1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Ein besonderer Ort zum Heiraten

Hochzeiten  Ein besonderer Ort zum Heiraten

Im vergangenen Jahr haben sich 51 Paare das Ja-Wort in Jerichow gegeben.

Von Thomas Skiba 29.02.2020, 23:01

Jerichow l „Hier zu heiraten, hat etwas Besonderes“, betont Anja Schünicke, seit knapp 20 Jahren Standesbeamtin in Jerichow. Sie und ihre Kollegin Katja Gericke haben im vergangenen Jahr 51 Paare getraut, und sie erlebten manch Besonderes und Aufregendes. Zwar sei 2019 kein Rekordjahr – 2018 waren es sogar 53 Eheschließungen – aber die Anzahl der Trauungen kann sich sehen lassen, was zweifellos an der Beliebtheit des Klosters als besonderer Ort der Eheschließung zu verdanken ist.

Heiraten im Kloster – dazu nehmen längst zahlreiche Paare mit ihren ganzen Hochzeitsgesellschaften auch weitere Wege in Kauf. So kamen viele Paare aus dem Jerichower Land und darüber hinaus. 27 Paare gaben sich im Kloster das Ja-Wort, 24 im Rathaus, berichtete Anja Schünicke. Bemerkenswert sind, neben dem Zeremoniell der Trauung, die Herkunft der Gäste. So reiste die Schwester einer Braut aus Übersee an und nahm den weiten Weg aus Florida (aus den USA) in Kauf, um an dem „besonderen Tag der Familie“ dabei sein zu können.

Beim Rückblick auf das vergangene Jahr fallen den beiden Standesbeamtinnen immer wieder kleine Geschichten ein. Gerade solch Begebenheiten machen ihre Funktion spannend und besonders, so die Frauen. Am 12. Juli 2019 führten sie drei Eheschließungen hintereinander durch. Warum – das könne sie nur vermuten - „Ein Erklärungsansatz wäre“, so Schünicke, „dass es vielleicht am Datum gelegen haben könnte.“ Der zwölfte Tag plus den siebenten Monat ergab das Jahr (12+7=19).

Jede Trauung biete für die Standesbeamtinnen als auch für die Hochzeitsgesellschaft ihre eigenen Herausforderungen, keine gleicht der anderen. Eheschließungen mit Partnern, die eine andere Staatsbürgerschaft besitzen, gehören zu diesen nicht alltäglichen Problemstellungen, denn es sind zusätzliche Formalitäten bei einer „internationalen Hochzeit“ zu beachten. Wer einen Ausländer in Deutschland heiraten möchte, der muss die Bestimmungen und Rechte beider Länder berücksichtigen. Dazu gehört generell die Volljährigkeit und die nicht vorhandene Verwandtschaft der Eheleute.

Je nach Heimatland der Braut oder des Bräutigams kann auch eine kirchliche Trauung zur Anerkennung der Hochzeit zwingend vorgeschrieben sein. Da sind die Zeitschienen für die Hochzeitsplanungen andere, wissen die beiden Frauen. Gerade das Einholen der benötigten Dokumente dauere hier länger als in Deutschland üblich.

Für die Standesbeamtinnen gab es auch wieder Momente, die sie zum Schmunzeln brachten und die man nicht so leicht vergisst: Ein Paar hatte die Ringe sehr fest auf sein Ringkissen geknotet, sodass es Probleme hatte, diese wieder abzubekommen. Da brauchte es Fingerspitzengefühl seitens des Paares und Geduld seitens der Hochzeitsgesellschaft. „Diesen Ringwechsel wird das Paar sicher nie vergessen“, so Gericke.

Bei einer anderen Eheschließung war die Ansprache beendet und es sollte zum wichtigsten Teil, also dem Ja-Wort, übergegangen werden. Allerdings konnte das Ja-Wort nicht gleich abgenommen werden, weil das gemeinsame Kind kurz vorher dringend auf die Toilette musste und dann aber eine gefühlte Ewigkeit nicht zurückgekommen ist. Auch hier war seitens der Gäste, aber auch seitens des Paares, etwas Geduld gefragt, denn auch nur wenige Minuten des Wartens können sich in so einem Moment wie eine Ewigkeit anfühlen. Sicherlich eine Situation, an die sich die Familie bestimmt immer zurückerinnern wird.

Neu waren für Schünicke und Gericke, dass Verwandte oder Freunde ein Teil der Ansprache übernehmen. Auch für das Paar war es eine mehr als nur gelungene Überraschung, so Schünicke. Das kam 2019 bei zwei Hochzeiten vor und es gefiel auch den Standesbeamten: „Das kann künftig ruhig öfter vorkommen, da dies eine Eheschließung sehr persönlich gestaltet.“

Besonders schön ist immer wieder Livemusik, die ebenfalls jeder Eheschließung eine ganz besonders individuelle Note gibt, betont Gericke, „im letzten Jahr hatten wir die unterschiedlichsten Musikwünsche, von Rock bis Klassik war alles dabei.“

Zwei Ereignisse sind den beiden Frauen besonders präsent: Schnell entschlossene Paare, die gleich an dem Tag heirateten, an dem sie sich auch angemeldet haben. „Meist zum Ende des Jahres und manchmal dann gleich in meinem Büro“, schmunzelt Schünicke und ein Paar hatte „den Mut“ am Freitag, den 13. zu heiraten. Auch in diesem Jahr sind die beiden Frauen wieder bestrebt, die Wünsche der Paare für ihre Eheschließung zu erfüllen. Ob das nun private Worte in der Ansprache oder eigene Musikwünsche sind.

Besonders für Paare, die allein oder nur mit wenigen Gästen heiraten möchten, bietet sich dafür der Klostergarten geradezu an. Dabei denken die Jerichower Verwaltungsbeamten auch an Paare, die ihre Lebenspartnerschaft in eine Ehe umwandeln lassen möchten und den Rahmen dafür eher klein halten wollen.

Im Trend liegt ebenfalls das Heiraten unter freiem Himmel. Spielt das Wetter mit und die Brautleute wünschen es sich, so Schünicke, führe man die Trauung auch gern unter dem freien Himmel durch.

Für dieses Jahr und für diesen Sommer sind bei in Jerichow noch freie Termine zu haben. So auch am Sonnabend, den 20. Juni oder auch am Mittwoch vor Himmelfahrt, den 20. Mai.

Die Volksstimme sucht auch in diesem Jahr das Traumhochzeitspaar des Jahres. Wer teilnehmen und mit einem Bild erscheinen möchte, kann sich unter Redaktion.Genthin@Volksstimme.de melden.