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  7. Großer Ärger in Parey: Landwirt soll Obstbäume ohne Genehmigung radikal beschnitten haben

Ordnungsamt der Gemeinde schaltet die Untere Naturschutzbehörde des Kreises mit ein Großer Ärger in Parey: Landwirt soll Obstbäume ohne Genehmigung radikal beschnitten haben

Von Thomas Höfs 14.03.2013, 02:17

Bürgerprotest in Parey: Am Unkenwäldchen soll ein Landwirt rund 70 Obstbäume radikal gekürzt haben. Einwohner verlangen einen Schadenersatz von dem Verursacher.

Parey l In einigen Wochen hätten die rund 70 Apfel- und Pflaumenbäume in voller Blüte gestanden. Der Feldweg am Unkenwäldchen wäre dann ein beliebtes Ausflugsziel für viele Pareyer geworden. Umso entsetzter reagierten Bürger, als die entdeckten, dass die Bäume radikal beschnitten worden, sagt Wilfried Hoffmann. Der Pareyer hatte sich an die Öffentlichkeit gewandt, um zu zeigen, was in seiner Gemeinde passiert ist.

In der zurückliegenden Woche habe ein Landwirt die Bäume einseitig radikal gekürzt, zeigt er zusammen mit anderen Einwohnern das Ergebnis des Baumschnittes. Der Ärger unter den Bürgern ist gewaltig über die radikale Schnittmethode. Mit einem maschinellen Schneidegerät sei die Kürzung der Bäume erfolgt, beschreibt Wilfried Hoffmann das Verfahren.

Er hatte sich bereits an das Ordnungsamt der Gemeinde Elbe-Parey sowie die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises gewandt. Ordnungsamtsleiter Volker Zunder bestätigt auf Nachfrage einen Anruf eines Bürgers zu der Baumschnittaktion. "Die Bäume dürfen nicht einfach von einem Bürger beschnitten werden", sagte Volker Zunder. Da die Obstbäume an einem öffentlichen Feldweg stehen, gehe er davon aus, dass die Bäume der Allgemeinheit, also der Gemeinde gehören. Für die Bewertung des Eingriffs nach den Gesetzen des Naturschutzes sei die Naturschutzbehörde des Landkreises zuständig, fuhr er fort.

Auf der anderen Seite stehe der materielle Schaden, der hier der Gemeinde zugefügt worden sei, betonte der Ordnungsamtsleiter. Mit der Angelegenheit solle sich deshalb der Umweltausschuss des Gemeinderates auf seiner nächsten Sitzung befassen, schlug er weiter vor. Einen Termin zu einer Sitzung gebe es zwar noch nicht. Im April werde aber voraussichtlich das Gremium tagen und sich dann mit dem Fall befassen.

Ob das die Bürger beruhigt, bleibt abzuwarten. Wilfried Hoffmann fordert eine saftige Strafe von dem Verursacher. Jeder Bürger, der in seinem Garten einen Baum fällen wolle, müsse dafür Ersatzpflanzungen durchführen, erinnert er. "Die Obstbäume sind etwa zehn Jahre alt. Bürger haben die jungen Bäume damals ehrenamtlich regelmäßig gepflegt und gehegt, damit sie anwachsen", erinnert er sich. "Ich bin der Meinung, der Landwirt sollte zur Strafe die gleiche Zahl Bäume noch einmal pflanzen", meint er weiter. Platz genug bis zur Elbe gebe es ja.

Dem Landwirt sei es vor allem um die Nutzung des Feldweges gegangen, führt der Ordnungsamtsleiter weiter aus. Die Äste der Obstbäume hätten in die Fahrbahn geragt, erklärt Zunder. Deswegen sei offenbar der Rückschnitt erfolgt. Dennoch hätte der Landwirt dies mit der Gemeinde absprechen müssen, sagt Volker Zunder. Einfach selbst die Initiative ergreifen könne nicht funktionieren.

Wie groß der Schaden durch den Rückschnitt sei, darüber kann das Ordnungsamt keine Angaben machen. Die Frage ist, ob überhaupt ein Schaden entstanden ist?

Für die Bürger um Wilfried Hoffmann steht fest, dass die Bäume geschädigt sind. "Das ist keine fachmännisch ausgeführte Arbeit", ist der Pareyer überzeugt. Bei einem fachlich durchgeführten Schnitt hätte der ganze Baum beschnitten werden müssen und nicht einseitig.

"Ich hatte mich schon auf das kommende Frühjahr gefreut. Wenn die Obstbäume in voller Blüte stehen, ist der Weg wunderschön für einen Spaziergang. Jetzt habe ich keine Lust mehr, hierher zu gehen", sagt Wilfried Hoffmann. Die anderen Bürger pflichten ihm bei. Ihnen blute das Herz, wenn sie die Schäden an den kleinen Bäumen sehen, meinen sie.

In den kommenden Wochen sind nun die Behörden auf Gemeinde- und Kreisebene am Zug. Volker Zunder will die Bewertung der Aktion der Lokalpolitik überlassen. Die Volksvertreter sollen sich mit dem Fall befassen und überlegen, ob die Gemeinde das Verhalten sanktionieren soll.

Für Wilfried Hoffmann ist der Fall exemplarisch, wie er meint: Jeder könne hier machen was er wolle, ohne belangt zu werden. "Ich wünsche mir, dass sich der Gemeinderat eindeutig positioniert und von dem Landwirt die Neupflanzung von Obstbäumen als Ausgleich fordert", sagt Wilfried Hoffmann.

Viel stärker sollte die Gemeindeverwaltung auf den Schutz der heimischen Natur achten, wünscht er sich. Zu einem sorgsamen Umgang gehöre ebenso die Achtung vor der Natur, ist er überzeugt.

Die Ahndung des Falls dürfte allerdings noch einige Zeit dauern. Die Behörden müssen den Fall zunächst einmal rekonstruieren und den Schaden ermitteln, bevor über eine mögliche Sanktion entschieden werden kann. Bis dahin dürfte die Apfelblüte schon längst vorbei sein, fürchten die aufgebrachten Bürger in der Gemeinde. "Wir brauchen eine schnelle Reaktion, damit sich so etwas bei uns nicht wiedeholt und Schule macht", fordert Wilfried Hoffmann eine schnelle Reaktion.