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Gestank Genthiner schimpfen über Gestank

Einige Genthiner schimpfen über unangenehme Gerüche in der Nacht. Eine ortsansässige Firma weist die Schuld von sich.

Von Mike Fleske 03.09.2019, 18:22

Genthin l Die letzten Sommernächte im August waren für viele Genthiner eine Belastung, nicht nur war die Nachttemperatur von mehr als 20 Grad Celsius unangenehm, zudem verbreiteten sich über mehrere Nächte immer wieder unangenehme Gerüche. Volksstimme-Leser Joachim Tilse wohnt in der Stadtmitte und berichtete: „Wer es bei diesem heißen Wetter am Tage in der Wohnung aushalten möchte, muss die kühlen Nacht- oder Morgenstunden zum Lüften nutzen. Jedoch wenn es draußen intensiv nach Silage und ähnlichem riecht, hat man nur die Alternative, dass am Tage die Wohnung genau so riecht oder es in der Wohnung unerträglich warm wird.“

Tilse war nicht der einzige, dem die nächtlichen Gerüche unangenehm aufgefallen sind. „Ich wohne in Genthin-Süd und mit der Hitze kommt auch regelmäßig der Gestank“, schrieb etwa Leserin Heidi Schulze an die Volksstimme und fragte: „Wie lange sollen wir das noch ertragen?“ Seit Jahren gebe es diese Probleme, beklagt Heidi Schulze. „Man lässt die Fenster nachts auf, um morgens frische Luft in der Wohnung zu haben, und wenn man aufwacht, stinkt die ganze Wohnung nach toten Tieren, Ekel und Brechreiz sind vorprogrammiert. Seit Samstag ist der Geruch auch noch süßlich.“

So ging es in der vergangenen Woche vielen Genthinern. Auch aus Brettin und Mützel waren ähnliche Klagen zu vernehmen. Ob aber die unangenehmen Gerüche von Feldern landwirtschaftlicher Betrieben oder von der Biogasanlage kamen, wie die Leserzuschriften nahelegen, lässt sich derzeit nicht belegen. Die Antworten der Firmen kommen spärlich bis überhaupt nicht. Einzig die Firma Saria, die in Genthin mit der Firma „ReFood“ eine Lebensmittelverwertung betreibt, meldete sich zu Wort und ließ wissen, dass es am letzten Augustwochenende eine Betriebsveranstaltung gegeben und es keinerlei Fahrten in die Anlage gegeben habe, die für Gerüche hätten sorgen können.

Das Ehepaar Eck wohnt seit einiger Zeit in Genthin. Auch sie fühlen sich durch die nächtlichen Gerüche belästigt und lassen die Aussage des Saria-Sprechers nicht gelten. „Die Probleme mit der Firma treten oft auf.“ Als Beleg haben sie Presseberichte verschiedener Saria beziehungsweise SecAnim- und ReFood-Standorte gesammelt. „Tierkörperbeseitigung stinkt Hüttenfeldern“ oder „Dicke Luft und weiter Ärger in Mittelhausen“ sind nur zwei der Schlagzeilen der hessischen und thüringischen Lokalzeitungen .

Allerdings gibt es häufig mehrere Gründe für die Geruchsbelästigung, etwa auch Kläranlagen oder Kuhställe. Die Firma verweist immer wieder auf ihre modernen Anlagen, die mittels Schleusentechnik und geschlossenen Systemen Gerüche vermeiden sollen. Gemeinsam ist aber den Zeitungsberichten, dass es immer Anlagen der Firma in der Nähe gab und das Gerüche insbesondere in den Sommermonaten auftraten. In Elxleben in Thüringen wollten Anwohner sogar so weit gehen, ein Gutachten in Auftrag zu geben, um den Geruchsverursachern auf die Spur zu kommen. Allerdings ist dieses mit 20.000 Euro so teuer, sodass das Ansinnen zum Stocken kam.

In Genthin hat sich mittlerweile der Landkreis eingeschaltet. „Die Untere Immissionsschutzbehörde des Landkreises Jerichower Land wurde in den vergangenen Tagen von Anwohnern aus Genthin über Geruchsbelästigungen informiert“, bestätigt Landkreis-Sprecherin Claudia Hopf-Koßmann. „Der als Verursacher der Gerüche in Betracht kommende gewerbliche Betrieb befindet sich in der Überwachungszuständigkeit des Landesverwaltungsamtes Sachsen-Anhalt als Obere Immissionsschutzbehörde.“

Der Landkreis habe daher selbst keine Möglichkeit, direkt einzuwirken. „Die Beschwerden über die Geruchsbelästigung wurden vom Landkreis unverzüglich an das zuständige Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt weitergeleitet und um Veranlassung entsprechender Maßnahmen gebeten.“