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Elftes Klostergartenfest: So viele Akteure und Besucher wie nie zuvor Jerichow: Mittelalterliches Flair und Feuerzauber

Von Sigrun Tausche 15.07.2013, 03:31

Jerichow l "Die Bauernhäuser räumt leer, aber die Weiber lasst drin!" Diesen und andere freche Sprüche bekamen die Besucher des 11. Klostergartenfests schon zu Beginn zu hören, beim "Zug auf Jerichow". Die Angreifer konnten zunächst "besänftigt" werden, und alle gemeinsam erlebten einen fantastischen ersten Festtag, wie es ihn bisher noch nicht gab in Jerichow.

Glückliches Strahlen in den Gesichtern der Organisatoren, fröhliche Gesichter bei den vielen Mitwirkenden sowie den Besuchern - ein Festplatz, voll wie nie, und strahlender Sonnenschein ohne zu große Hitze machten die Veranstaltung einfach perfekt. Wie eine Erlösung wirkte das Fest nach den Wochen der Flut. Vergessen war sie freilich nicht und immer wieder Thema in den Gesprächen.

Dass es so kurz danach solchen Besucheransturm beim Klostergartenfest geben würde, hatten Jan Wißgott, Leiter der Stiftungsverwaltung, und sein Team kaum zu hoffen gewagt. "Die Leute wollen endlich mal wieder an was anderes denken und mal wieder raus", lautete die Erklärung für dieses Phänomen. Von mehreren war das zu hören. Und manche erzählten auch, wie sie bei der Hilfe in den Nachbarorten, beim Putz abklopfen und Dielen rausreißen, derbe Witze machten und so die Stimmung wieder etwas nach oben brachten. Und das tat allen gut, ebenso wie dieses rundum gelungene Fest.

Der Reiz des Mittelalters, der immer mehr zuzunehmen scheint, ist schließlich auch erst aus dem Abstand heraus so groß. Die alten Gewänder zu tragen oder auch nur zu bestaunen, ist einfach toll. Rüstungen anzulegen und wie die Ritter zu kämpfen ist faszinierend, vom "Raub der Weiber", von Verbrennungen auf dem Scheiterhaufen und Schlachtengetümmel zu hören, lässt gruseln, ohne wirklich die Qualen nachzuempfinden. Diesen Teil des Mittelalters muss ja keiner mehr erleben. An die beeindruckenden Seiten wird gern erinnert, und das zu Recht.

Ein wenig vom Leben damals war vor allem in den frühen Abendstunden beim Gang durch das Zeltlager, das so groß wie noch nie zuvor im Klostergarten aufgebaut war, zu spüren. Die verschiedenen Gruppen, manche sogar in Familien, saßen zwischen den Zelten um rustikale Tische oder Lagerfeuer herum, kochten im Kessel, verzehrten ihr Abendbrot, besuchten einander, tauschten sich aus.

Dazwischen wurde noch ein wenig Schwertkampf geübt: Der "freye Clan der Bruderschaft vom Bullengraben" hat es sich zur besonderen Aufgabe gemacht, die Kinder auf den Festen zu unterhalten. "Die jungen Gäste sollen ein Erlebnis haben, von dem sie auch noch nach ein paar Wochen schwärmen", sagt Koch Mendragor, mit zivilem Namen Robert Schaul, während er im Suppenkessel rührt. Während einige andere Gruppen möglichst exakt ein Stück Geschichte mit realen Personen nachleben, könne sich in dieser Gruppe jeder seinen Platz selbst suchen und seine Figur darstellen. Entsprechend vielseitig ist der Clan auch. Voriges Jahr wirkten einige seiner Mitglieder auch bei der Feuershow mit, diesmal unterstützten sie nur. "Das ist auch gut so, denn die Besucher brauchen Abwechslung", betont "Mendragor" und findet viel Lob für die Organisatoren dieses Fests.

Tatsächlich war die Feuershow wieder eine der größten Attraktionen des Fests. Am späten Abend wurde der Platz noch mal richtig voll. Nachdem zuerst die "Liederknechte" und dann "Sagax Furor" mit flotter, frecher mittelalterlicher Musik tüchtig eingeheizt hatten, "entflammte" Feuervarieté Cedrus Inflamnia das Publikum endgültig. "Cedrus Inflamnia ist ein Ensemble von Träumern. Innerlich ein Kind geblieben, bewahren wir uns den Spaß und die Kreativität, die uns so einzigartig sein lässt. Wir lieben es, uns neu zu erfinden und ganz neue Wege und Welten zu beschreiten", heißt es auf der Internetseite der Gruppe. Und das zeigten die Akteure auch. Sie präsentierten nicht nur spektakuläre Darbietungen mit Feuer, sondern erzählten damit auch eine Geschichte, die natürlich auch mit Höllenfeuer und dem Kampf gegen das Böse zu tun hatte. Nach der Show wurde ein echtes Lagerfeuer mitten auf dem Platz entzündet, während Sagax Furor wieder die Bühne übernahm und noch bis weit nach Mitternacht für Superstimmung auf dem Festplatz sorgte.

Wie der "Zug auf Jerichow" ausging, wer beim Langbogen-Wettbewerb siegte und was es sonst noch an Höhepunkten auf dem 11. Klostergartenfest gab, lesen Sie morgen.