1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Kein Ansturm auf die Sprechstunde

Genthiner Notar Kein Ansturm auf die Sprechstunde

Die Sprechstunden des Notars Andreas Zoch in Genthin sind alles andere als gut besucht.

Von Simone Pötschke 11.08.2016, 06:00

Genthin l Notar Andreas Zoch, der seit dem 27. Januar einmal wöchentlich im Rathaus Sprechstunden anbietet, ist offensichtlich enttäuscht. Nach den Protesten, die es bei der angekündigten Schließung der Notarstelle in Genthin gab, habe er erwartet, dass wenigstens Dreier-Reihen bei seinen Sprechzeiten Aufstellung nehmen würden, sagte er leicht ironisch. Sowohl Bürger, als auch Kommunalpolitiker, die sich gegen eine Schließung des Notariats ausgesprochen haben, habe er erwartet. Doch keiner sei von ihnen bisher gekommen.

Aufgrund der mäßigen Nachfrage hat Andreas Zoch die anfängliche Sprechzeit von 9 bis 16 Uhr auf eine Kernzeit von 9 bis 11 Uhr beschränkt. Doch auch in dieser Zeit blieben die Leute, die pro Sprechzeit kommen, auf etwa fünf beschränkt.

Zum Hintergrund: Genthins Bürgermeister Thomas Barz hatte sich im Sommer vergangenen Jahres im Auftrag des Genthiner Stadtrates an das sachsen-anhaltische Ministerium für Justiz und Gleichstellung mit der Bitte gewandt, das Notariat in der Kanalstadt zu erhalten.

Er sprach seinerzeit in seinem Schreiben an das Justizministerium von einem „erheblichen Einschnitt“, den die Bürger im Falle einer Schließung bei der Inanspruchnahme notarieller Dienstleistungen im Territorium, in Pflegeheimen und im Krankenhaus hinnehmen müssten. Dass die Schließung des Genthiner Notariats, einem so genanntes Flächennotariat mit dem Einzugsgebiet des Altkreises Genthin, aber auch des angrenzenden Havellandes, abzusehen war, war allerdings auch anhand des Bevölkerungsschlüssels, den das Ministerium für Justiz und Gleichstellung vorgibt, absehbar. Demnach ist ein Notariat für 50  000 Einwohner zuständig. Bei 90 000 im Jerichower Land lebenden Einwohnern bedeutet dies zwei Notariate, die es gegenwärtig in Burg gibt.

Das Ministerium begründete dabei seine Entscheidung, die Notarstelle in Genthin „einzuziehen“ im wesentlichen mit zwei Sachverhalten. Er macht dafür zum einen die über Jahre rückläufige Entwicklung des Urkundenaufkommens der Notarstelle in Genthin, die unter anderem dem demografischen Wandel geschuldet ist, verantwortlich. Als zweiten Grund führt es die allgemeine Personalentwicklung im Notarwesen an.

In diesem Kontext fiel die Entscheidungs Zochs, mit einer wöchentlichen Sprechstunde trotzdem vor Ort zu sein. „Ich habe mich dafür entschieden, um keine Unterversorgung zuzulassen. Das mache ich auch aus meinem Berufsverständnis heraus“, erklärte Zoch in einem gestrigen Pressegespräch.

Freilich, führte der Burger Notar aus, hätten sich mittlerweile viele Mandanten einen anderen Notar gesucht und es gebe viele elektronische Möglichkeiten, etwas zu erledigen. Aber insbesondere von Bürgern, die nicht mobil sind, werde die Sprechstunde aufgesucht. Es sei auch durchaus so, dass in Genthin Beurkundungen vorgenommen würden, wobei der Schwerpunkt in der Sprechstunden bei den so genannten Alltagskleinigkeiten liege. Ein Sprechtag könne jedoch kein Büro ersetzten.

Derzeit, versicherte der Notar aus Burg, denke er noch nicht über Konsequenzen aus der eher schwachen Resonanz der Sprechstunde nach. Er werde diese Sprechstunde solange wie möglich anbieten. Wobei, lässt er diplomatisch durchblicken, irgendwann das Ministerium auf die Zahlen schauen werde. Zoch kann sich perspektivisch auch vorstellen, den Sprechtag auf einen Dienstag zu verlegen, wenn mit dem Markttag viele Menschen in der Stadt sind.

Notar Andreas Zoch hat neben seiner Sprechstundentätigkeit in Genthin auch die Aufgabe des Verwalters der Notarstelle Kolczynski inne. Die Zahl der Notariate in Sachsen-Anhalt ist von 105 auf derzeit 70 abgeschmolzen.