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Historischer Dampfer 119-Jährige begeistert ihre Urenkel

Die „Luise" liegt auf der Genthiner SET-Werft auf dem Trockenen, um wieder in Schuss gebracht zu werden.

Von Simone Pötschke 18.03.2019, 18:37

Genthin l Auf der Genthiner SET-Werft logiert seit November eine alte Dame, die „Luise“, ein Schrauben-Schlepp-Dampfer, der 1910 für den Eigner Koch & Schultze aus Mützel auf der Brandenburger Wiemann-Werft gebaut wurde.

Der Werft-Autenthalt in Genthin ist ein sicheres Indiz dafür, dass der 119 Jahre alte Dampfer noch lange nicht aufs Altenteil geschickt wird. So steht die „Luise“ im Dienst des Fördervereins „Historischer Hafen Brandenburg“, dessen Mitglieder sich für den Erhalt des maritimen Schmuckstücks in die Pflicht nehmen lassen. An dieser Stelle kommt die Genthiner Werft ins Spiel, für die die „Luise“ fast schon eine gute Bekannte ist. Mittlerweile zum zweiten Mal bezieht der historische Dampfer ein Winterquartier auf der Werft, stets für eine „lebensverlängernde Maßnahme“, um in der nächsten Saison wieder sicher Fahrgäste über die Havel schippern zu können.

Derzeit müssen die Antriebswelle auf Vordermann gebracht, das Seeventil und das Barkholz saniert werden.

Soweit es irgendwie möglich ist, übernehmen Vereinsmitglieder selbst Arbeiten vor Ort. „Reinigen, Schrubben, Entrosten ... Etliche Handarbeiten erledigen wir in Eigenleistung“, erklärt Thorsten Kirchhoff. Als Schatzmeister des Fördervereins hat er verständlicherweise ein Auge darauf, die Vereinskasse möglichst zu schonen.

Genau 5151 Eigenstunden widmeten die 34 Vereinsmitglieder und Fans historischer Schiffe von 2012 bis 2018 der Wartung der „Luise“. Das entspricht etwa einem dreiviertel Jahr rund um die Uhr. „Alte Schiffe und alte Häuser bereiten eben viel Arbeit“, kommentiert Wolfgang Unger vom Vereinsvorstand diesen enormen zeitlichen Aufwand mit einem heiteren Lächeln.

Trotzdem kann das ehrenamtliche Engagement nicht die fachliche Kompetenz einer Werft ersetzen. Da setzen die Brandenburger inzwischen zum zweiten Mal auf die Genthiner Schiffbauer. „Die Zusammenarbeit klappt prima, wir sind rundum zufrieden mit der Werft“, stellt Thorsten Kirchhoff den Genthinern ein sehr gutes Zeugnis aus.

Dabei beruht die Wertschätzung durchaus auf Gegenseitigkeit.

Natürlich sei die Reparatur solch historischer Fahrzeuge wie der „Luise“ nicht das, mit dem die Werft ihr Geld verdiene, schränkt auch SET-Geschäftsführer Holger Heidenreich ein.

„Aber im Schiffbau, und damit auch bei uns, spielt die Tradition eine große Rolle. So wird bei Neubauten, die auch in unseren Standorten Tangermünde und Genthin gefertigt werden, immer noch nach alter Tradition die berühmte Münze unter den Kiel gelegt und eine ‚Werfttaufe‘ mit der Flasche Sekt durchgeführt. Wie sagt man so schön, Tradition verpflichtet“, meint der Geschäftsführer auch im Hinblick auf die „Luise“.

Bereits vor vier Jahren kehrte sie in der Genthiner Werft ein. Seinerzeit wurde der Dampfer aufgeslippt, gereinigt und sandgestrahlt. Risse und Schäden wurden geschweißt und mehrere Farbschichten aufgetragen.

So wurde die Außenhaut des historischen Dampfers langfristig korrosionsbeständig gemacht.

Die Finanzierung der Reparatur- und Sanierungsarbeiten, daran lässt Schatzmeister Thorsten Kirchhoff allerdings trotz beträchtlicher Eigenleistungen keinen Zweifel, bliebe trotzdem immer ein Kraftakt.

Für die Gesamtkosten der Sanierungsarbeiten, die im Frühjahr abgeschlossen sein sollen, kann der Förderverein Fördermittel des brandenburgischen Ministeriums für Wirtschaft und Energie in Anspruch nehmen und hat über eine Internetaktion 5000 Euro als Eigenmittel zusammengetragen.