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Beim Heimatfotorätsel war das alte Waldbad hinter dem Genthiner Friedhof gesucht Knifflig: Freibäder in Jerichow und Genthin sehen sich zum Verwechseln ähnlich

Von Manuela Langner 22.07.2013, 03:20

Weil die alten Freibäder von Genthin und Jerichow vom gleichen Bautyp waren, sahen sich die Anlagen sehr ähnlich. Darauf wiesen die Teilnehmer am Heimatfotorätsel immer wieder hin.

Genthin l Der Hase, der aufgeschreckt durchs Unterholz hoppelt, vermisst das Genthiner Freibad bestimmt nicht. Fast könnte man meinen, zwischen Friedhof und Elbe-Havel-Kanal an der falschen Adresse zu sein. Die Natur hat sich die Fläche des Waldbades zurückgeholt. Ein paar Betonreste, wie die Pfeiler einer Tischtennisplatte, weisen ganz dezent auf den früheren Naherholungs- und Freizeitcharakter der Fläche hin.

Luise Winkelmann aus Jerichow hätte schwören können, dass es sich bei der alten Aufnahme des Heimatfotorätsels um das Freibad ihrer Heimatstadt handelt. Sie erinnerte sich am Volksstimme-Telefon an das internationale Pfadfindertreffen, das im stillgelegten Jerichower Waldbad veranstaltet wurde. "Die Pfadfinder baten mich als alte Jerichower Malerin, mit ihnen interessante Motive zu malen." Als Hauptmotiv wählten sich die Kinder und Jugendlichen das zum Teil moosbewachsene Waldbad aus. "Dabei sind ungezählte Bilder entstanden, die die jungen Leute als Erinnerung mit in ihre Länder genommen haben."

Zuckerfabrik-Kapelle spielt Platzkonzert zur Eröffnung

Auch im Fachkrankenhaus in Jerichow sorgte das Heimatfotorätsel der Volksstimme für Diskussionsstoff in der Pause. Ist nun das Jerichower oder das Genthiner Freibad abgebildet, überlegten die Kollegen und konnten sich nicht einig werden. Matthias Witt fasste sich ein Herz und rief bei der Volksstimme an. Mit seinem Tipp auf das Freibad Genthin lag er goldrichtig.

Laut Aufzeichnungen des Deutschen Wetterdienstes ist Mittwoch, 7. Juni 1967, ein warmer Tag gewesen, an dem die Sonne immerhin um die sechs Stunden geschienen hat. Um 16 Uhr sollte, so kündigte es die Volksstimme-Ausgabe vom 7. Juni an, der Genosse Arno Dan, Vorsitzender des Rates des Kreises, das Schwimmbad offiziell an den Rat der Stadt Genthin übergeben, die Kapelle der Zuckerfabrik ein Platzkonzert spielen und die besten Aufbauhelfer geehrt werden. Im Anschluss waren die ersten Schwimmveranstaltungen und der erste Sprung vom Drei-Meter-Turm geplant. Alle Genthiner sollten zur Einweihung gleich ihre Badesachen mitbringen.

Besser wäre es gewesen: In den nächsten Tagen wurde es kühl und ungemütlich. Badewetter adé.

Ende Juni 1967 wurden zur dritten Kinder- und Jugendspartakiade die ersten offiziellen Wettkämpfe im Waldbad ausgetragen. Ziel war es, in Stadt und Kreis Genthin eine "wettkampfmäßige Sektion ins Leben zu rufen".

Wie es sich für einen sozialistischen Bau gehört, wurde das Genthiner Waldbad in einer "verhältnismäßig kurzen Bauzeit mit Unterstützung der Betriebe und Bauhelfer" errichtet, wie es damals die Volksstimme schrieb. Bei der Eröffnung war ein Wert von 320 000 Mark (der DDR) geschaffen worden. Bis zur endgültigen Fertigstellung sollte die Summe laut Planung noch auf 450 000 Mark ansteigen.

Ein paar Jahre später klang das ganz anders. Das Waldbad hatte den Beinamen "ewiges Sommer-Sorgenkind" erhalten. Verdruss bereitete der Stadt unter anderem der teure Fassadenkleister und die Enteisungsanlage. Und als im September 1991 Fördermittel für ein komplett neues Freibad winkten, wurde auch gleich der alte Standort am Mühlengraben ins Gespräch gebracht. Das Waldbad hinter dem Friedhof läge so und so viel zu weit draußen ...

Traum von Förderung neuen Freibades platzt schnell

Aber schon im Juni 1992 buk die Stadt wieder viel kleinere Brötchen. Mit den Fördermitteln in Höhe von 90 Prozent für "das attraktive Vorhaben mit großem Freizeit- und Erholungswert" war es nichts geworden. Nun sollte doch die alte Bausubstanz genutzt und das Becken mit einer Edelstahlwanne ausgekleidet werden. Ein Architekturbüro wurde beauftragt, ein Projekt zu erarbeiten und mitten im Sommer hieß es: Dieses Jahr wird das jedoch nichts mehr.

Unter allen Teilnehmern des Heimatfotorätsels wurde Jutta Erxleben aus Parey als Gewinnerin des Volksstimme-Regenschirms ausgelost. Dieser liegt in der Volksstimme-Redaktion, Brandenburger Straße 55-57 (Eingang Kleine Schulstraße), zur Abholung bereit.