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Traditionsende Pflegeschule verlässt Genthin

Die Krankenpflegeschule des Johanniter-Krankenhauses Genthin-Stendal verlässt Altenplathow. Das wurde in einer Pressekonferenz verkündet.

Von Simone Pötschke 08.05.2020, 01:01

Genthin l Die Krankenpflegeschule des Johanniter-Krankenhauses Genthin-Stendal verlässt ihren Traditionsstandort Altenplathow. Gesundheits- und Krankenpfleger werden zukünftig auf dem Gesundheitscampus Altmark ausgebildet. Schon ab Beginn des neuen Ausbildungsjahres im August.

Das gab Dr. Thomas Krössin, Geschäftsführer der Johanniter GmbH bei einer Pressekonferenz in Stendal bekannt.

In der Genthiner Öffentlichkeit wurde diese Nachricht mit Überraschung und Befremden aufgenommen. Im März wurde in der Kanalstadt lediglich darüber spekuliert, ob die Krankenpflegeschule wegen Corona geschlossen werden müsste. Das hatte die Pressestelle auf Anfrage verneint.

Gerüchte um eine mögliche Schließung der Schule gibt es allerdings bereits, seitdem die Johanniter Genthin als Krankenhaus-Standort aufgegeben haben. Es fehlte seither nicht an Beteuerungen der Johanniter, dass die Krankenpflegeschule in Genthin für die Zukunft gut aufgestellt sei.

Für die nun kurzfristig bevorstehende Schließung gab es zumindest für die Stadt Genthin keinerlei Anzeichen. Davon sei in den Gesprächen, in denen die Stadt mit den Johannitern zur Errichtung einer Portalklinik stehe, bisher nicht die Rede gewesen, sagte Genthins Bürgermeister Matthias Günther (parteilos).

Die Schließung hatte der Johanniter-Geschäftsführer ausschließlich über die Stendaler Volksstimme kommuniziert. Eine Erklärung, warum die Stadt Genthin nicht im Vorfeld ins Vertrauen gezogen wurden, gaben die Johanniter bisher nicht.

Dr. Thomas Krössin war gestern telefonisch für eine mündliche Stellungnahme kurzfristig nicht erreichbar. In einem Brief an Landrat Steffen Burchhardt (SPD) begründete Dr. Thomas Krössin die Aufgabe der Krankenpflegeschule in Genthin damit, dass sich im Rahmen der Krankenpflegeausbildung aufgrund der neuen, sogenannten generalistischen Ausbildung umfangreiche Veränderungen ergeben hätten. Das heißt, dass sowohl Pflegende in Kliniken als auch in der stationären und ambulanten Altenpflege ab diesem Ausbildungsjahr gemeinsam ausgebildet werden. Das erfordere von den Johannitern, so der Geschäftsführer, die Anzahl der Klassen deutlich zu erhöhen. Am Standort Genthin würden die Johanniter mit diesen neuen Anforderungen an ihre Grenzen stoßen. Zudem sei nachteilig, dass die Lehrkräfte, die in der Stendaler Klinik tätig sind, zum Standort Genthin weite Fahrwege in Kauf nehmen müssen. „Für unsere Schüler“, gibt Dr. Krössin des Weiteren in dem Brief zu bedenken, „sei mittlerweile auch das Angebot an Freizeitaktivitäten ein wichtiger Entscheidungsfaktor“.

Hier konkurriere Stendal mittlerweile mit großen Städten. „Dieser neuen Situation müssen wir uns schnell anpassen, da eine Schule elementar für unsere Fachkräftegewinnung ist“, begründet der Geschäftsführer in seinem Schreiben. Der Landkreis ist Eigentümer der Immobilie, in der die Krankenpflegeschule untergebracht ist.

Gegenwärtig werden in Genthin 84 Krankenpflegeschüler unterrichtet. Dr. Thomas Krössin kündigte bei der Pressekonferenz an, dass in Stendal eine Ausbildungsstätte mit 120 Schülern entstehen werde. Die Krankenpflege-Ausbildung in Altenplathow wird seit 1947 praktiziert, seit 1995 erfolgt sie hier für die Johanniter-Häuser Stendal und Genthin gemeinsam.