Tino Köppe wird von Stromabschaltung überrascht/EON. Avacon reagiert auf Volksstimme-Nachfrage Wenn Briefe nicht zustellbar sind, geht das Licht aus
Als Tino Köppe aus Altenplathow am Mittwoch vergangener Woche seine Wohnung betrat, war er vom Donner gerührt. Die EON.Avacon AG hatte ihm den Strom abgedreht - vorläufiger Schlusspunkt unter ein monatelanges Hin und Her zwischen Kunden und Stromanbieter. Nach einer Volksstimme-Anfrage lenkt EON.Avacon jetzt ein.
Genthin. Tino Köppe ist ein ordentlicher Mensch. Als er am 1. September vergangenen Jahres mit seiner Freundin An der Mäsche in Altenplathow eine neue Wohnung bezog, meldete er sich mit seiner Partnerin vorschriftsgemäß bei der EON. Avacon an. Dass zwei Namen bei der Anmeldung verwendet wurden, sollte später erhebliche Konsequenzen haben.
Monate vergingen - doch der Stromanbieter reagierte auf die Anmeldung nicht. Tino Köppe wurde langsam unruhig, im November brachte er sich beim Stromversorger erstmals schriftlich in Erinnerung. Im Dezember kam dann ein Mitarbeiter der EON.Avacon zum Strom-Ablesen. Er beruhigte den jungen Mann, von nun an ginge alles seinen gewohnten Gang.
Als sich wieder nichts tat, schrieb der Altenplathower erneut nach Helmstedt, den Sitz des Vertriebes des Stromanbieters, und machte auf die Misere aufmerksam. Das war Ende März. Die erhoffte Reaktion blieb allerdings wieder aus. Dafür gab es in der vergangenen Woche eine unliebsame Überraschung. Ein Mitarbeiter der EON.Avacon suchte die Vermieterin auf und drehte am Mittwoch vergangener Woche den Stromhahn für Tino Köppe und seine Freundin zu. Zunächst war Tino Köppe noch der Annahme, nach Klärung aller Missverständnisse doch noch schnell "ans Netz" zu kommen. Vergeblich - ein stromfreies Wochenende blieb ihm zu seinem großen Ärger nicht erspart.
An der Hotline des Stromversorgers wurde dem Altenplathower zunächst gesagt, dass er den Mietvertrag einzusenden habe.
Damit kam nun langsam Licht ins Dunkel der Verwirrung. Wie Tino Köppe gegenüber Volksstimme sagte, habe EON.Avacon sämtliche Schreiben an seine Lebensgefährtin adressiert. Und weil ihr Name nicht auf dem Postkasten seiner Wohnung vermerkt sei, seien alle Schreiben an den Absender zurückgegangen. Die Erklärung von Pressesprecherin Carolin Westermann deckt sich nahezu mit Köppes Schilderung: "Der Vormieter hatte uns bei seinem Auszug die Lebensgefährtin des Kunden als Nachmieterin mitgeteilt. Wie wir erst jetzt, im Juni 2011, erfahren haben, ist die genannte Lebensgefährtin jedoch nie mit in die Wohnung eingezogen, weshalb auch ihr Name nicht am Briefkasten vermerkt war. Entsprechend konnte die an sie adressierte Post in den vergangenen Monaten nicht zugestellt werden."
Doch das monatelange Hin und Her hat für Tino Köppe auch ein finanzielles Nachspiel. "Von den Stromkosten in Höhe von 284 Euro rede ich nicht", sagte er. "Den Strom haben wir schließlich verbraucht."Gegen das Entrichten der Kosten für das Mahnverfahren und der Kosten für das An- und Abklemmen des Stroms wehrt sich der Altenplathower allerdings heftig. Sie belaufen sich auf etwa 200 Euro. In die Weigerung, diese Kosten auf sich zu nehmen, mischt sich auch Frust darüber, dass er tagelang im Dunkeln sitzen musste. Bei der EON.Avacon-Hotline habe man ihm zur Auskunft gegeben, dass das Anklemmen des Stroms durchaus nicht so schnell vonstatten gehen müsse. Schließlich hätten die Monteure Tourenpläne, die sie nach und nach abarbeiteten. Die Bundesnetzagentur habe ihm hingegen versichert, dass der Stromversorger die Pflicht einer Grundversorgung habe. "Ich sehe in dem Abschalten des Stroms einen reinen Willkürakt", ist der junge Mann sauer.
Der Strom kam in der Wohnung von Tino Köppe schließlich am Montagnachmittag wieder.
Inzwischen scheint es nach einer Volksstimme-Anfrage so, als ob Tino Köppe das ungeliebte Kapitel abhaken könne. Die EON.Avacon-Pressesprecherin gegenüber Volksstimme: "Wir bedauern, dass die Ende 2010 zugesagte Klärung der Angelegenheit nicht erfolgte. Wir haben die Angelegenheit nun rückwirkend im Sinne des Kunden und ohne Nachteile für ihn geklärt. Auch die entstandenen Mahn- und Sperrkosten werden entsprechend erstattet. Wir werden uns auch noch einmal persönlich mit dem Kunden in Verbindung setzen und uns für die entstandenen Unannehmlichkeiten entschuldigen."
Die diversen Schreiben, die Tino Köppe in der Vergangenheit an den Stromversorger gerichtet hatte, sind aber dennoch bis heute nicht auffindbar.