Würdigung Geschichte aus dem Boden lesen
Der Genthiner Daniel Schlag (39) wurde mit einem Einzelpreis der Bodendenkmalpflege geehrt.
Genthin l Es ist eigentlich ein seltenes Ereignis im Alltag des Ehepaares Kristin und Daniel Schlag, wenn sich die Eltern von vier Söhnen einen ruhigen Restaurantbesuch im Genthiner Hotel Müller gönnen. Für beide ein guter Anlass, in aller Ruhe auf die Auszeichnungsveranstaltung im Wörlitzer Gasthof „Zum Eichenkranz“ in der vergangenen Woche zurückzublicken. „Es war schon alles sehr feierlich“, sagt Kristin Schlag, die ihren Mann zu der Veranstaltung begleitete.
Gern räumt Daniel Schlag ein, unter den zwei mit Einzelpreisen Geehrten mit Abstand der jüngste gewesen zu sein. „Es ist wohl üblicherweise so, dass man erst mit über 70 Jahren für eine solche Auszeichnung reif ist“, scherzt der Genthiner. Die Frage, warum er die gefühlte Altersgrenze unterbot, drückt er mit einem freundlichen Lächeln einfach weg.
Es sei ihm gelungen, „durch gezielte Umfeldanalysen mehrere Siedlungsplätze verschiedener Epochen zu entdecken“, werden die Verdienste des Genthiners offiziell in einer Pressemitteilung beschrieben.
Auf die Frage, welche das waren, reagiert der ehrenamtlich bestellte Bodendenkmalpfleger fast wie bei einer vertraulichen Verschlusssache, nämlich mit vornehmen Schweigen. Aus gutem Grund, denn Schlag gehörte nicht zu jenen Menschen, die sich vom Glanz eines von ihm aufgefundenen Schatzes blenden lassen. Etwa im Falle des bekannten Münzschatzes von Magdeburg oder eines im Erdreich des Jerichower Landes entdeckten bronzezeitlichen Dolches. Respektvoll meint er: „Jeder Schatz und jeder Bodenfund hat sein Schicksal, für mich sind sie Ausdruck einer vergangenen Zeit. Gerade die Vor- und Frühzeit, die in unseren Böden vorkommt, ist eine schriftlose Kultur, deren ‚Schrift‘ allein im Boden zu finden ist.“
Daniel Schlag bekennt sich dazu, als ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger vor allem ein Netzwerker zu sein.
Es sei nicht sein Anliegen, allein Funde auszumachen und darüber zu reden, sondern mit fachlicher Unterstützung durch das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie die Forschung voranzutreiben, formuliert Daniel Schlag sein Credo. Und das erfordere mitunter Geduld und Durchhaltevermögen.
Ehrenamtliche Bodendenkmalpflege sei nichts für Individualisten, nur Teamplayer kämen zum Erfolg. Auch wenn er viel Zeit allein am Schreibtisch, meist zweimal wöchentlich, mit Fundberichten und Bestimmungen verbringen müsse. „Manchmal bin ist wie ein Kriminalist, der alles Fundmaterial zusammensetzt und dann zu einem Ergebnis bringt.“
Dabei möchte er auch nicht die Unterstützung von Museumsleiterin Antonia Beran und ihrem Ehemann, dem Archäologen Dr. Jonas Beran missen.
2012 wurde Daniel Schlag zum ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger bestellt und ist seitdem Ansprechpartner für Bewohner des Jerichower Landes, wenn sie auf relevante Bodenfunde stoßen. „In den Orten bin ich bei den Bauern mittlerweile ganz gut bekannt“, weiß Daniel Schlag. Beruflich ist er in Brandenburg in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung tätig.
Für Geschichte habe er sich schon immer interessiert und sei dann an einen Ansprechpartner geraten, der ihm den Weg zur Bodendenkmalpflege gewiesen habe. Jahrelang habe er dann einen erfahrenen Bodendenkmalpfleger an seiner Seite gehabt und konnte viel von ihm lernen.
Neben Daniel Schlag erhielt Günther Wagener aus Eilsleben einen weiteren Einzelpreis der Bodendenkmalpflege.
Weiterhin wurde ein Gruppenpreis und ein Einzelpreis in der Baudenkmalpflege vergeben.
Namentliche Vorschläge für den Preis können durch den Landesdenkmalrat, das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, der Denkmalpflege verbundenen Körperschaften und Verbände sowie von den Trägern des Denkmalpreises an den Minister für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt herangetragen werden. Er entscheidet über die Vergabe des Denkmalpreises.
Die Preise werden seit 1995 vergeben, seit 2000 wird der Preis – mit Ausnahme einer dreijährigen Pause zwischen 2008 und 2011 – im Zwei-Jahres-Takt verliehen.