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Grünkohlwanderung Norddeutscher Brauch in Wulkow

Bei idealem Wetter und mit Rekordbeteiligung fand Sonnabend die 15. Grünkohlwanderung der Ortschaft Wulkow statt.

Von Thomas Skiba 01.03.2020, 23:01

Jerichow l Gegen 13 Uhr trafen sich rund 30 gut gelaunte Wandersleute aus Hohenbellin, Wulkow und Havemark an der Gaststätte „Gericke“ in der Dorfmitte und stimmten sich auf ihr Vorhaben ein. Bevor Gerd Bunjes die Wanderroute vorstellte, gab es erst einmal zum Erwärmen einen „Kurzen“: „So ist die Tradition und so behalten wir es bei.“

Seiner Meinung nach habe diese Veranstaltung einen großen Mehrwert für den Ort: Die Unternehmung solle die Leute wieder näher zusammenbringen und Gelegenheit zum Austausch bieten. Der Heimatverein Wulkow und die freiwillige Feuerwehr organisierten die „Kohlfahrt“, welche gemütlich in Richtung Kleinwulkow loszog. Hier stießen weitere Teilnehmer hinzu, die Truppe wuchs.

Selbst Gästen von auswärts ist der Termin ein Begriff, sagt Michel Meier aus Königsborn: „Zusammen mit meinen Freunden aus Hohenbellin ist solch traditionelle Wanderung schon ein Erlebnis.“ Kurz entschlossen besuchte er seine ehemalige Schulkameradin Julia Lippert-Grimm, ebenfalls eine ehemalige Königsbornerin, die „der Liebe wegen“ in den Wulkower Ortsteil Hohenbellin zog.

 Als bekennende Freunde des Grünkohlwanderns schnürten sie Schal und Jacke und freuten sich auf neue Informationen aus Wulkow und seinen Ortsteilen. Die Wanderer brachten auch spezielle Fachbegriffe und ihren Habitus mit in die Veranstaltung ein, etwa mit der „Tankstelle“ in Havemark, dem persönlichen Trinkgefäß und einem Nachschub-Handwagen.

Der Becher eines jeden Teilnehmers hing an einem Band um den Hals und unterstrich in Aussehen und Form die Individualität seines Trägers. Um für Aufenthalte gewappnet zu sein, zogen die „Kohlianer“ abwechselnd den schmuck gestalteten Handwagen mit einer ansehnlichen Getränkeausstattung für jeden Geschmack.

Ja, Grünkohl an sich gab es im Elbe-Havel-Winkel schon immer. Die Grünkohl- und Pinkel-Wanderung ist in der Region aber noch nicht sehr lange verankert“, so die Teilnehmer. Das habe sich erst im Lauf der letzten zwei, drei Jahrzehnte ergeben. Männer arbeiteten auf Montage in Norddeutschland oder Familien aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein ließen sich hier nieder.

Gerd Bunjes, Ortsbürgermeister von Wulkow, ist so ein zugezogener Norddeutscher und brachte den Brauch des Grünkohlwanderns mit. Damit begeisterte er nach und nach die Wulkower – und so wurde es zur Tradition. „Oktoberfest wird doch auch überall gefeiert, obwohl wir hier nicht in Bayern sind“, so Lippert-Grimm.

Nach etwa drei Stunden trafen die Wandersleute wieder an der Gaststätte „Gericke“ ein, wo sich im Saal aufgewärmt werden konnte und ein deftiges Essen wartete – selbstverständlich Grünkohl mit Pinkel, Kassler oder Knackern, dazu ein frischgezapftes Bierchen oder Glühwein. „Ich freue mich sehr, dass wir heute wieder so eine gute Beteiligung hatten“, sagte Bunjes zum Abschluss. Und er hofft, dass auch die anderen Veranstaltungen im Ort so eine gute Resonanz finden.