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Spenden Aufruf aus Güsen verwirrt in Hessen

Ein Spendenaufruf des Fördervereins Bürger-Bahnhof Güsen verursacht Verwirrung in der hessischen Presse.

Von Julia Irrling 23.07.2020, 05:47

Güsen l Der Förderverein Bürger-Bahnhof Güsen wollte zur Erhaltung der historischen Bahnstrecke der Hersfelder Kreisbahn beitragen. Also rief er dazu auf, Patenschaften für Schwellen zu übernehmen, gegen eine Spende von 50 Euro. Das hat jüngst in der hessischen Gemeinde Schenklengsfeld und im Internet Verwirrung gestiftet. Der Güsener Verein sah sich Anfeindungen ausgesetzt, seine Seriosität wird in öffentlichen Facebookgruppen in Frage gestellt. Auch die Volksstimme erreichten Zuschriften aus Hessen, die dem Verein unlautere Absichten unterstellen.

Dreh- und Angelpunkt der Anschuldigungen: Die Bahnschwellen gehören nicht den Güsenern, sondern dem Förderverein Werra-Fulda-Bahn. Und in einem Zeitungsartikel der Hersfelder Zeitung, der am 13. Juni erschien, erklärten Schenklengfelds Bürgermeister Carl Christoph Möller und der Vorsitzende des Fördervereins Werra-Fulda-Bahn, Jürgen Baumgardt, dass die Aktion nicht mit ihnen abgesprochen worden sei.

Der Förderverein Bürger-Bahnhof kündigte daraufhin die Zusammenarbeit mit dem Förderverein Werra-Fulda-Bahn auf – die Güsener hatten unter anderem beim regelmäßigen Freischneiden der Strecke geholfen. Nun nähern sich die Parteien wieder an. Die Beteiligten sind sich einig: Ursache war ein Kommunikationsproblem.

„Das ist alles vollkommen harmlos“, meint Jürgen Baumgardt. Der Kontakt zu den Güsener Eisenbahnfreunden bestehe nun seit drei Jahren, seit der Förderverein Werra-Fulda-Bahn ein Teilstück der Kreisbahnstrecke auf der Internetplattform ebay zum Verkauf angeboten hatte. Der Güsener Verein habe sich daraufhin gemeldet und Unterstützung bei der Erhaltung der Strecke angeboten. Ein Engagement, das von Jürgen Baumgardt gern gesehen wurde. „Wir haben immer mit vollster Zufriedenheit mit ihnen zusammengearbeitet“, so Baumgardt. Der Volksstimme liegen jedoch Hinweise vor, dass innerhalb des Vereins die Meinungen bezüglich der Zusammenarbeit mit dem Bürger-Bahnhof auseinander gehen.

Baumgardt berichtet weiter, der Güsener Verein habe einen Nutzungsvertrag mit ihnen geschlossen, der ihn unter anderem zu Pflege und Instandsetzungsarbeiten an der Strecke berechtigt.

Die Idee mit den Schwellenpatenschaften sei bei der letzten Begehung im Februar entstanden, erzählt Baumgardt weiter. Die Güsener hätten vorgeschlagen, Spenden zu sammeln, um die maroden Holzschwellen gegen solidere Betonschwellen austauschen zu können. Baumgardt begrüßte den Vorschlag damals, es hätte aber weiterer Abstimmung bedurft. „Die Jungs waren da einfach etwas voreilig,“ zeigt sich der Schenklengsfelder locker.

Auch Bürgermeister Carl Christoph Möller bestätigt auf Nachfrage hin, bei der Streckenbegehung dabei gewesen zu sein. Auch ihm habe die Idee mit den Schwellenpatenschaften gefallen. Man hätte sie allerdings vorher nochmal durchsprechen müssen. „Sie sind da vorgeprescht, auch wenn es gut gemeint war“, sagt Möller.

„Wir haben bereits mit Jürgen Baumgardt telefoniert und wollen uns wieder zusammenraufen“, sagt Daniel Groener, Vorsitzender des Bürger-Bahnhofs. Es habe sie geärgert, dass zunächst der Eindruck erweckt worden war, dass es bei der Begehung keine Absprachen bezüglich der Schwellenpatenschaften gegeben habe, ergänzt Vereinskollege David Strößner.

Hinzu kamen dann noch die Anfeindungen im Internet. „Wir hatten beschlossen, uns da in Zukunft rauszuhalten, weil wir auch genug mit Projekten in unserer Region zu tun haben“, so Groener. Der gelernte Lokführer, der mit seiner Firma Gleisbaustellen betreut, schließt aber ein Wiederaufleben der Zusammenarbeit nicht aus.

Der Aufruf, Schwellenpate zu werden, ist indes auf der Internetseite des Vereins noch zu lesen. „Seit einem Hacker-angriff kommen wir nicht mehr an unsere Homepage“, erklärt Strößner, daher habe er den Eintrag noch nicht löschen können. In dem Text zur Patenschaft wird kein Spendenkonto genannt, sondern dazu aufgefordert, sich über ein Kontaktformular an die Güsener zu wenden. So sollte zunächst abgeklopft werden, wie groß das Interesse sei. „Spenden für Schwellenpatenschaften haben wir keine eingenommen“, sagt Strößner.

Ob und wie es mit der Instandsetzung der Eisenbahnstrecke in Hessen weitergeht, hängt auch davon ab, ob die Gemeinde Schenklengsfeld die zwölf Kilometer lange Strecke kauft. Denn dann wäre nicht mehr der Förderverein Werra-Fulda-Bahn Ansprechpartner für den Güsener Förderverein, sondern die Gemeinde.

Und die hat ein starkes Interesse am Kauf, wie Bürgermeister Carl Christoph Möller verdeutlicht, denn durch die Strecke lässt sich ein Industriegebiet erschließen. Es gebe auch schon ein Unternehmen, das die Strecke betreiben würde. „Nichtsdestotrotz würden wir dem Förderverein Werra-Fulda-Bahn Zugeständnisse machen“, sagt Möller. So könne dieser die Gleise touristisch nutzen, wenn sie nicht für den Warentransportverkehr gebraucht würden.