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Schaupflügen Regensieg geht nach Dessau

Parchen war zum Tag der Regionen erstmals Austragungsort der Landesmeisterschaften im Gespannpflügen.

Von Simone Pötschke 30.09.2019, 07:00

Parchen l Es regnete am Sonntag in Strömen, doch weder den Pferden, noch den Gespannführern und schon gar nicht den Richtern konnte dies bei den offenen Landesmeisterschaften im Gespannpflügen etwas anhaben. Der Enthusiasmus aller, die in der Interessengemeinschaft Zugpferde engagiert sind, erwies sich als wetterfest.

So zollten die vier Kampfrichter nach einem mehrstündigen Wettbewerb allen Gespannführern Respekt. Schwierige Bodenverhältnisse, das Erdreich war trotz Regens knochenhart, hätte ihnen großes Können abverlangt. Zu guter Letzt entschieden nur hauchdünne Punktabstände über die Platzierungen.

Mit insgesamt 91,13 von 110 möglichen Punkten wurde Thomas Schalow aus Dessau sachsen-anhaltischer Landesmeister, der vor seinen Einschar-Pflug Schwarzwälder Füchse gespannt hatte.

Thomas Schalow war relativ gelassen in den Ausscheid gegangen. Kurz vor dem offiziellen Beginn der Landesmeisterschaften, beim Probepflügen, frotzelte er im Gespräch mit der Volksstimme: „Gespannpflügen ist mein Hobby, so wie andere Leute ins Fitness-Studio gehen“. Der Dessauer wird Sachsen-Anhalt bei den Bundesmeisterschaften im nächsten Jahr vertreten.

Das beste Ergebnis des Tages erzielte allerdings mit Marko Nährlich ein Brandenburger. Auf sein Konto gingen 91,75 Punkte.

Elf Gespanne, unter anderem aus Brandenburg, Thüringen, Hessen und Bayern reisten zu den landesoffenen Meisterschaften an.

Darunter mit Walter Heuer aus Brunkau/Altmark auch ein in Parchen inzwischen bekanntes Gesicht. Heuer hatte das alte Handwerk des Gespannspflügens mit Kaltblutpferden im vergangenen Jahr zum Tag der Regionen in Parchen in einer Schauvorführung demonstriert. Seinerzeit zur Vorbereitung der Bundesmeistermeisterschaft in Hessen. Gestern trat er die Heimreise in die Altmark mit einem vierten Platz an.

Parchen erwies sich als Austragungsort einer Meisterschaft als eine gute Adresse, befand auch Norbert Krüger aus Genthin, der sich in der Interessengemeinschaft als zweiter Vorsitzender engagiert. „Wir haben hier guten, gleichmäßigen Boden vorgefunden. Der ist optimal zum Gespannpflügen.“

Wer in Parchen punkten wollte, musste mit den Pferden streng nach einem Reglement das Erdreich bearbeiten. Zu bewältigen war ohne eine Zeitvorgabe eine Fläche von exakt 400 Quadratmetern. „Alle Gespannführer haben akkurat gearbeitet, es gab keinerlei Vorfälle“, sagte Doreen Wolter, die im Auswertungsteam mitarbeitete.

Unbedingt gerade mussten die gepflügten Reihen sein, das Ein- und Aussetzen des Pfluges musste passen. Eine saubere abgeschlossene Acker-Kante gehört wie eine ausgeräumte Furche, in der kein Grün mehr zu finden sein darf, zu Pflicht eines geübten Gespannführers, der sich „blind“ mit seinen Pferden verstehen muss.

Körperlich gilt das Gespannpflügen unter den Fachleuten nicht unbedingt als eine schwere Arbeit. Vor allem aber Geschicklichkeit und Erfahrung muss der Gespannführer unter Beweis stellen, um die Schollen mit dem Pflug exakt um 180 Grad zu wenden.

Pflügen mit Kaltblutpferden, davon konnten sich auch Laien gestern überzeugen, bleibt eine Wissenschaft für sich, auch wenn sie längst Traktoren mit modernen Pflügen, die hydraulisch gesteuert werden, gewichen sind.