Auflösung des Heimatfotorätsels: Der An- und Verkauf befand sich in der Brandenburger Straße Für 50 Mark gibt es kleinen West-Taschenrechner
An russische Heckmotoren, ungarischen Gulasch und ein außergewöhnliches Schiffsmodell erinnerten sich die Teilnehmer am Heimatfotorätsel. Bei der richtigen Antwort ließ sich kein Volksstimme-Leser aufs Glatteis führen: Gesucht war die Brandenburger Straße.
Genthin l Für einen kleinen Taschenrechner aus dem Westen habe ihr Mann damals in dem An- und Verkauf in der Brandenburger Straße 50 DDR-Mark bezahlt, erzählte Margot Bohn aus Genthin am Volksstimme-Telefon. Obwohl der Bildausschnitt auf das Gebäude des An- und Verkaufs verkleinert war, wusste sie sofort - wie viele andere Anrufer auch - dass sich daneben der Rat des Kreises befunden hatte.
Auch dieses Haus hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Das einstige Landratsamt des Kreises Jerichow II ist 1792 als Hafermagazin für die preußische Armee an der damaligen Heerstraße vor dem Brandenburger Tor errichtet worden. 1856 kaufte die Kreisverwaltung das Gebäude und ließ es umbauen. Zuletzt war es als Amtsgericht genutzt worden. Bei einer Versteigerung in Berlin hat die GWG "Frohe Zukunft" das Haus erworben.
"Die Brandenburger Straße war und ist die Hauptstraße der Stadt", schreibt der frühere Stadtarchivar John Kreutzmann in "Genthin - Zeitsprünge". Das nach 1680 errichtete Stadttor in der Brandenburger Straße war eines von insgesamt vier. Hier musste eine Akzise, eine indirekte Verbrauchssteuer, entrichtet werden.
Dass sie im An- und Verkauf in der Brandenburger Straße einen russischen Heckmotor fürs Boot kaufen konnten, daran erinnerte sich Liesel Siegmund aus Genthin noch sehr genau. Rosemarie Rechtholtz aus Kade hat damals selbst Sachen in dem Geschäft zum Weiterverkauf abgegeben.
Noch früher habe es dort die Gaststätte "Goldene Kugel" gegeben, ergänzte Ehrentraut Bauer aus Genthin. Im An- und Verkauf hatte sie sich ein zwölfteiliges Besteck gekauft.
In der "Goldenen Kugel" aß Sigrid von Gradolewsky als kleines Mädchen gemeinsam mit ihrer Mutter den ersten ungarischen Gulasch ihres Lebens. "Der war so scharf. Wir dachten, wir müssen den ganzen Tag Feuer spucken."
Weshalb der Verkäufer sein Schiffsmodell in den An- und Verkauf und nicht ein paar Meter weiter in die Mützelstraße zum Museum gebracht hat, kann sich der langjährige Museumsleiter Klaus Börner bis heute nicht erklären. Ums Geld kann es nicht gegangen sein, ist sich der Genthiner sicher. Nur zehn Mark habe er für das 50 bis 80 Zentimeter große Modell für die Sammlung des Museums bezahlt. Für ihn ist das Schiff nach wie vor "ein außergewöhnliches Angebot". Seiner Erinnerung zufolge zog nach dem An- und Verkauf ein Lebensmittelgeschäft in die Ladenräume.
"Fahrräder anstellen verboten" - Das Schild sieht Lothar Beck heute immer noch vor sich. Der An- und Verkauf in der Brandenburger Straße ist ihm auch deshalb so gut in Erinnerung geblieben, weil er im Haus auf der linken Seite einst die Jalousien eingebaut hat.
Von den vielen Teilnehmern aus Genthin, Dretzel, Nielebock, Kade etc. wussten alle die richtige Antwort. Gesucht war die Brandenburger Straße. Viele Anrufer hatten auch noch den alten Namen parat: Ernst-Thälmann-Straße.
Aus dem Lostopf mit den Namen aller Teilnehmer wurde Margot Schmidt aus Nielebock als Gewinnerin der Volksstimme-Tasse gezogen. Der Gewinn kann ab Montag zwischen 9 und 17 Uhr aus der Redaktion, Brandenburger Straße 55-57, in Genthin abgeholt werden.