Stadt sucht das Gespräch mit dem Geschäftsführer des Johanniter Krankenhauses Johanniter Service GmbH kündigt in Genthin die Hälfte ihrer Mitarbeiter
15 Mitarbeiter der Johanniter Service GmbH erhielten am Dienstag ihre Kündigungspapiere. Damit reduziert die Firma ihren Mitarbeiterstamm in Genthin exakt um die Hälfte. Betroffen sind zumeist Frauen.
Genthin l Jörg Breitfeldt aus Kade ist verärgert und ratlos zugleich: Seine Frau ist eine der 15 Mitarbeiter der überregional tätigen Johanniter Service GmbH, die am Dienstag ihre Kündigungspapiere ausgehändigt bekommen haben. Breitfeldt sieht nun große Probleme auf das Ehepaar zukommen. Er beziehe Hartz IV und sorge für seinen schwer pflegebedürftigen Vater, seine Frau hatte bisher als Einzige einen Job. Dass die Entlassungen nach einem Sozialplan vorgenommen worden sind, kann sich Breitfeldt deshalb überhaupt nicht vorstellen.
Eine Ferndiagnose zu diesem speziellen Fall der Kündigung wollte Jens Delker aus Bad Pyrmont, Vorsitzender Geschäftsführer der Johanniter Service GmbH, im Telefongespräch mit der Volksstimme nicht stellen. "Ich weiß, wie sich Betroffene in dieser Situation fühlen. Wir haben uns die Entscheidungen nicht leicht gemacht", sagt er. Die Kündigungen, widersprach er der Annahme Breitfeldts, seien nach den Kriterien des Sozialplanes erfolgt.
Für Jens Delker sind die 15 Kündigungen eine Folge dessen, dass der Krankenhausgeschäftsführer des Johanniter Krankenhauses Genthin-Stendal, Dr. Martin Windmann, weniger Dienstleistungen bei der Johanniter Service GmbH eingekauft habe. Das betreffe hauptsächlich die Bereiche Reinigung und Logistik.
Für Delker kommt diese Entwicklung offensichtlich nicht überraschend. Das Krankenhaus, sagt er, befindet sich in einem Prozess der Umstrukturierung. Unter anderem sind bisher die beiden Inneren Stationen zusammengelegt worden. Es sei durchaus verständlich, dass der Geschäftsführer möglichst seine eigenen Mitarbeiter halten wolle, sagt Delker.
Die Gerüchte von der Kündigung des Servicepersonals im Krankenhaus hatten sich allerdings bereits in der vergangenen Woche verdichtet, so dass sie bereits Gegenstand der nichtöffentlichen Beratung des Hauptausschusses des Genthiner Stadtrates waren.
Wie Bürgermeister Bernicke gestern auf Anfrage sagte, sind einige Stadträte und er beauftragt worden, mit dem Geschäftsführer des Johanniter Krankenhauses Genthin-Stendal, Dr. Martin Windmann, ein klärendes Gespräch zur Zukunft der Genthiner Einrichtung zu führen.
Die Umstrukturierungen im Krankenhaus haben offensichtlich die Belegschaft verunsichert. Medizinisches Fachpersonal ist dem Vernehmen nach auf Jobsuche in anderen Kliniken.
Dr. Martin Windmann ließ sich erst Anfang November gegenüber Volksstimme zur Zukunft alle möglichen Optionen offen. Er favorisierte - um die Grundversorgung abzusichern - "eine kleine berechtigte Krankenhauslösung", beispielsweise als Praxisklinik, über das Jahr 2020 hinaus. Einen entsprechenden Plan will er im kommenden Jahr vorlegen. Ob der jedoch aufgehen werde, sei von der Finanzlage der Kassen und von der Mitwirkung der Politik abhängig, sagte er.
Für den Weiterbestand des Krankenhauses
Vor Kurzem hatten sich der Ärztliche Direktor, Prof. Dr. Nellessen, und der Vorsitzende des Kuratoriums, Curt von Goßler, gegenüber Bernicke für den Weiterbestand des Genthiner Krankenhauses ausgesprochen.
Fest steht jedoch, dass die Einrichtung schlechte Karten für einen Fortbestand in ihrer jetzigen Form hat. In der Krankenhausplanung Sachsen-Anhalts ist ihre Schließung vorgesehen.
Derzeit bemüht sich die Stadt Genthin auch beim sachsen-anhaltischen Ministerium für Arbeit und Soziales um eine Auskunft zur Zukunft des Genthiner Johanniter Krankenhauses. Eine Antwort seht noch aus.