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Radwegebau Zauneidechsen ziehen um

Die Zauneidechsen bei Parchen ziehen auf eigens für sie angelegte Flächen um, so dass der Radwegebau nach Genthin starten kann.

Von Simone Pötschke 29.06.2020, 01:01

Parchen l Es gibt sie wirklich, Zauneidechsen auf den Äckern zwischen Parchen und Genthin. Das bestätigte Stefan Hörold von der Landesstraßenbaubehörde, indem er auf Volksstimme-Anfrage die Ergebnisse der ersten vier von insgesamt zehn geplanten Fanggängen öffentlich machte. Unter den Parchenern wird die Existenz der Reptilien, die auf der Vorwarnliste der geschützten Arten stehen, unverändert bezweifelt.

In der Zauneidechse haben sie einen der gravierendsten Verzögerungsgründe ausgemacht, warum sie inzwischen mehr als 15 Jahre auf den Baubeginn des Radweges warten, der ihren Heimatort mit Genthin verbinden soll. Diese Annahme hat sich aktuell weiter verstätigt. Denn den Parchenern war in den letzten Wochen nicht entgangen, dass entlang der Bundesstraße 1 offensichtlich eine Reptilien-Sammelaktion unternommen wurde. Diese Beobachtung wurde bei der jüngsten Ortschaftsratssitzung an Ortsbürgermeister Hubert Schwandt herangetragen, der daraufhin zur nächsten Beratung des Gremiums eine Klärung über die Genthiner Verwaltung in Aussicht stellte.

Bei den vier Gängen sind Informationen der Landesstraßenbaubehörde zufolge bis zum 23. Juni insgesamt elf der schützenswerten Reptilien entweder mit der Hand oder mit Schlingen eingefangen worden. Sie sind zwischenzeitlich auf den vorbereiteten Ansiedlungsflächen am Abzweig der B1, Höhe Wiechenberg, umgesiedelt worden.

Zweifel daran, dass sich die im Planfeststellungsverfahren zugrunde gelegte Schätzung der Unteren Naturschutzbehörde von 40 Reptilien als nicht realistisch erweisen könnte, hat Regionalbereichsleiter Stefan Hörold nicht. Es könne davon ausgegangen werden, dass in den noch ausstehenden sechs Fanggängen weitere 29 Zauneidechsen gefangen und umgesiedelt werden, zeigte er sich gegenüber der Volksstimme zuversichtlich.

Genau vor zehn Jahren, im Sommer 2010, waren durch ein Ingenieurbüro Zauneidechsen nachgewiesen worden.

Zu den Ergebnissen gibt es seit 2017 verschiedene Aussagen der Straßenbaubehörde, die sich letztlich jedoch übereinstimmend bei der Schätzung von 40 Tieren treffen. Bei einer Informationsveranstaltung im vergangenen Jahr in Parchen war die Rede davon, dass bei drei Begehungen entlang der gesamten Baustrecke 21 Zauneidechsen nachgewiesen worden seien.

Anderen, allerdings älteren Angaben der Behörde zufolge soll das Ingenieurbüro jeweils zwei Tiere im Bereich des Abzweiges Wiechenberg und kurz vor dem Bauende am Gewerbegebiet Genthin-Süd ausgemacht haben. Die Untere Naturschutzbehörde sei demnach von einer Nachweisrate von zehn Prozent ausgegangen und habe die Population auf 40 Tiere geschätzt. Diese Zahl war wiederum der Ausgangspunkt für die Planer, um die Größe der so genannten Zusiedlungsfläche bei Wiechenberg für die Reptilien zu ermitteln. Die im Frühjahr fertig gestellte Fläche erstreckt sich über 4500 Quadratmeter.

Dass es seit 2010 es keine weiteren Bestandsuntersuchungen mehr gab, leistete dem Verdacht der Parchener Vorschub, dass es in diesem Bereich gar keine Zauneidechsen mehr geben könnte.

Die Straßenbaubehörde hat bisher keinen Zweifel daran gelassen, dass erst nach der Umsiedlung der Zauneidechsen, das ein Monitoring zur Folge hat, mit dem Bau des Radweges begonnen werden kann. Geht es nach den Planungen, sollen Ende des Jahres die Holzungen vorgenommen werden, technologisch erfolgt der Baustart im Frühjahr nächsten Jahres.

Das über den Bund finanziell abgesicherte Radwege-Projekt steht an erste Stelle des sachsen-anhaltischen Bedarfsplanes für straßenbegleitende Radwege. Um Baurecht herzustellen, musste 2016 ein langwieriges Planfeststellungsverfahren angeschoben werden, nachdem einvernehmliche Lösungen mit Grundstückseigentümern gescheitert waren.