Vandalismus Friedhof nachts dicht

Genthins Friedhof wird künftig in den Abend- und Nachtstunden abgeschlossen. Damit wird die Stadt auf die Grabverwüstungen reagieren.

Von Simone Pötschke 09.01.2020, 00:01

Genthin l Dass sich die Jury für die Verleihung des Bürgerpreises, die mit Vertretern aller Stadtratsfraktionen besetzt ist, kurz nach dem Jahreswechsel mit Schließzeiten des Friedhofes beschäftigen würde, wäre noch vor wenigen Wochen undenkbar gewesen.

Doch mehrere Fälle mutwilliger Zerstörungen von Gräbern auf Genthins größtem Friedhof, auch über die Weihnachtsfeiertage (Volksstimme berichtete), drängten Stadtrat und Verwaltung zum Handeln.

Nach dem Bekanntwerden der Vorfälle kamen aus dem Rathaus bereits Signale, den Friedhof perspektivisch zu schließen, um so Vandalismus keinen weiteren Vorschub mehr zu leisten. Jetzt legten die Fraktionsvertreter, wohl auch unter dem Druck der Öffentlichkeit, nach.

Mit Erfolg: Anders als bisher im Rathaus vorgesehen, soll eine nächtliche Schließzeit des Friedhofs eingerichtet werden, noch bevor der übliche Verwaltungsweg über eine Satzungsänderung beschritten wird. Der hätte sich über einige Wochen oder gar Monate erstreckt. Stadtratsvorsitzender Gerd Mangelsdorf (CDU) und Lutz Nitz (Grüne) warben deshalb unter den Fraktionsvertretern erfolgreich für eine kurzfristigere und zügige Umsetzung unmittelbar nach den Straftaten.

Nach der Sitzung der Fraktionsvertreter sagte auch Alexandra Adel, Abwesenheitsvertreterin des Bürgermeisters, dass nun zügig an der Einführung einer Schließzeit für den Genthiner Friedhof gearbeitet werde. Auch die Verwaltung sehe einen großen Handlungsbedarf für diese von Zerstörungswut besonders betroffene Anlage.

Die gültige Friedhofsatzung räume bei Bedarf eine vorübergehende Schließung ein, von dieser Regelung werde man –bis zu einer angekündigten Änderung der Satzung – Gebrauch machen. Die Verwaltung arbeite jetzt daran, notwendige Schließsysteme zu beschaffen. Adel bat um Verständnis, dass dies nicht in einem „Schnellschussverfahren“ zu erledigen sei und Zeit in Anspruch nehmen werde.

Entscheidungen über die konkreten Schließzeiten und organisatorische Zuständigkeiten stehen noch aus.

Zukünftig, auch im Hinblick auf eine Änderung der Friedhofsatzung müsse man betrachten, welche Friedhöfe besonders von Zerstörungswut und Vandalismus betroffen seien, betonte Alexandra Adel.

Es sei außerdem notwendig, in eine Änderung der Friedhofsatzung der Einheitsgemeinde Genthin auch die Ortsbürgermeister und Ortsvorsteher der Ortsteile einzubeziehen.

In den vergangenen Monaten wurden immer wieder Fälle von Grab-Zerstörungen auf dem Genthiner Friedhof bekannt. Hinterbliebene beklagten unter anderem umgekippte, zerstörte Grableuchten, herausgerissene Grabbepflanzungen, umhergeworfene Gestecke, zerschlagene Grabdenkmale sowie über Grabplatten ausgeschüttetes Kerzenwachs. Für besondere öffentliche Betroffenheit sorgte die Schändung von Kindergräbern und die mehrmalige Zerstörung der Grabanlage eines jugendlichen Unfallopfers. Letztere Vorfälle waren von den Angehörigen zur Anzeige gebracht worden. Sie hatten sich in einem Beitrag der Volksstimme für eine Schließung des Friedhofes in den Abend- und Nachtstunden ausgesprochen.

Friedhof-Schließzeiten werden von Kommune zu Kommune unterschiedlich gehandhabt und sind besonders in großen Städten gängige Praxis.

Der Friedhof am Heinigtenweg wurde 1896 angelegt. Genthin schloss sich, wenn auch nur in Ansätzen, dem damaligen Trend in Europa an: der Anlage von Reform- oder Waldfriedhöfen.