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Veranstaltungen Genthiner Stadtrat befördert den Abschied vom historischen Kulturhaus

Die Sporthalle in der Berliner Chaussee soll zum größten Veranstaltungsraum Genthins werden. So haben die Stadträte entschieden und damit Unmut der dort tätigen Vereine auf sich gezogen.

Von Mike Fleske 21.05.2021, 15:37
Wo werden die Mitglieder des Genthiner Amateurtheaters künftig ihre Märchen servieren? Wenn es nach dem Genthiner Stadtrat geht, nicht mehr im Kulturhaus.
Wo werden die Mitglieder des Genthiner Amateurtheaters künftig ihre Märchen servieren? Wenn es nach dem Genthiner Stadtrat geht, nicht mehr im Kulturhaus. Foto: Nadin Hänsch

Genthin - Der Stadtrat hat sich am Donnerstagabend dafür entschieden, die Sporthalle in der Berliner Chaussee nach einem Umbau als Mehrzweckhalle zu nutzen. Also gleichermaßen für Schulsport wie auch für Kulturveranstaltungen.

Diese Option war zwar im jüngsten Bauausschuss auch angerissen worden, aber das Gremium empfahl einen Weiterbetrieb des bisherigen Stadtkulturhauses unter der Regie der Qualifizierungs- und Strukturförderungsgessellschaft (QSG). So war die Entscheidung vom Donnerstag durchaus eine Überraschung. Treibende Kraft war der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus Voth.

Er hatte den Schwenk auf die Mehrzwecknutzung mit einem Antrag forciert, da er die Ertüchtigung der Sporthalle als Alternative zur Nutzung des Stadtkulturhaus sah.

Ablehnung bei den Vereinen

Die Entscheidung schockierte am Freitag die Vereine. „Wir müssen uns erst noch im Vorstand beraten, um uns eine gemeinsame Meinung zu bilden“, meint etwa Jürgen Wagner, Chef des Genthiner Amateurtheaters (Gat). Er hatte sich als Einwohner im Bauausschuss deutlich für die Weiternutzung des Stadtkulturhauses ausgesprochen.

„Wir sind maßlos enttäuscht über einige Fraktionen“, kommentierte er den nun gefassten Beschluss. Ob nun noch Gat-Märchen in Genthin gespielt werden können, sei fraglich. Der Verein benötige für diese Darbietung eine gewisse Raumgröße und Zuschauerzahl.

Wenig erfreut ist auch Sebastian Strebe, Präsident des Genthiner Carneval Club (GCC). Dreimal im Jahr war bisher sein Verein im Stadtkulturhaus. Er hält die nun getroffene Entscheidung für wenig praktikabel. „Wenn ich an Tische, Bestuhlung, Catering und sanitäre Anlagen denke, muss ich sagen die gesamte Infrastruktur in der Sporthalle stimmt nicht.“

Er meint, dass es auch problematisch sei, bei all den Gesetzen und Auflagen, die in Veranstaltungen hineinspielen, in der Halle überhaupt etwas durchzuführen.

Kollisionen zwischen Sport- und Kulturinteressen befürchtet

Für Fritz Mund, Vorsitzender des Carneval Club Waschmittelwerk (CCW) und des größten Sportvereins des Stadt, Chemie Genthin, birgt die Entscheidung eine Reihe von Problemen. „Zur Hochphase der Kultur im Herbst und Winter sind dort auch Handball-, Volleyball- und Fußballturniere“, hebt er darauf ab, dass sich die verschiedenen Nutzer in die Quere kommen könnten.

Auch im Normalbetrieb seien unter der Woche Schulsport und Trainingsstunden gesetzt, es sei schwierig, dann Kulturveranstaltungen vorzubereiten. „Ich weiß nicht, wie das laufen soll“, meint er.

Finanzen könnten im haushalt vorhanden sein

In die Entscheidung „pro Mehrzweckhalle“, spielte auch die Information der Verwaltung hinein, dass sowohl für die Sporthalle als auch den Sportplatz aktuell keine Fördermittel für die Sanierung zu erhalten seien. Für den Sportplatz läuft ein weiterer Antrag, bei der Sporthalle wird der Bauausschuss erneut beraten müssen.

Sollten am Ende keine Fördermittel fließen, wäre theoretisch Geld durch die dann nicht benötigten Eigenmittel für die geplante Sanierung in Höhe von rund 500.000 Euro vorhanden.

Genau dieser Betrag ist von der Stadtverwaltung angegeben worden, um die Sporthalle entsprechend als Mehrzweckgebäude herzurichten, welches 200 bis 300 Personen Platz bieten soll. Allerdings wäre der Umbau keine kurzfristige Sache, da dieser in einzelnen Phasen erfolgen müsste und mehrere Jahre in Anspruch nimmt.

Noch keine Verhandlungen über Weiterbetrieb

Auch müssten bauordnungsrechtliche Anforderungen für die Kombination als Versammlungsstätte geprüft werden und gegebenenfalls eine Sondernutzungsgenehmigung vorbereitet werden.

Ob es in dieser Zeit aber eine Veranstaltungsstätte in Genthin gibt, ist fraglich. „Unter den kommenden Voraussetzungen ist es nicht mehr möglich, ein Stadtkulturhaus weiter zu betreiben“, sagt Lars Bonitz, Chef der QSG. Kultur koste eben Geld. Geld, dass nicht ohne weiteres erwirtschaftet werden könne.

Die Betriebskosten des Hauses lägen bei rund 80.000 Euro, die Stadt hatte quasi als Kulturförderung für die Arbeit der Vereine einen Zuschuss von jährlich 50.000 Euro gezahlt. Diese Zahlung hatte immer wieder zu Diskussionen und Zerwürfnissen geführt, womit sich die jetzige Entscheidung des Stadtrates unter anderem auch erklären lässt.

Unter anderem, weil die Frage nach der Verwendung des Zuschusses nach Meinug von Bürgermeister und eineigen Räten nicht ausreichend dargelegt wurde.

Keine Klarheit über Veranstaltungen im kommenden Jahr

Bonitz kündigte mittlerweile in einem Online-Medium an, den Betrieb des Stadtkulturhauses zum 31. Dezember 2021 einzustellen. Nun ist ungeklärt , wo ab dem kommenden Jahr größere Veranstaltungen stattfinden sollen.

Die Verwaltung hat als Alternativen je nach Veranstaltungsgröße unter anderem private Einrichtungen wie die Diskothek „Eisenbahn“, den Lindenhof, das Bootshaus, das Kreishaus und die jungen Kirche benannt.

Allerdings gibt es bei dieser Erwägung keine Versammlungsstätte, die annähernd so groß wäre, wie das Stadtkulturhaus.