Schaukampf Reise ins Mittelalter in Jerichow abgesagt
Das historische Klostergartenfest in Jerichow muss zum wiederholten Mal abgesagt werden. Die Veranstalter hoffen auf 2022.

Jerichow - Ritter, Spielleute oder feine Minnedamen, ob gemeines Volk oder hoher Adel – auch in diesem Jahr werden Mittelalterfans und welche die es werden wollen, leider nicht wie sonst Kloster und Stadt Jerichow bevölkern. Die Stiftung sagte jetzt das mittlerweile überregional bekannte und in vielen Ländern Europas beliebte Klostergartenfest ab. „Wir tun es schweren Herzens“, bedauert die Verwaltungsleiterin der Klosteranlage, Josefine Telemann. Das immer an einem Wochenende im Juli stattfindende Fest geht über drei Tage, zahlreiche Mittelaltervereine, Reenactment-Gruppen und Touristen treffen sich hier. Viele sind alte Bekannte, Jerichow gilt in der Szene als gesetzter Treffpunkt.
Das dabei auch gefeiert wird, liegt in der Natur der Veranstaltung, wissen die Organisatoren und umso mehr legen sie auch selbst Wert auf ein praktikables Hygiene-Konzept. „Wir feilten an drei Varianten des Festes, jede abgestuft ein Stück kleiner“, erläutert Daniel Schünicke, Technischer Leiter der Stiftung.
Dementsprechend sollten auch die Hygiene-Maßnahmen angepasst sein und ein Geländer bieten, an dem Teilnehmer und Organisatoren Halt finden. Doch so sehr sich die Mitarbeiter auch den Kopf zerbrachen, es gelang nicht, zufriedenstellende Konzepte zu entwickeln. Zu viele Unbekannte und zu viel Aufwand, heißt es kurz und knapp. Hier nur eine der drei Varianten: Begrenzte Teilnehmerzahl, geschlossene Gesellschaft und keine geistigen Getränke – will man das bei so einem Fest? Auf dem 17. historischen Klostergartenfest vor zwei Jahren trafen sich an dem Wochenende rund 6000 Menschen aus halb Europa.
Zeltgemeinschaften aus Polen und Tschechien
Manche Zeltgemeinschaft fand auch aus Polen und Tschechien den Weg in das Jerichower Land. Tryzna – eine Mittelalter-Combo aus Stettin an der deutsch-polnischen Grenze begeisterte auf der Bühne die Gäste mit alten ost- wie westeuropäischen Klängen. Der Klostergarten stand für jede Epoche offen, angefangen mit den Sachsen um Widukind im achten Jahrhundert bis hin zu den Landsknechts-Lagern aus der Zeit des 30-jährigen Krieges. Hier wollte und will das Team der Klosteranlage keine Abstriche machen: Auch bei den kommenden Mittelalterfesten soll daran teilnehmen wer will.
Vor zwei Jahren schwärmte eine Jugendgruppe aus Wandlitz vom Klosterfest: „Das Mittelalter vor dieser einmaligen historischer Kulisse zu erleben, ist für uns etwas ganz Besonderes. Wir kommen wieder.“ Die Wandlitzer stiegen damals zusammen mit ihren Gästen, Austauschschüler aus dem französischen La Ferrière, in den Bus und folgten einer Einladung der Askanier-Bruderschaft aus Berlin.
Schwertkampf und Bogenschießen
Die Bruderschaft hatte ebenfalls ihr Lager im Klostergarten aufgeschlagen, sich mit den Bedingungen vor Ort vertraut gemacht. Es wurde zusammen gekocht und gemeinsam das Mahl eingenommen. Ritter Wolfram von Oranienburg, ebenfalls Mitglied der Askanier, unterwies die Schüler in dem Führen eines Schwertes. Andere übten mit den Besuchern das Schießen mit Pfeil und Bogen oder der Armbrust.
Selbst alte Handwerke zeigten ihre Vielfalt und dass sie noch längst nicht abgeschrieben sind, etwa das Körbe flechten, Töpfern oder Schmieden. 2017 galt außerdem als das Jahr der Schaukämpfe und der Beizjagd. Es gelang, Deimos den Falkenflüsterer nach Jerichow zu holen. Mit einem Falken auf seiner lederbeschuhten Hand, erläuterte der Falkner die Herkunft und Bedeutung der Jagd mit Greifvögeln.
Geht es nach den Mitarbeitern der Anlage, wollen sie den Menschen bald wieder so wunderbare Erlebnisse verschaffen. Doch leider erst im kommenden Jahr. „Und wir hoffen, dass es funktioniert“, sagt Josefine Telemann.
