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Feinstaubbelastung soll gesenkt werden / Gartenfeuer bereits verboten / Kamine und Heizungen tragen zur Umweltbelastung bei Wie sinnvoll ist eine Umweltzone im Kreis?

Von Anja Guse 13.07.2011, 06:34

Magdeburg führt sie ein, und in Halle (Saale) kommt sie auch - die Umweltzone. Damit soll die Feinstaubbelastung deutlich gesenkt werden. Ist das auch eine Option für das Jerichower Land? Schließlich werden trotz Verbrennverbots an manchen Tagen die Grenzwerte für Feinstaub deutlich überschritten.

Burg/Genthin. Die gute Nachricht vorweg: Eine Umweltzone im Jerichower Land wird vorerst nicht kommen. Dies erklärt Dr. Ulrich Zimmermann, Fachbereichsleiter im Landesamt für Umweltschutz und Verantwortlicher des Luftüberwachungssystems, auf Volksstimme-Nachfrage. Und auch Bernhard Ruth, Sprecher der Stadt Burg, sagt: "Im Moment ist dies kein Thema bei uns."

"Nach unseren Berechnungen ist Burg nicht so auffällig, dass hier in diesem Maße gehandelt werden müsste. Eine Umweltzone spielt noch keine Rolle", sagte Zimmermann. Eine Messstation befindet sich im Burger Flickschupark in der Nähe einer Gartenanlage. Verkehrsrelevante Daten würden damit zwar nicht erhoben werden, doch dazu bestünde auch keine Veranlassung.

Und dennoch geben die Messdaten durchaus zu bedenken. Im vergangenen Jahr wurde der Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft (Tagesmittelwert) in Burg 26 Mal überzogen. Bis zu 35 Mal ist pro Jahr erlaubt. Einmal wurde im April, dem einstigen Verbrennmonat, in dem Gartenabfälle noch durch Anzünden entsorgt werden durften, überzogen. Alle anderen Überschreitungen beschränken sich auf die Monate Januar, Februar und Dezember sowie jeweils ein Mal im März und im November. Der höchste Wert sei laut Zimmermann am 26. Januar mit 126 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen worden.

Grund für diese Werte: Im Winter wird mehr geheizt. Dabei werden fossile Brennstoffe wie Holz und Kohle verbrannt. Auch ungünstige Wettereinwirkungen, Waldbrände und die Landwirtschaft können die Werte in die Höhe treiben. Der Straßenverkehr trage ebenso bei.

Letzterer ist Grund für die Städte Magdeburg und Halle (Saale), zum September eine Umweltzone einzurichten, nicht immer ganz freiwillig. Gestritten wird über die Wirksamkeit dieser drastischen Maßnahme. Für Autos besteht dann Plakettenpflicht. Fahrzeuge mit hohen Schadstoffausstoß (rote Plakette) haben in der festgelegten Zone Fahrverbot. Auch Autofahrer, die nur zu Besuch in der Landeshauptstadt weilen, müssen sich daran halten.

Im Jerichower Land gilt seit Frühjahr das Verbot zum Verbrennen von pflanzlichen Gartenabfällen (Volksstimme berichtete). Die Aufregung unter den Bürgern war groß, dutzende Anrufe und Schreiben erreichten die Redaktion. Mit dem Verbot soll die Belastung der Umwelt durch Feinstaub gesenkt werden.

Obwohl 2010 in den entsprechenden Verbrennmonaten kaum die Grenzwerte erreicht oder gar überschritten wurden, begrüßt Zimmermann die Entscheidung des Landkreises. "Es besteht kein Zweifel, dass das Verbot einen signifikanten Beitrag zur Umweltverbesserung beisteuert", meint er.

Insbesondere die Kreisstadt sei ein klassisches Beispiel gewesen, in der in den vergangenen Jahren anhand von Messdaten genau aufgezeigt werden konnte, wann und wo gezündelt wurde. Auch wenn es, wie 2010 geschehen, Jahre mit kaum messbaren Belastungen gegeben habe, weil beispielsweise der Wind den Staub in eine andere Richtung trug und nicht zur Messstation.

Jetzt heißt es weiter handeln, überlegen, was noch möglich ist. "Einzelne Reserven bestehen beim Einsatz von häuslichen Kaminen", meint Zimmermann. Manchmal werde nicht zugelassener Brennstoff oder feuchtes Holz verwendet. Auch unsachgemäßer Verbrauch verursache ein Mehr an Feinstaub. Wichtig sei auch die regelmäßige Reinigung der Straßen. Hier werde ebenfalls immer wieder Staub aufgewirbelt.

Eingeatmeter Feinstaub kann sich in den Lungen absetzen und so auch in die Blutbahn gelangen. Je nach Zusammensetzung kann der Staub auch Stoffe enthalten, die im Verdacht stehen, Krebs zu erregen.