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Werke von Prof. Werner Klemke sind in den kommenden Wochen im Wasserturm zu sehen Mehr als nur der Mann mit der Katze

Von Mike Fleske 07.01.2013, 02:22

Der Name Werner Klemke zieht noch immer. Werke des Grafikers und Illustrators sind in den kommenden Wochen im Wasserturm zu sehen. Bereits am Eröffnungstag fand die erste Ausstellung einer Auswahl seiner Werke großen Anklang.

Genthin l Auf große Resonanz stieß am Sonnabend die Eröffnung der Ausstellung mit Werken von Prof. Werner Klemke. Grund für den Andrang war sicherlich, dass der Künstler mehrere Generationen durch seine Arbeiten geprägt hat. Sei es durch Illustrationen von Weltliteratur wie Giovanni Boccaccios "Decamerone", Kinderbüchern wie "Hirsch Heinrich" oder durch die Titelgestaltung der Monatszeitschrift "Das Magazin".

"Wir sind froh, dass wir eine solche Ausstellung hier haben dürfen", machte die Vorsitzende des Genthiner Kunstvereins, Dr. Eva Rohmann, während der Begrüßung deutlich. Sie nannte den Grafiker einen geachteten Mann, dessen Buchillustrationen in keinem Regal in Ostdeutschland fehlten.

Unter den Gästen des Eröffnungstages waren auch die Klemke-Töchter Ulrike Braun und Christine Klemke, beide sind freiberufliche Grafikerinnen und haben sich der Erhaltung des künstlerischen Erbes ihres Vaters im Atelier und Archiv Prof. Werner Klemke verschrieben. "Er hat überall ausgestellt, aber in Genthin ist sein Werk noch nie zu sehen gewesen", erläuterte Ulrike Braun. Genthin sei eine schöne Stadt. Der Andrang während der Eröffnung zeige, dass es ein großes Interesse an Kunst gebe, fügte sie hinzu.

Ihr Vater habe so viele Aufträge gehabt, dass er es oft nicht geschafft habe, sie alle zu erfüllen. Die Töchter erinnerten sich, dass die Auftraggeber oft in der Wohnung standen, um die Werke direkt vom Zeichentisch abzuholen. Kein Wunder, dass es kaum ein vollständiges Werkverzeichnis gibt. "Er hat so viele Plakate, Prospekte und Typografien gestaltet, dass immer wieder etwas auftaucht", sagte Christine Klemke.

Über 400 Titelbilder für "Das Magazin" hatte er entworfen. Dabei hatte Werner Klemke keinen festen Stil. "Er experimentierte mit Tusche, Wachsmal - und Filzstiften", so die Töchter. "Die haben beim Zeichnen furchtbar gequietscht", erzählten sie dem lachenden Publikum.

Die Titelbilder sind aber aus einem ganz anderen Grund im kollektiven Gedächtnis geblieben. "Immer wenn das neue Heft da war, wurde die auf dem Titel versteckte Katze gesucht", erinnerte sich Ausstellungsbesucher Ulrich Kubanschek. Die Liebhaberei für die Vierbeiner hatte sich bei Klemke bereits in der Jugend entwickelt. "Er ist mit Katzen aufgewachsen", erklärte Ulrike Braun.

Als ihr Vater mit den Katzen auf dem Titel anfing, gab es Ärger. "Das entspricht nicht dem sozialistischen Weltbild", habe es geheißen. Doch schnell setzte sich die Katze als besonderes Merkmal der Monatszeitschrift durch. "Als er sie einmal vergessen hatte, hagelte es Proteste", so die Töchter. Auch während der Ausstellungseröffnung suchten die Besucher eifrig nach den Katzen auf den "Magazin"-Titeln. Auch eine ganz neue Generation kann sich für diese Kunst begeistern. "Ich bin im Malkurs von Christine", erzählt die neunjährige Lotta Nebelig, die mit ihrer Mutter im Wasserturm war. Den dort gelernten Stilen, wie Punkte nicht mit dem Pinsel zu zeichnen sondern mit der Holzrückseite, spürte sie in den Werken des Vaters ihrer Lehrerin nach.

Der hatte auch eine andere Seite. In der Ausstellung sind frühe Holzstiche aus den späten 40-er Jahren zu sehen. "Die Illustration für Licht über Koordi hat sehr expressionistische Anklänge", erläuterte Christine Klemke ein Werk. In dieser frühen Phase sei sein Stil noch nicht deutlich zu erkennen. Aber schon bei Boccaccio habe er sich weiterentwickelt. Für diese Illustration erhielt er in den 70-er Jahren die Ehrenbürgerschaft der italienischen Stadt Certaldo in Italien.

Die Vernissage fand nicht nur großen Anklang beim Genthiner Publikum. Der MDR drehte während der Eröffnung einen Beitrag für die Sendung Sachsen-Anhalt heute.

Die Ausstellung ist bis Anfang Februar im Wasserturm zu sehen.