakaten die Geschehnisse rund um den 17. Juni 1953 nach – vom Aufbegehren der Arbeiter über die Forderungen der Demonstrierenden bis hin zur gewaltsamen Reaktion des SED-Regimes und der sowjetischen Besatzungsmacht.

Auf vielen der Tafeln sind QR-Codes angebracht, über die Besucherinnen und Besucher mit dem Smartphone direkt in die digitale Erweiterung der Ausstellung eintauchen können. Hier öffnen sich originale Tonaufnahmen und Berichte von Zeitzeugen, die das Erlebte greifbar machen.