Corona-Krise Kinos müssen noch auf Rückkehr warten
Während der Einzelhandel bereits geöffnet hat und Gastronomen unter Auflagen starten dürfen, müssen sich die Kinos noch gedulden.
Genthin l „We´ll be back“ (Wir kommen zurück), ganz nach Terminator Arnold Schwarzenegger, so hat das Genthiner Union-Kino in den vergangenen Wochen gegrüßt. Doch auch nach rund acht Wochen Schließzeit während der Corona-Krise gibt es noch keinen Termin zur Rückkehr in den Spielbetrieb.
„Das ist unverständlich“, findet der Genthiner Kinobetreiber Lars Hoffmann. In anderen Bundesländern laufe der Betrieb wieder an, in Hessen ging es am Montag los, in Sachsen und Schleswig-Holstein dürfen Kinos am 18. Mai wieder öffnen, in Nordrhein-Westfalen soll es am 30. Mai losgehen. „In Sachsen-Anhalt bekommen wir keine Vorlaufzeit und keine Perspektive“, ärgert sich Hoffmann.
Nur vorsichtig wagt sich die Landesregierung aus der Deckung. „Das Kabinett wird am kommenden Dienstag einen Fahrplan für weitere Lockerungsschritte in Sachsen-Anhalt festlegen, die mit Ablauf der fünften Verordnung am 27. Mai Schritt für Schritt umgesetzt werden sollen. Hier werden auch die Bereiche Kultur und Sport Thema sein“, heißt es aus dem Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration Sachsen-Anhalt.
Ein schwacher Trost für Kinobetreiber, die Mitte März in die Zwangspause geschickt wurden. Aber selbst wenn es in Genthin wieder losgeht, fehlt Hoffmann noch die Klärung mancher Fragen. „Wie sollen sich die Besucherzahlen bemessen?“ fragt Hoffmann und sieht sich hier auch mit Blick auf andere Bundesländer, in denen es unterschiedliche Regelungen gibt, noch nicht ausreichend unterrichtet.
Dabei hätten die Lichtspielhäuser der Politik bereits Möglichkeiten zur Öffnung unterbreitet. Der Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF) hat ein entsprechendes Hygienekonzept entwickelt. Demnach sollen die Kinosäle nicht voll besetzt werden. Schlangen an den Kassen könne man durch die verstärkte Nutzung des Onlineverkaufes vermeiden. Nach dem Film könnten Besucher über verschiedene Ausgänge herausgelassen werden, um größere Gruppen zu verhindern.
„Wir sind überzeugt, dass ein solcher mit Auflagen versehener Betrieb nicht nur einen Kahlschlag in der Kinolandschaft verhindert, sondern auch langfristig die Akzeptanz für hohe Infektionsschutzauflagen in der Bevölkerung erhält“, heißt es seitens des Branchenverbandes. Aber selbst wenn wieder geöffnet werden darf, gibt es ein weiteres Problem: Es fehlt an zugkräftigen Filmen. Die US-Verleiher starten derzeit keine neuen Filme und haben alle attraktiven Starts auf den Herbst verschoben.
So ist die Premiere des neuen James-Bond-Filmes „Keine Zeit zu sterben“ vom 2. April auf 12. November verlegt worden. „Ghostbusters 3” soll gar statt im August 2020 erst am 5. März 2021 starten. Auch der insbesondere von Jüngern erwartete Film „Minions – Auf der Suche nach dem Mini-Boss” geht in die Warteschleife und ist nunmehr erst für den Juli 2021 angekündigt. Damit nicht genug, denn die europäischen oder deutschen Filme, die Besucher ziehen könnten wie etwa der Känguru-Film, hatten ihren Start vor der Corona-Krise und sind mit Internet-Diensten ausgewertet worden.“ Somit wäre auch ein mögliches Programm überschaubar.
Dass in den Verordnungen die Kulturstätten in einen Topf geworfen werden, stört Hoffmann nur wenig. Was für ihn durchaus vergleichbaren Charakter hat, sind Theater und Opernhäuser. „Dort sitzen die Menschen auch in Stuhlreihen und schauen in eine Richtung, wenn also Theater wieder öffnen dürfen, dann muss es im gleichen Zuge auch eine Öffnung für Kinos geben.“
Der HDF ist allerdings wesentlich kritischer und moniert: „Den Kinos kommt eine Schlüsselrolle zu, die leider bislang zwischen epidemiologischen und rein wirtschaftlichen Überlegungen durch alle Raster fällt. Und zwar sowohl in Bezug auf finanzielle Hilfen, als auch im Hinblick auf eine Perspektive zur Wiedereröffnung.“
Dabei sei Kino einer der einfachsten Wege, aus dem Alltag für wenige Stunden auszubrechen und in andere Welten einzutauchen. „Insbesondere zur Corona-Zeit ist dies wichtiger denn je.“
In der Region hat sich Kinobetreiber Hoffmann mittlerweile an der Umsetzung eines Autokinoangebotes im Erlebnisdorf Elbe-Parey beteiligt, um die Lust am Kino bei den Besuchern aufrecht zu erhalten und als Unternehmer aktiv zu sein.