In Genthin sind noch 30 Ausbildungsplätze in verschiedenen Branchen unbesetzt Freie Lehrstellen direkt vor der Haustür
Das Ausbildungsjahr 2013 hat in vielen Betrieben begonnen und dennoch vermelden noch etliche Betriebe freie Lehrstellen. Gesucht wird noch in den unterschiedlichsten Branchen. Ausbildungssuchende können sich bei der Arbeitsagentur in Genthin oder bei der extra eingerichteten Hotline melden.
Genthin l Bei leichtem Nieselregen sitzt Eric Plötz in einem kleinen Bagger in der Mühlenstraße und baggert konzentriert den Boden unter dem freigelegten Beton zur Seite. Neue Rohrleitungen werden in der Genthiner Innenstadt verlegt. Der 18-Jährige ist im dritten Ausbildungsjahr als Rohrleitungsbauer. Alles, was mit den unterirdischen Arbeiten zu tun habe, Leitungen reparieren, verlegen und warten, sind die Aufgabenbereiche eines Rohleitungsbauers, erklärt Tobias Buchheister, stellvertretender Chef bei Buchheister Tief- und Straßenbau GmbH in Genthin. "Wir suchen zwei weitere Auszubildene in unseren Betrieb. Einen Rohrleitungsbauer und einen Straßenbauer." Bewerber müssten gewillt sein, bei Wind- und Wetter zu arbeiten und mindestens einen Hauptschulabschluss mitbringen. Das Problem, geeignete Bewerber zu finden, liege an den falschen Vorstellungen, die Jugendliche hätten. Viele unterschätzen die Arbeit draußen oder stellen fest, dass es zu anstrengend sei, mit den schweren Maschinen zu arbeiten. Eric Plötz kann Bewerber jedoch nur ermutigen: "Ich hätte es mir schwerer vorgestellt", sagt der Brettiner. Sehr abwechslungsreich finde er den Beruf, in dem er nicht nur mit dem Bagger arbeitet, sondern auch Rohre schneidet, pflastert oder Baustellen absperrt. Die Übernahmechancen nach der Lehre stünden gut, sagt Buchheister.
Wunsch und Vorstellung passen oft nicht zusammen
Bei Wind und Wetter arbeitet auch Dominic Krienelke. Er hat im August seine dreijährige Lehre als Gärtner für den Zierpflanzenbau bei der Genthiner Gärtnerei begonnen und hat "Spaß an der Arbeit mit Blumen". Die Mutter des 18-Jährigen ist ebenfalls gelernte Gärtnerin und hat dem Sohn keine falschen Vorstellungen über den Berufsstand vermittelt. Neben der reinen Pflanzenkunde lernt der Auszubildene wie die Blumen vermehrt werden oder wie Schädlinge und Krankheiten bei den blühenden Zöglingen behandelt werden, erklärt Carmen Gärtner, Chefin des Gartenbauunternehmens. Für das laufende Lehrjahr sucht sie noch einen Auszubildenen. Bewerber sollten mindestens einen Hauptschulabschluss mitbringen, mit der Arbeit draußen kein Problem haben und ein Grundinteresse für Blumen und Pflanzen mitbringen.
Bei einem Probetag können sich interessierte Bewerber den Arbeitsalltag anschauen. Die Chancen für eine Übernahme stehen für Dominic Krienelke und zukünftige Azubi-Kollegen gut: "Wir wollen ja gerade junge Leute hier haben und bilden daher selbst unseren Nachwuchs aus", versichert Carmen Gärtner.
Praktika helfen, Beruf zu wählen oder auszuschließen
Wer mit Brötchen sein Geld verdienen möchte, kann sich bei der Genthiner Filliale der Stendaler Landbäckerei um eine Ausbildung als Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk bemühen. Bewerber sollten einen guten Haupt- oder Realschulabschluss und eine offene und kommunikative Art mitbringen.
Zu wenige Bewerber gäbe es bisher, sagt Alexandra Jödicke, Personalleiterin der Bäckereikette mit 130 Fillialen, in denen auch noch weitere Ausbildungsplätze frei sind. Sie rät Jugendlichen generell zu vielen Praktia, um einen Beruf auszuwählen oder auszuschließen, bevor man in einem Ausbildungsvertragsverhältnis mit einem Betrieb stünde.
Noch gar keine Bewerbung für die freie Ausbildungsstelle zum Informationselektroniker hat Andreas Nitzsche bekommen. Für seinen Betreib Antennen- und Sicherheitstechnik sucht er Jugendliche mit Realschulabschluss oder Abitur, die über ein gutes technisches Verständnis verfügen. "Viele denken bei der Berufsbezeichnung nur ans Programmieren. Dabei ist der Beruf sehr viel mehr. Es geht vorrangig um den Bau, die Installation und Kontrolle von Antennen-, Telefon- und Alarmanlagen." Mit dem Entstören von Telefonanlagen machten sie Kunden ganz einfach glücklich, erklärt der Chef, der seinen betrieblichen Nachwuchs auch gern übernehmen möchte.
Im ganzen Landkreis noch freie Lehrstellen zu finden
Im Lehrjahr 2013 zählte die Arbeitsagentur in Magdeburg 104 Ausbildungsstellen für den Genthiner Raum. Davon sind noch zirka 30 Stellen unbesetzt, weiß Sprecherin Jana Echternach.
In der Region Jerichower Land, Börde und Magdeburg suchen ebenfalls viele Arbeitgeber noch Lehrlinge. Rund 570 Lehrstellen sind hier insgesamt noch unbesetzt. Unter diesen betrieblichen Ausbildungsstellen finden sich 122 verschiedene Berufsbilder.
Wegen des demografischen Wandels und der Konzentration der Jugendlichen auf bestimmte wenige Berufe gestalte es sich schwierig, Angebot und Nachfrage für die Region bestmöglich auszugleichen, weiß Agenturchef Matthias Kaschte.
Aktionshotline für Ausbildungssuchende
Die Arbeitsagentur schaltete eine Aktionshotline, bei der sich Jugendliche, die noch eine Ausbildung suchen, melden können und von Mitarbeitern des Arbeitgeber-Service und der Job-Center Jerichower Land, Börde und Magdeburg individuell beraten werden.
Lars Röder, Mitarbeiter des Arbeitgeber-Service in Genthin, freut sich auf Anrufe und empfiehlt: "Die Bewerbungszeit ist fast um. Deswegen ist es uns wichtig, dass ausbildungssuchende Jugendliche schnellstmöglich Kontakt zu uns aufnehmen. Wer jetzt die Initiative ergreift und flexibel ist, hat noch Chancen auf einen Ausbildungsplatz in der Region".