Spargelernte Warten auf einen Flug

Nach Lockerung der Einreise-Bedingungen für wird die Ankunft rumänischer Erntehelfer in Genthin erwartet.

Von Simone Pötschke 08.04.2020, 01:01

Genthin l Die Lockerung der Einreise-Bedingungen für Erntehelfer aus Südosteuropa hat Optimismus bei Spargelbauern wie Henning Hoffheinz geweckt, den er dringend nötig hat. Seit gut 14 Tagen wartet er vergeblich auf personelle Verstärkung seiner Erntehelfer aus Rumänien.

Vorerst blieb es bei den 25 Rumänen, die noch vor der Corona-Krise einreisen konnten. Das Bundesinnen- und das Bundeslandwirtschaftsministerium hatten sich in der vergangenen Woche darauf geeinigt, dass im April und im Mai jeweils 40 000 Saisonarbeiter aus Osteuropa nach Deutschland einreisen dürfen. Auch wenn diese Nachricht unter den Landwirten blitzschnell die Runde machte, werden noch einige Tage vergehen, bis in Genthin weitere Erntehelfer aus Rumänien anreisen. Vielleicht zum Wochenende, wenn alles gut geht.

Eine zeitigere Anreise scheitert nicht daran, dass Hoffheinz nicht bereit oder in der Lage wäre, die strengen Auflagen, mit der aktuell eine Einreise verbunden ist, zu erfüllen. So dürfen die Erntehelfer nur mit dem Flugzeug einreisen und müssen am Flughafen von den Betrieben abgeholt werden. Die Helfer werden dann einem Gesundheitscheck unterzogen und sollen in den ersten 14 Tagen von anderen Saisonkräften getrennt werden. Es wird gefordert, dass die Unterkünfte für die Erntehelfer nur zur Hälfte belegt werden.

Der Grund ist ein anderer: Im Moment, sagt Hoffheinz, gehe es total chaotisch zu, um die Leute, wie vorgeschrieben, mit dem Flugzeug nach Deutschland einreisen zu lassen. Sowohl auf deutscher als auch auf rumänischer Seite.

Bis Montag 22 Uhr sei es ihm und vielen anderen Landwirten nicht möglich gewesen, Arbeitskräfte-Anforderungen und Anmeldungen beim Bauernverband online abzugeben, der die einzelnen Bedarfe dann an die zuständigen Bundesbehörden weiterleitet. Die Seiten seien nicht früher abrufbar gewesen. „Wir saßen alle vor dem Computer und schauten stündlich in der Hoffnung, dass sich endlich etwas bewegt“, sagt Hoffheinz. Die Befürchtung lag nahe, dass irgendwann das monatliche 40 000-Mann-Kontingent erschöpft sein könnte und sich dann nichts mehr bewegt.

Dazu kämen auch große Schwierigkeiten, vor denen die Rumänen stünden, bevor sie überhaupt die Reise nach Deutschland mit dem Flugzeug antreten. Um sich als Erntehelfer registrieren zu lassen, müsse bereits eine Flugnummer angegeben werden, obwohl vielfach noch gar kein Flug nach Deutschland gebucht wurde.

Gestern Mittag zeichnete sich für die Rumänen, die nach Genthin kommen wollen, dennoch eine Lösung ab. Henning Hoffheinz erhielt nach langem Hin- und Her ein Angebot, einen Flug Bukarest-Hamburg für seine Leute zu buchen, zu denen er über seinen Vorarbeiter ständig Kontakt hält. „Wir mussten möglichst schnell auf das Angebot reagieren, denn nur die Schnellsten erhalten auch den Zuschlag“, berichtet Hoffheinz.

Normalerweise, rechnet der Spargelbauer vor, beliefen sich die Unkosten für einen Flug von Rumänien nach Deutschland etwa auf 130 Euro, pro Person müssten für die Abholung mit den Bus noch einmal weitere 120 Euro veranschlagt werden. Mittlerweile gebe es kombinierte Angebote von Reisebüros und Fluggesellschaften, die für 499 Euro pro Person eine Anreise anbieten. Für den Flug, den Hoffheinz für seine Leute ergattern muss, kommt er pro Person mit 270 Euro auf. Der Genthiner Spargelhof verfügt als kleinerer Erzeuger nicht über Spielräume wie große Unternehmen der Branche, die Flüge eigens für gut 200 Leute chartern.

Henning Hoffheinz ist bescheiden, nur 15 von den ersten angekündigten 40 000 Erntehelfern würde er auf seinem Hof einsetzen wollen, um den Spargel auf den Feldern nicht umkommen lassen zu müssen. Bei den 15 Rumänen handelt es sich um Stammpersonal, das mit Genthin bereits gut vertraut ist. Auch für Hoffheinz ist es schon ohne Corona zunehmend schwerer geworden, Saisonkräfte aus Rumänien für die Spargelernte zu gewinnen. Für die 25 Erntehelfer, die gegenwärtig in Genthin im Einsatz sind, musste ein Arbeitsvermittler, der im Auftrag des Spargelhofes in Rumänien tätig ist, 60 Gespräche führen.

Er habe durchaus Verständnis dafür, dass die Rumänen in Corona-Zeiten zurückhaltend auf Arbeitsangebote aus Deutschland reagierten, macht Hoffheinz klar. In ihrer Heimat gelten die gleichen Auflagen wie in Deutschland, die Leute seien daheim, Schulen und Kitas wären geschlossen. Warum sollten Rumänen in dieser Situation nach Deutschland kommen, zumal sie in der Ungewissheit lebten, ob und wann sie wieder in ihre Heimat einreisen können.